2nd-Life-Akkus: Tier kooperiert mit deutsch-indischem Startup Nunam

Alte Batteriezellen aus E-Tretrollern von Tier Mobility sollen künftig ein zweites Leben in ländlichen Gebieten Indiens führen. Für dieses Ziel ist der Berliner Mikromobilitäts-Anbieter eine Partnerschaft mit dem deutsch-indischen Startup Nunam eingegangen.

Der Plan der beiden Unternehmen: Aus gebrauchten Batterien sollen neue Energiespeichersysteme werden, die dann kleine Geräte wie Smartphones, Ventilatoren oder Lampen mit Strom versorgen. „Wir sind mehr als glücklich, mit Nunam zusammenzuarbeiten, um einen nachhaltigen Weg zu finden, unsere Batterien weiter zu nutzen – auch nachdem sie viele Jahre in unseren Elektrofahrzeugen ihren Dienst getan haben”, sagt Lawrence Leuschner, Mitgründer und CEO von Tier. Neben dem Umwelt-Aspekt wolle sich das Unternehmen auch auf den sozialen Aspekt konzentrieren und „Gemeinden in Indien mit unseren Second-Life-Batterielösungen unterstützen“.

Second-Life-Lösungen sind nach Ansicht von Tier nachhaltiger als Recycling-Maßnahmen. Das Unternehmen erläutert in einer Pressemitteilung, dass Batterien „auch nach mehreren hundert Ladezyklen noch mehr als 80 Prozent ihrer Kapazität besitzen“. Dies böte die Chance zur Wiederverwendung. Zwar reiche die Höchstleistung der Batterien nicht mehr für den Betrieb eines E-Scooters aus, die einzelnen Zellen aber verfügten noch über die volle Kapazität, eine Ladung zu halten.

Das Startup Nunam soll die Zellen aus den gebrauchten E-Scooter-Batterien extrahieren und sie auf ihre Effizienz testen. Jene, die den Test bestehen, werden wiederverwertet. Dafür werden die Akkuzellen erneut gebündelt und in Powerbanks integriert, um dann schließlich zum Einsatz in den kleineren Geräten zu kommen.

Nunam hat Sitze in Berlin und Bangalore. Das Unternehmen hat sich auf eine Technologie zur Wiederverwendung von Lithium-Ionen-Batterien spezialisiert. Den Angaben zufolge hat es seit der Gründung im Jahr 2017 bereits verschiedene Arten von Second-Life-Batteriesystemen in Indien und Deutschland eingesetzt und implementiert. Die Batterien wurden demnach aus verschiedenen Geräten geschöpft – vom Laptop bis hin zu Elektrofahrzeugen, heißt es.

Die Partnerschaft mit Nunam ist der jüngste Schritt von Tier, um sein Engagement für Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft auszubauen. Im Februar gab das Unternehmen seine Partnerschaft mit dem Batteriehersteller Northvolt bekannt. Erklärtes Ziel des Unterfangens ist es, die Nachhaltigkeit von E-Tretroller-Batterien sowie deren Rohstoffbedarf zu verbessern. In einem ersten Pilotprojekt sollen bis zum Ende dieses Jahres 5.000 Tier-Scooter mit Batterien von Northvolt ausgerüstet werden. Die Batterien sollen offenbar in den E-Tretrollern der neuen Generation eingesetzt werden, bei denen die Batterie ausgetauscht werden kann.

Erst kürzlich konnte sich Tier Mobility zusätzliches Kapital sichern, um den Ausbau seiner Flotten voranzutreiben. Die Berliner erhielten 60 Millionen US-Dollar (49 Millionen Euro) Kreditfinanzierung von Goldman Sachs. Voraussetzung für den Kredit war offenbar die vorausgegangene Finanzierungsrunde über 250 Millionen Dollar im Herbst 2020. Für Goldman Sachs waren aber auch die Geschäftsentwicklung in der Covid-19-Krise und gewonnene Ausschreibungen in London, Paris und Dubai wichtig.
lifepr.de

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