VW beginnt mit Over-the-Air-Updates für ID.-Modelle

Volkswagen startet in diesem Monat damit, Software-Updates Over-the-Air in die Modelle seiner ID. Familie auszuspielen. Anschließend strebt der Wolfsburger Konzern an, die Software seiner ID. Fahrzeuge alle zwölf Wochen auf den neuesten Stand zu bringen.

Das erste Fahrzeug, das von dem OTA-Update profitiert, ist der ID.3: Die neueste Software-Version „ID.Software 2.3“ wird per mobilem Datentransfer im Juli an Kunden des sogenannten „First Movers Club“ ausgeliefert. Es enthält laut Volkswagen „Anpassungen und Verbesserungen rund um Bedienung, Performance und Komfort“. Konkret beinhaltet das Update unter anderem erweiterte Funktionen des ID. Light, eine optimierte Umgebungserkennung und dynamische Fernlichtregulierung, eine verbesserte Bedienbarkeit und Designanpassungen des Infotainment-Systems sowie Performance- und Stabilitätsverbesserungen.

Updates für alle Kunden des ID.3, ID.4 und ID.4 GTX werden nach Angaben des Herstellers sukzessive folgen und anschließend im Zwölf-Wochen-Rhythmus erneuert. Voraussetzung für die OTA-Updates ist die Software-Version ID.2.1, die bei allen seit der Kalenderwoche 8 produzierten ID.-Modellen an Bord ist. Auch Kunden, eines früher produzierten ID.-Fahrzeugs erhalten die neue Software ID.2.1, müssen hierzu allerdings einmalig zu ihrem Händler. Das teilte Volkswagen in einer früheren Pressemitteilung vom März mit.

Die „Auto, Motor, Sport“ ergänzt unter Berufung auf Volkswagen, dass über alle Märkte gesehen, auf denen ID.3 und ID.4 inzwischen angeboten werden, inzwischen rund 70% mit der aktuellsten Version der ID-Software unterwegs sind. Und: Aus den Werken kommen jeden Tag rund 1.000 Autos hinzu. Der Bericht geht auch an weiteren Stellen über die offizielle Mitteilung aus Wolfsburg hinaus. So soll das erste Update für den regulären ID.3 sowie ID.4 und ID.4 GTX nicht vor dem dritten Quartal aufgespielt werden. Das Datenpaket sei zweigeteilt und rund 6,5 Gigabyte groß, das Aufspielen dauere 40  Minuten und dann nochmal bis zu 3 Stunden.

Auch zu weiteren OTA-Updates äußert sich die „Auto, Motor, Sport“: Demnach stehe „wahrscheinlich ab Oktober“ auch die „IDSoftware 3.0“ zur Verfügung, die dann auch „tiefgreifende Erweiterungen des Leistungsumfangs wie verbesserte Ladegeschwindigkeiten, Reichweiten-Updates und zusätzliche Services“ enthält.

Kommen wir zurück zur offiziellen VW-Mitteilung. In dieser wird Ralf Brandstätter, CEO der Marke Volkswagen Pkw, folgendermaßen zitiert: „Volkswagen drückt beim Thema Digitalisierung aufs Tempo. (…) Wir schaffen ein vollkommen neues, digitales Kundenerlebnis mit neuen Funktionen und mehr Komfort – und das alle zwölf Wochen. Damit bringen wir als erster Volumenhersteller tiefgreifende Over-the-Air Updates in Serie. Das ist ein wichtiger Meilenstein bei der Umsetzung unserer ACCELERATE Strategie, mit der wir Volkswagen fit machen für die vernetzte und digitale Mobilität der Zukunft.“

Die Software-Updates gelangen via mobilem Datentransfer direkt auf die zentralen Hochleistungsrechner (In Car Application Server, kurz ICAS) der ID.-Modelle. Diese übernehmen bei MEB-Fahrzeugen jene Funktionen, die bei früheren Fahrzeuggenerationen auf eine Vielzahl von Steuergeräten verteilt waren. „Die neue Elektronik-Architektur ist nicht nur leistungsfähiger und intelligenter, sondern vereinfacht auch den Austausch von Daten und Funktionen zwischen den Systemen im Fahrzeug. Dadurch können über die Over-the-Air Updates bis zu 35 Steuergeräte erreicht und aktualisiert werden“, teilt Volkswagen mit.

Zur kontinuierlichen Aktualisierung der Software im Fahrzeug haben die Wolfsburger eigens eine Projekteinheit namens ID. Digital gegründet. Diese soll Kunden-Feedback sammeln und flexibel auf Kundenbedürfnisse reagieren. ID. Digital ist wiederum eng mit Cariad verzahnt, der Car-Software-Organisation des Volkswagen-Konzerns. Dieses Zusammenspiel sorge für großes Software-Know-how, heißt es in einer begleitenden Pressemitteilung. „Over-the-Air Updates sind eine zentrale Funktionalität des digitalen, vernetzten Autos“, äußert Cariad-CEO Dirk Hilgenberg. „Sie werden für die Kunden zur Normalität werden – so wie das Herunterladen des neuesten Betriebssystems oder von Apps beim Smartphone.“

Mit Over-the-Air-Updates schafft die Marke Volkswagen nach eigenen Angaben die Voraussetzungen für neue Geschäftsmodelle, so wie sie in der ACCELERATE-Strategie angelegt sind. In Zukunft müssten sich Kundinnen und Kunden beim Kauf eines Fahrzeugs nicht mehr entscheiden, welche Funktionalitäten ihr Auto aufweisen solle – und welche Konfiguration einem möglichst hohen Wiederverkaufswert zuträglich seien. Denn: „Die Hardware wird weitgehend vereinheitlicht. Zusätzliche Funktionen und innovative Technologien lassen sich künftig via Software-Update nachträglich zubuchen“, heißt es aus der Konzernzentrale.
volkswagen-newsroom.com, auto-motor-und-sport.de

4 Kommentare

zu „VW beginnt mit Over-the-Air-Updates für ID.-Modelle“
Sig
06.07.2021 um 07:37
wenn hier Kartendaten für das Navi aktualisiert werden, ist dies ja o.k. wenn aber hier schwerwiegende, sicherheitsrelevante Fehler auf diese Art behobenwerden ist dies schon sehr bedenklich, siehe Bremsprobleme bei Model3 Erstauslieferungen. Wird hier bei der Zulassung ungenau gearbeitet? Wird jedes Update vollständig geprüft? ansonsten ist dies ja wohl mit SW-Manipulation gleichzusetzen und widerspricht vielen Zulassungsvorschriften.
Marcus
06.07.2021 um 22:59
Klar ist das bedenklich, aber so arbeiten heute viele, nennt sich "Release early". Bei der Software kannst du noch so viel testen, es gibt immer noch Fehler. Ist doch gut wenn sie schnell (über OTA) behoben werden.
Werner Oesch
06.07.2021 um 13:08
Was hier VW bringt und dies in ihren eigenen Worten, als sogenannt „erster Volumenhersteller“ ist bei Tesla seit Jahren state of the art. Tesla ist längstens ein Volumenhersteller geworden. VW schmückt sich hier mit fremden Federn. Ich bevorzuge lieber das Original als die Kopie. Mit betrügen und lügen hat VW als rechtsgültig in den USA verurteiler Betrüger bekanntlich Übung. Dies meine Replik als ehemaliger direkt Betroffener Diesel-VW-Kunde und als zwei ein halb Jahren zufriedener Tesla Kunde.
Hans Herbert
07.07.2021 um 08:36
Hier verwischt sich der Begriff des Kaufvertrags auf eine bedenkliche und nicht ungefährliche Weise. Ein System mit zugesicherten Eigenschaften zu erwerben wird zunehmend unmöglich, da sich die Eigenschaften per definitionem laufend ändern. Das wird juristisch zu großen Problemen führen, und letztlich wird es Kaufverträge geben, bei denen sich die Kunden vollständig den Herstellern unterwerfen müssen (also eigentlich nichts mehr erwerben). TESLA arbeitet seit Anfang an jenseits der Legalität. Sie sammeln private Daten; zudem gibt es nachgewiesene Fälle, bei denen TESLA sich nicht gescheut hat, in verkaufte Systeme individuell und willkürlich einzugreifen. Was in den USA niemandem auffällt, wird hoffentlich in Deutschland nicht so leicht zu machen sein. Es könnte aber auch den Untergang der Begriffe Kauf und Eigentum bedeuten und in Zukunft werden Fahrzeuge nur noch von den Herstellern verliehen. Vielleicht werden sich eines Tages auch nicht vernetzte und nicht manipulierbare Fahrzeuge verkaufen, als Renner.

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