Volvo: US-Fabrik Ridgeville wird zum reinen Elektro-Werk

Der schwedische Autohersteller Volvo Cars wird sein Werk Ridgeville im US-Bundesstaat South Carolina in eine reine Elektroauto-Produktionsstätte umwandeln. Dort sollen „vollelektrische Autos der neuen Generation gebaut werden – noch vor Europa und vor China“.

Das kündigte CEO Håkan Samuelsson gegenüber dem Branchenmedium „Automotive News“ an. Das Werk, in dem aktuell nur die Mittelklasse-Limousine S60 gefertigt wird, soll zunächst um zwei elektrische Crossovers erweitert werden: Ab dem kommenden Jahr soll dort wie bereits offiziell angekündigt die Produktion des Elektro-SUV Polestar 3 für den US-Markt beginnen. Hinzu kommt die Batterie-elektrische Version des Volvo XC90.

Bereits Anfang 2020 gab es Gerüchte, wonach der elektrische XC90 im Werk Ridgeville gebaut werden könnte, was nun bestätigt wurde. Noch nicht offiziell ist, ob auch der vor einigen Tagen im Rahmen des angekündigten Batterie-Joint-Ventures von Volvo Cars mit Northvolt bestätigte rein elektrische Nachfolger des Volvo XC60 ab Ende 2024 in dem US-Werk produziert werden könnte. Details dazu dürften beizeiten folgen.

Das nordwestlich der US-Stadt Charleston liegende Werk wurde vor drei Jahren in Betrieb genommen. Nach früheren Aussagen des Autoherstellers wurden in den Standort etwa 700 Millionen Dollar investiert, um dort künftig Elektroautos zu bauen. Laut Samuelsson wird es nun die „erste Fabrik der Welt sein, in der unsere vollelektrischen Autos der neuen Generation gebaut werden – noch vor Europa und vor China“. „Charleston wird eine sehr wichtige Rolle in unserer Elektrifizierungsstrategie spielen“, führt Samuelsson aus. „Es ist eine riesige Investition, die wir hier tätigen.“

Die Batterie-elektrischen Fahrzeuge, die auf dem eigens entwickelten Baukasten SPA (Scalable Product Architecture) basieren, sollen über eine fortschrittliche autonome Fahrerassistenztechnologie verfügen. „Wir haben eine neue Technologie entwickelt, einschließlich einer völlig neuen Architektur, die komplett elektrisch ist“, sagte Samuelsson.

Die künftig im Werk Ridgeville gebauten E-Autos sind in erster Linie für den US-Markt bestimmt, doch es gebe die Kapazitäten, bei Bedarf auch Überseemärkte zu beliefern, heißt es in dem Bericht weiter. Zumindest was den elektrischen XC90 betrifft, wird die Fabrik zunächst das weltweite Produktionszentrum sein. Von dort aus soll der XC90 BEV „zuerst nach Europa und möglicherweise nach China exportiert“ werden, wie Javier Varela, Leiter des Industriebetriebs bei Volvo Cars, erläuterte. Die Absicht sei nicht, „ein Super-Hub zu bauen, um von hier aus zu exportieren“, so Varela. „Es geht darum, eine Anlage zu haben, die diesen Markt beliefern kann und dann mit Flexibilität dazu beiträgt, andere Märkte zu beliefern.“

Seit dem Start im Herbst 2018 hat das Werk nach Angaben von LMC Automotive allerdings nur einen Bruchteil seiner Jahreskapazität von 150.000 Fahrzeugen erreicht. Im vergangenen Jahr baute Volvo in Ridgeville demnach weniger als 26.500 S60-Mittelklasse-Limousinen.

Polestar gab unterdessen Mitte Juni bekannt, dass die Produktion des SUV-Modell namens Polestar 3 für Kunden voraussichtlich im Jahr 2022 in den USA vor Ort in Ridgeville beginnen wird. Zu dem Fahrzeug ist noch nicht viel bekannt: Vollständige Produktdetails wollen die Schweden erst zu einem späteren Zeitpunkt publik machen.

Polestar wurde 2017 von Volvo Cars und der Geely Holding gegründet. Dass sich Polestar eine Produktionsstätte mit Volvo Cars teile, unterstreiche die bedeutenden industriellen und finanziellen Synergien, die sich aus der Eigentümerstruktur ergeben, betonten die Schweden jüngst. „Die Produktion in den USA reduziert sowohl die Lieferzeiten als auch die Umweltbelastung, die mit dem Transport von Fahrzeugen rund um die Welt verbunden ist. Sie wird sich sogar positiv auf den Preis des Polestar 3 auswirken“, sagte Dennis Nobelius, COO bei Polestar.

Der Polestar 3 stellt das Debüt einer neuen Generation der Elektrofahrzeugarchitektur der Volvo Car Group dar, die von Grund auf für eine vollständige Elektrifizierung entwickelt wurde. Das Modell werde über autonome Fahrfunktionen und über branchenführende Konnektivitätsfunktionen verfügen, die auf Googles Infotainmentsystem Android Automotive OS basieren, heißt es.

Ganz neu ist zudem die Nachricht, dass die Volvo Car Group und Northvolt ein 50:50-Joint Venture gründen wollen, um nachhaltige Batterien zu entwickeln und zu produzieren. Zentrales Anliegen des Duos ist der Bau einer neuen Batteriezellenfabrik in Europa mit einer potenziellen Kapazität von bis zu 50 GWh pro Jahr. Beginnen will das Gemeinschaftsunternehmen jedoch mit der Implementierung eines Forschungs- und Entwicklungszentrums in Schweden, das 2022 in Betrieb gehen soll.

Die genannte Batteriezellenfabrik mit bis zu 50 GWh soll 2026 eröffnen und rund 3.000 Mitarbeiter beschäftigen. Der Standort steht noch nicht fest, dafür aber, dass die dort gefertigten Produkte speziell auf den Antrieb der nächsten Generation reiner Elektroautos von Volvo und Polestar zugeschnitten sein sollen. Das erste Auto mit Batteriezellen des neuen Joint Ventures wird nach Angaben der Partner der bereits oben erwähnte elektrische Nachfolger des Volvo XC60 sein. „Mit selbst entwickelten Zellen für unsere Elektroautos können wir uns darauf konzentrieren, den Kunden von Volvo und Polestar das zu bieten, was sie wollen, wie Reichweite und kurze Ladezeiten“, sagte Henrik Green, Chief Technology Officer bei Volvo Cars.
autonews.com

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