Laden am Arbeitsplatz: TÜV Nord realisiert 120 Ladepunkte

Der TÜV Nord elektrifiziert seine Hauptstandorte in Deutschland. Nach der bereits erfolgten Inbetriebnahme von 40 Ladepunkten in Essen hat der unabhängige Dienstleistungskonzern jetzt auch in Hamburg den „E-Mobilitäts-Schalter“ umgelegt. Der Hauptsitz in Hannover soll in Kürze folgen.

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Insgesamt investiert der TÜV Nord in Essen, Hamburg und Hannover rund 900.000 Euro in die Ladeinfrastruktur. Allen drei vollendeten und geplanten Ladeparks ist gemeinsam, dass ihre je 40 Ladepunkte sowohl Firmenfahrzeugen als auch privaten Fahrzeugen von Mitarbeitern sowie Besuchern zur Verfügung stehen sollen. Erklärtes Ziel ist, dass die Elektro- und Hybridautos während der Arbeitszeit oder Seminarbesuchen mit moderaten Ladeleistungen von bis zu 11 kW aufladen zu können. Angekündigt hatte der Konzern die Elektrifizierungsmaßnahme bereits im November 2020.

Der TÜV Nord verfügt selbst über einen Fuhrpark von etwa 1.000 Fahrzeugen, darunter sowohl Pool- als auch individuelle Firmenfahrzeuge. Die Zahl der Hybrid- und Elektrofahrzeuge liegt momentan noch im mittleren zweistelligen Bereich – zumeist handelt es sich um Firmenwagen und keine Poolfahrzeuge –, aber das Unternehmen rechnet mit einem steigenden Anteil. Verantwortet wird das Fuhrparkmanagement von der Konzerntochter TÜV Nord Mobilität GmbH & Co. KG. Aus deren Statistik lassen sich auch die aktuell beliebtesten Firmenwagen-Modelle mit alternativem Antrieb der Mitarbeiter herausfiltern: Unter diesen seien zurzeit BMW i3, VW ID.3, VW ID.4, Tesla Model 3 sowie Hyundai Kona. Die Fuhrparkverwaltung betont, dass Fahrzeuge aus dem Premiumsegment durchaus bestellt werden können. Generell gelte: „Fast alle Marken sind verfügbar“.

Verknüpft mit der Entwicklung des eigenen Fuhrparks schätzt die TÜV Nord Mobilität, dass Mitarbeiter künftig auch privat vermehrt auf E-Fahrzeuge umsteigen werden. Allen voran „wegen der E-Auto-Förderung und wegen der nun verfügbaren Lademöglichkeit in Hamburg und Essen“. Hamburg verfügt bekanntlich über eines der dichtesten urbanen Ladenetze Deutschlands. Auch Essen und Hannover sind laut dem jüngsten Städteranking des BDEW-Ladesäulenregisters unter den Top-10.

Der TÜV Nord trägt mit seinen Ladeanlagen nun also zur weiteren Verdichtung bei. Die Koordination des Ladeinfrastruktur-Aufbaus obliegt einer weiteren Konzerntochter: der TÜV Nord Immobilien GmbH & Co. KG. Christian Gorris, einer der beiden Geschäftsführer, ist mit seinem Team für rund 100 Liegenschaften verantwortlich. Mit der Planung der Ladeanlagen an den deutschen Hauptstandorten des Mutterkonzerns beschäftigt sich seine Mannschaft seit Mai 2020. „Wir haben erstmal erörtert, wie hoch der Bedarf ist, mit welchen Ladeleistungen wir arbeiten wollen und wie viel Kapazitätsreserve die vorhandenen Trafos haben“, erläutert er.

Mitarbeiter sollen nicht umparken müssen

Für Hamburg erarbeitete das Team folgendes Szenario: Das Laden der Hybrid- und Elektrofahrzeuge erfolgt mit 3,7 bis 11 kW. Die Kapazitätsreserve des Trafos liegt bei 100 kW. So lassen sich bei anfangs anteilig mehr Hybridfahrzeugen etwa 20 bis 25 Fahrzeuge parallel binnen etwa vier Stunden laden. Die Errichtung von 40 Ladepunkten sei den Umstand geschuldet, dass man die Fahrer nicht verpflichten wolle, zwischendurch umzuparken, so Gorris. Zum Einsatz kommen Ladesäulen vom Hersteller Alfen mit je zwei Ladepunkten.

Grundsätzlich stünden in Hamburg 300 Parkplätze zur Verfügung, die nach Bedarf auch nach und nach weiter mit Ladesäulen bestückt werden könnten. Auch an den anderen Standorten gibt es Erweiterungspotenzial. Bis 2025 könnte die Ladeinfrastruktur um jeweils bis zu 100 Ladepunkte weiter ausgebaut werden. „Dazu ist aber eine Erweiterung unserer Netzkapazitäten in Absprache mit den Stromnetzbetreibern erforderlich“, so Gorris.

Zurück in die Gegenwart: Ausgestattet ist die Ladeanlage in Hamburg ansonsten wie in dieser Größenordnung üblich mit einem dynamischen Last- und Lademanagement. Zur sauberen Abrechnung der eingangs genannten drei Zielgruppen arbeitet der TÜV Nord darüber hinaus mit der DKV zusammen. Der Ladeinfrastruktur-Spezialist stellt das Backend und regelt so den Zugang und die Kostenstellen-Zuteilung beziehungsweise Abrechnung der Ladevorgänge.

Wie das Verhältnis von Firmenwagen, Privatwagen von Mitarbeitenden und Kundenfahrzeugen aussehen wird, ist zurzeit noch schwer abzusehen. „Dafür ist die Betriebszeit der Ladeinfrastruktur noch zu kurz. Zudem wird die Pandemie auch das Bild verzerren. Es arbeiten immer noch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht im Büro, und der Schulungsbetrieb bei der TÜV Nord Akademie findet noch nicht in vollem Umfang in den Seminarräumen statt“, geben die Verantwortlichen zu bedenken.

Heterogene Förderlandschaft beeinflusst Tempo

Während die Anlage in Hamburg vor wenigen Tagen Einweihung feierte, ist eine Ladeinfrastruktur in gleicher Größenordnung in Essen bereits in Betrieb. In Hannover sollen in Kürze die Bauarbeiten beginnen. Das unterschiedliche Tempo begründet TÜV-Nord-Immobilien-Chef Gorris vor allem mit der heterogenen Förderlandschaft. Während das Verfahren in Nordrhein-Westfalen schnell ging, erhielt der TÜV Nord in Hamburg auf seine Förderanfrage eine Absage. Für Hannover hat sich der Konzern angesichts des schleppenden Prozesses nun entschieden, zunächst 20 der 40 Ladepunkte ohne Förderung zu bauen.

Die TÜV Nord AG ist in Deutschland verwurzelt, als Prüf- und Zertifizierungsunternehmen aber weltweit in 100 Ländern aktiv. Die Hannoveraner bieten unabhängige Dienstleistungen in den Geschäftsbereichen Industrie, Automobil, Personal und Bildung. Weltweit kommt der Konzern auf 14.000 Mitarbeiter, der Umsatz betrug im vergangenen Jahr 1,2 Milliarden Euro. Seit einigen Jahren hat sich der TÜV Nord spezifische Nachhaltigkeitsziele gesetzt. So bekannt sich der Konzern zum 1,5-Grad-Ziel gemäß dem Pariser Klimaabkommen und will bis 2030 klimaneutral sein. Als Zwischenschritt strebt der TÜV Nord an, bis 2025 die Emissionen im Vergleich zu 2019 auf 55 Prozent zu senken.

Seit Kurzem erfasst das Unternehmen auch die CO₂-Emissionen aus Geschäftsreisen deutschlandweit. Demnach haben sich die CO₂-Emissionen aus Geschäftsreisen im Jahr 2020 gegenüber 2019 um 24,2 Prozent reduziert. Sicherlich auch Pandemie-bedingt. Die Erfassung der CO₂-Emissionen soll in den nächsten Jahren konzernweit ausgerollt werden.

3 Kommentare

zu „Laden am Arbeitsplatz: TÜV Nord realisiert 120 Ladepunkte“
Gerd
15.07.2021 um 15:08
gerade der TUV sollte wissen, daß für solche Ladvorgänge, wo eh lange geparkt wird auch einfache Steckdosen reichen. Wäre deutlich günstiger!
BEV
16.07.2021 um 10:18
Gerade der TÜV weiß, dass „dumme“ Ladevorgänge mit Steckdosen nicht die Zukunft sind. Um viele BEV zuverlässig und sicher laden zu können, brauchen wir eine Kommunikation zwischen Fahrzeug und Infrastruktur.
M.H.
16.07.2021 um 10:02
Finde ich auch - die Ladinfrastruktur muss deutlich günstiger werden. Schuko for the win!

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