Rimac übernimmt Mehrheit bei Bugatti
Der kroatische Elektroautobauer Rimac wird wie vermutet die Mehrheit bei der VW-Nobelmarke Bugatti übernehmen. Der Wolfsburger Konzern trennt sich damit von einer Marke, wird aber über Porsche weiterhin Anteile an dem neuen Unternehmen Bugatti-Rimac halten.
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Konkret soll noch in diesem Jahr ein Joint Venture namens Bugatti-Rimac gegründet werden, wie Porsche mitteilt. Die Rimac Group wird 55 Prozent der Anteile des Gemeinschaftsunternehmens halten, Porsche die restlichen 45 Prozent. Die Besitz-Verhältnisse sind aber etwas komplexer, da Porsche zugleich auch 24 Prozent der Rimac Group hält. Zu den weiteren Rimac-Anteilseignern gehören neben CEO und Gründer Mate Rimac auch Hyundai (12 Prozent) und andere Investoren.
Zu den finanziellen Umfängen des Deals machen weder Porsche noch Rimac Angaben. Die Gründung des neuen Unternehmens steht noch unter Vorbehalt behördlicher Genehmigungen.
Das Joint Venture Bugatti-Rimac mit Sitz in Zagreb wird dann jeweils zu 100 Prozent die Marken Bugatti und Rimac Automobili halten. Gemeinsam entstehe ein ein attraktives, automobiles Unternehmen, so Porsche, dass die „Gene der beiden starken Marken Bugatti und Rimac“ vereine. Dass Rimac mit 55 Prozent die Mehrheit hält, wird von einigen Branchenbeobachtern so gedeutet, dass nichts die Kreativität von Mate Rimac einschränken soll.
Laut Porsche-Chef Oliver Blume soll vor allem die Expertise von Bugatti im Hypercar-Geschäft und die Innovationskraft von Rimac bei der E-Mobilität gebündelt werden. „Bugatti bringt eine traditionsreiche Marke, ikonische Produkte, eine treue Kundenbasis und ein weltweites Händlernetz in das Joint Venture ein. Rimac steuert neben der Technologie neue Denkansätze für die Entwicklung und Organisation bei“, so Blume.
Mate Rimac sieht in der angekündigten Übernahme einen „wirklich spannenden Moment“. „Gemeinsam vereinen wir unser Wissen, unsere Technologien und unsere Werte mit dem Ziel, in Zukunft ganz besondere Projekte zu erschaffen“, so der Kroate, der auch das neue Joint Venture leiten wird. Einen schnellen Umstieg von Verbrennungsmotoren zur reinen E-Marke für Bugatti schloss Rimac aber aus, auch der Bugatti-Standort im französischen Molsheim soll neben dem Hauptsitz in Zagreb erhalten bleiben. In Molsheim werden 130 Mitarbeiter für Bugatti-Rimac arbeiten, in Zagreb 300.
Bugatti soll vorerst keine E-Marke werden
„Wir haben bereits im Jahr 2018 die ersten Anteile an Rimac gekauft und diese seitdem sukzessive erhöht“, sagt Porsche-Finanzvorstand Lutz Meschke. „Zu Mate und seinem höchst innovativen Team haben wir frühzeitig eine enge Beziehung aufgebaut. Davon profitieren wir jetzt.“ Meschke wird genauso wie Blume in den Aufsichtsrat von Bugatti-Rimac einziehen.
Volkswagen hatte Bugatti 1998 übernommen und den historischen Standort in Molsheim wiederbelebt. Seitdem hat die Marke zwei Modelle in zahlreichen Sondereditionen produziert, zunächst den Veyron und später den Chiron. Beide nutzen einen acht Liter großen W16-Verbrennungsmotor. Der Chiron soll zunächst weiter gebaut werden. Für die Zukunft sind gemeinsam entwickelte Modelle geplant, die sich aber stark voneinander unterscheiden sollen. Eine Version des E-Sportwagens Rimac Nevera mit Bugatti-Label ist nicht geplant.
Die Firma Rimac Automobili wurde von dem heute 33-jährigen Mate Rimac 2009 gegründet. Der lange unter dem Projektnamen entwickelte Sportwagen C-Two heißt in der Serienversion Nevara und wird in Kroatien gebaut. In den vergangenen Jahren ist Rimac auch zu einem eMobility-Entwicklungsdienstleister geworden und ist weltweit in viele 800-Volt-Projekte anderer Autobauer involviert. Im März hatte Rimac noch ein Entwicklungsbüro in Großbritannien eröffnet. Bis 2023 will das Unternehmen zudem einen neuen Firmen-Campus nahe Zagreb beziehen.
Update 03.11.2021: Rund vier Monate nach der Ankündigung hat das Joint Venture Bugatti Rimac am 1. November offiziell seine Geschäftstätigkeit aufgenommen. Das Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in Sveta Nedelja bei Zagreb wird von Mate Rimac als CEO geleitet. Gesellschafter des Unternehmens sind wie im Juli angekündigt die Rimac Group (55 Prozent) und die Porsche AG (45 Prozent).
Die Entwicklung, Produktion und Lieferung von Batteriesystemen, Antriebssträngen und anderen EV-Komponenten, für die Rimac bekannt und auch für Dritte aktiv ist , wird in eine neue Einheit – Rimac Technology – zusammengefasst. Rimac Technology gehört zu 100 Prozent der Rimac Group, ist also organisatorisch von Bugatti Rimac abgetrennt.
Im Zuge der Übernahme wird Bugatti-Generaldirektor Christophe Piochon als COO das operative Geschäft des Joint Ventures leiten. Wie angekündigt werden Porsche-CEO Oliver Blume und CFO Lutz Meschke in den Aufsichtsrat des neuen Unternehmens einziehen.
Zum Abschluss der Übernahme hat Rimac übrigens eine aktualisierte Grafik der Eigentümer-Struktur veröffentlicht: Demnach hält Gründer Mate Rimac mit 35 Prozent den größten Anteil. 32 Prozent liegen bei Investoren im Streubesitz. Porsche hält 22 Prozent (statt 24 Prozent wie oben angegeben) an der Rimac Group, Hyundai statt 12 nun 11 Prozent.
Update 18.01.2022: Rimac hat seine Restrukturierung abgeschlossen. Nachdem das Joint Venture Bugatti Rimac am 1. November offiziell seine Geschäftstätigkeit aufgenommen hatte (siehe oben), ist seit Anfang dieses Jahres die Rimac Group als Dachgesellschaft voll betriebsbereit, die sowohl Bugatti Rimac als auch das neue eigenständige Einheit Rimac Technology für die Entwicklung, Produktion und Lieferung von Batteriesystemen, Antriebssträngen und anderen EV-Komponenten umfasst.
porsche.com, rimac-automobili.com, spiegel.de, auto-motor-und-sport.de, rimac-automobili.com, porsche.com (beide Update I), rimac-automobili.com (Update II)
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