Daimler: Källenius wohl für mehr Tempo bei E-Roadmap
Daimler bereitet sich einem Medienbericht zufolge auf ein mögliches früheres Aus für Benzin- und Dieselmotoren in Europa vor. Dazu geben unter anderem neue Pläne der EU-Kommission Anlass. Vorstandschef Ola Källenius wolle die Elektrifizierung der Mercedes-Modellpalette deshalb weiter beschleunigen.
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Das berichtet das „Manager Magazin“ unter Berufung auf Konzernkreise. Demnach sollen „etliche Elektroautos der ab 2024/2025 geplanten nächsten Generation“ um ein Jahr früher auf den Markt kommen. Und: Mehr als die Hälfte der aktuellen Modelle bekomme in der Neuauflage nur noch Elektroantriebe. Außerdem soll der Konzern laut „Manager Magazin“ selbst mit einem – bislang rundweg abgelehnten – Einstieg in die Batteriezellenfertigung liebäugeln. Källenius wolle den beschleunigten Elektrokurs wohl noch vor der Sommerpause öffentlich machen.
Der Bericht des Wirtschaftsmagazins legt nahe, dass die Straffung des Zeitplans weniger auf Eigenmotivation als auf der Befürchtung strengerer politischer Rahmenbedingungen rührt: Källenius bereite Mercedes-Benz-Pkw auf ein Extremszenario vor wie das von den Grünen geforderte Aus für Verbrennerantriebe ab 2030, heißt es. Dabei muss nicht einmal die nationale Politik ausschlaggebend sein: Die EU-Kommission plant heutigen Informationen zufolge offenbar noch strengere Vorgaben für die CO2-Emissionen von Neuwagen: Laut dem Politikportal „Politico“ erwägt das Gremium, das derzeitige CO2-Reduktionsziel für das Jahr 2030 von 37,5 auf 60 Prozent anzuheben. Für 2035 sollen dann gar 100 Prozent gelten. Faktisch ein Verbrenner-Verbot.
Daimler verfolgt bisher offiziell das Ziel, bis 2039 eine CO2-freie Flotte zu erreichen. Bereits im Februar gab es Hinweise, dass der Konzern ein vorzeitiges Ende des Verbrenners plant. Seinerzeit berichtete das „Handelsblatt“ ohne Nennung von Quellen, dass Källenius im Vorstand Szenarien durchspielen lasse, wonach Mercedes nicht erst 2039, sondern schon fünf oder acht Jahre früher nur noch Neuwagen mit Elektroaggregaten anbieten könnte.
Zum „Symbol dieses beschleunigten Wandels“ könnte laut dem Bericht aus dem Februar die nächste Generation der S-Klasse werden, die offenbar 2028 auf den Markt kommen soll. „Macht Källenius Ernst mit seinem beschleunigten Umstieg, gäbe es sie voraussichtlich nur noch als Stromer“, so das „Handelsblatt“. Bei der aktuellen Generation der S-Klasse hat sich Mercedes noch bewusst dafür entschieden, die S-Klasse als konventionelleres Auto maximal als Plug-in-Hybrid zu bringen. Den Elektro-Part übernimmt ab diesem Herbst der vollelektrische EQS auf einer eigenen Plattform.
Zu einer früheren Gelegenheit hatte Källenius in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ selbst angedeutet, dass die bisherigen Zwischenetappen beim Absatz von reinen Elektroautos und Plug-in-Hybriden – ein Viertel bis 2025, die Hälfte bis 2030 – nach oben korrigiert werden könnten. Der Unternehmenschef rechnet damit, bis 2030 mit E-Autos ebenso hohe Margen erzielen zu können wie mit Verbrennungsmotoren.
Die nationale Premium-Konkurrenz bewegt sich unterdessen ebenfalls. Erst gestern meldeten Medien, dass Audi von 2026 an keine neuen Modelle mit Verbrennungsmotoren mehr herausbringen wolle – auch keine Hybridfahrzeuge. Der Verkauf soll hingegen erst Anfang der Dreißigerjahre enden.
BMW geht moderater vor und hat sich als Ziel einen weltweiten Elektroauto-Absatz bis 2030 von mindestens 50 Prozent gesetzt. Daneben plant der Münchner Autobauer den Wandel der Marke Mini zum reinen E-Auto-Hersteller.
Update 22.06.2021: Es verdichten sich die Anzeichen, dass Daimler tatsächlich den bisher abgelehnten Einstieg in die Produktion von Batteriezellen vollzieht. Nach unserem obigen Bericht auf Basis von Informationen des „Manager Magazin“ schreibt „Business Insider“ nun unter Berufung auf Unternehmenskreise, dass Konzernchef Ola Källenius die entsprechende Entscheidung bereits gefällt habe.
Ungeklärt sei dabei aber noch, ob Daimler die Zellen in kompletter Eigenregie oder in Zusammenarbeit mit einem Partner produziert. Auch wo und wann die Produktion starten soll ist noch unbekannt. Einer der Gründe für den Sinneswandel bei Daimler seien die mutmaßlichen Qualitätsprobleme bei den eigentlich eingeplanten Batteriezellen des Zulieferers Farasis Energy.
manager-magazin.de, businessinsider.de (Update)
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