BMW 520e Touring im Test – beliebter Kombi nun auch als PHEV

Noch gibt es keinen rein elektrischen Kombi „im Dienstwagen-Segment“. Stattdessen setzen die Hersteller bei dieser Fahrzeugklasse weiterhin vor allem auf die PHEV-Technik. Eines dieser Modelle ist der BMW 520e Touring. Hier ist unser Fahrbericht.

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BMW hatte im März das Plug-in-Hybrid-Angebot für die 3er und 5er Reihe um jeweils zwei weitere Modelle erweitert. Konkret wurde das Portfolio um den 320e und den 520e jeweils für die Limousinen- und Touring-Versionen der beiden Baureihen ergänzt. In der BMW 3er Reihe stehen somit vier PHEV-Modelle zur Auswahl. Die BMW 5er Reihe umfasst fünf PHEV-Modelle. Eines dieser Modelle ist der BMW 520e Touring, den wir kürzlich testen konnten.

Doch wie fuhr sich der neue 520e Touring und wie sahen die Verbrauchswerte aus? Eine Fahrt von Hamburg nach Schwalmstadt und zurück sollte den „Langstreckenverbrauch“ aufzeichnen. Die Hinfahrt begann mit einem vollen Akku bei Temperaturen von knapp über 20 Grad und im normalen Modus (System entscheidet über Antriebsart). Nach rund 30 Kilometern war der chemische Speicher so weit entladen, dass sich der Verbrenner zuschaltete. Am Ziel nach rund 390 Kilometern zeigte der Bordcomputer einen Verbrauch von 6,7 Liter/100 km bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 97 km/h an. Die Strecke wurde in vier Stunden zurückgelegt. Wo möglich, lag die Höchstgeschwindigkeit bei 150 bis 170 km/h und teils sogar darüber. Für den Rückweg nach Hamburg wurde der Akku nicht geladen. Nach knapp 3:50 Stunden zeigte der Bordcomputer eine Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 100 km/h und einen Verbrauch von 7,7 Liter/100 km an. Wer sich jedoch an die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h hält, der wird den Verbrauch spürbar senken können – zwischen 1 und 1,5 Liter Einsparung sind möglich. Jeder Liter Benzin oder Diesel, der verbrannt wird, ist in der E-Mobilität in der Regel einer zu viel. Dennoch sind die Verbrauchswerte auf längeren Strecken fast schon gut.

Auf kürzeren Strecken bzw. im städtischen und ländlichen Bereich ergaben sich im Test rein elektrische Reichweiten von 35-45 Kilometer. Angesichts der Temperaturen und dem allgemeinen Wetter erwartbare Werte. Doch was ist, wenn die Batterie nicht geladen ist? Auf Kurzstrecken zeigt sich der BMW sehr durstig. Auf einer Strecke von knapp 30 Kilometern (45 km/h im Schnitt) lag ein Verbrauch von 9 Liter/100 km an. In einem anderen Beispiel wurden 18 Kilometer (22 km/h im Durchschnitt) zurückgelegt. Hier zeigte der Bordcomputer einen Schnitt von 11,6 Liter/100 km an. Mit vollem Akku lagen die Verbrauchswerte auf 100 Kilometer bei rund 3,5 bis 4,5 Liter.

Um jedoch möglichst viele Streckenabschnitte von Beginn an rein elektrisch – auch bei Bedarf mit bis zu 140 km/h in der Spitze – zurücklegen zu können, muss der Akku entsprechend häufig geladen werden. Ein AC-Ladevorgang dauert jedoch rund 2,6 Stunden bis 80 Prozent bzw. 3,6 Stunden bis 100 Prozent, denn der BMW kann nur mit maximal 3,7 kW laden. Für das Laden zuhause oder an der Arbeit mag das ausreichend sein, für das Laden im öffentlichen Raum jedoch unter Umständen zu lang. Hier wäre mehr Ladeleistung – wenigstens bis zu 7,4 kW wie u.a. bei Audi – wünschenswert gewesen. Eine DC-Option wie bei einigen anderen Modellen – u.a. Mercedes oder Land Rover – gibt es nicht einmal gegen Aufpreis.

Die Münchner bezeichnen den neuen 520e als die neue Einstiegsvariante der 5er Reihe. Das Plug-in-Hybrid-System kommt auf eine Systemleistung von 150 kW und 350 Nm Drehmoment, das sich aus einem 2,0-Liter-Benzinmotor mit 120 kW und einem Elektromotor mit einer Spitzenleistung von 80 kW zusammensetzt. Die beiden Motoren übertragen ihr Antriebsmoment an die Hinterräder.

Der E-Motor reicht von der Leistung her für das gemütliche Dahingleiten aus. Doch wer allzu sehr das Gaspedal tritt, der wird mit dem Zuschalten des Benziners bestraft. Hier fiel die fast schon typische „Gedenksekunde“ auf, die mit einem kleinen Ruckler untermalt wurde. Der Vierzylinder schaltet sich hörbar dazu, doch keineswegs brüllend. Auch die Vibrationen des Verbrenners sind im Innenraum kaum spürbar – dank der sehr guten Dämmung ist es im Innenraum dennoch recht leise. Die Übergänge der einzelnen Gänge – immerhin sind es acht Stück – sind kaum spürbar und erfolgen fast nahtlos. Der 520e fühlt sich vor allem dann wohl, wenn man ihn „gleiten“ lässt und nicht zur „Sportlichkeit“ zwingt. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 218 km/h, die rein elektrische Höchstgeschwindigkeit bei 140 km/h. In 8,2 Sekunden beschleunigt der BMW 520e Touring von 0 auf 100 km/h. Auch der letzte Punkt zeigt noch einmal, dass der Autobauer die „Sportlichkeit“ doch eher dem 530e (6,1 Sekunden) oder dem 545e (4,6 Sekunden) überlassen will – letzteren gibt es aber nur als Limousine.

Besonders hervorzuheben sind die zahlreichen Assistenzsysteme, welche die unterschiedlichen Testfahrten zu sehr angenehmen Reisen machten. Vor allem das Paket „Driving Assistant Professional“ für 1.700 Euro sei an dieser Stelle zu empfehlen. Die aktive Geschwindigkeitsregelung mit Stop&Go-Funktion inkl. Frontkollisionswarnung mit Bremseingriff hält bis zu einer Grenze von 210 km/h die gewünschte Geschwindigkeit und den eingestellten Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Auf der Autobahn wurde im Fahrerinformationsdisplay Pkws, Lkws als auch Motorräder gesondert angezeigt. Auf Wunsch übernimmt der Speed Limit Assist automatisch die aktuelle Geschwindigkeit, die von der Speed Limit Info inkl. Überholverbotsanzeige mit Vorausschau erkannt wird. Auch der Spurhalteassistent machte einen sehr guten Job – auch in den Baustellen. Bei Stau kann das System sogar eine Rettungsgasse bilden, was leider – oder eher zum Glück – nicht getestet werden musste. Zahlreiche weitere Assistenzsysteme müsste man an dieser Stelle nennen, doch das würde den Fahrbericht sprengen. Für ein Fahrzeug der oberen Mittelklasse und diesem Preis sind brauchbare Assistenzsysteme zwar zu erwarten, aber leider nicht immer selbstverständlich.

Die Bedienung und Einstellung der unterschiedlichen Assistenzsysteme sowie des Infotainmentsystems sind weitgehend intuitiv. Eine kurze Eingewöhnung war dennoch nötig. Bei einem neuen Fahrzeug allerdings auch nicht ungewöhnlich. Dennoch setzen es manche Hersteller besser und andere schlechter um. Ebenfalls sei die Sprachsteuerung zu erwähnen, die recht zuverlässig arbeitete.

BMW eDrive Zone zum emissionsfreien Fahren in speziell definierten Zonen

BMW gibt Kunden als Serienausstattung zudem das sogenannte Live Cockpit Plus einschließlich Connected Package Professional an die Hand – und damit den Zugang zu teils speziell für die Elektromobilität konzipierter digitaler Services. Dazu zählen BMW eDrive Zone zum emissionsfreien Fahren in speziell definierten Zonen („Geo-Fencing“) und BMW Points, einem Prämienprogramm zur intensiven Nutzung lokal emissionsfreier Mobilität. Gesammelte Punkte können anschließend u.a. in ein Guthaben umgewandelt werden, das sich beim Aufladen der Hochvoltbatterie an öffentlichen Ladestationen von BMW Charging einlösen lässt. Leider konnte die Funktion mit den eDrive-Zonen nicht getestet werden.

Platz ist im 520e Touring genug, dass lassen schon die Abmessungen von 4,96 Meter in der Länge und 2,13 Meter in der Breite vermuten, auch wenn die sehr langgezogene Motorhaube zunächst nicht den Eindruck vermitteln mag. Vier bis fünf erwachsene und vor allem auch große Personen können ohne Probleme in dem Fahrzeug sitzen – wohlgemerkt sehr komfortabel. Genau dieses Gefühl will der BMW auch vermitteln. Dies gilt auch für das Fahrwerk, welches Bodenwellen und Schlaglöcher gut abfedert.

Abstriche müssen hingegen beim Ladevolumen in Kauf genommen werden. In Zahlen ausgedrückt: Die konventionelle Variante kommt auf ein Kofferraumvolumen von 560 Liter, beim Plug-in-Hybrid sind es nur noch 430 Liter. Bei umgeklappten Rücksitzen sind es zwar immerhin noch 1.560 Liter, die Diesel-Variante kommt jedoch auf 1.700 Liter. Und: Eine ebene Ladefläche bietet der PHEV-Touring so ebenfalls nicht. Immerhin passten bei einem Ausflug drei Stand Up Paddles und Rucksäcke in den Kofferraum – bei nicht umgeklappten Rücksitzen. Darüber hinaus kommt der 520e Touring auf eine Anhängelast von 1.700 kg.

Diesel hat kaum keine Chance

Der Diesel hat preislich kaum eine Chance mithalten zu können. Der Basispreis für den BMW 520e Touring beginnt bei 57.100 Euro. Der leistungsstärkere 530e startet bei 60.000 Euro. Nach Abzug der staatlichen Förderung (Umweltbonus + Innovationsprämie) und dem Herstelleranteil am Umweltbonus, was insgesamt 5.625 Euro sind, ergeben sich Brutto-Preise von 51.472 Euro bzw. 54.372 Euro. Zum Vergleich: Der Diesel startet bei einem Listenpreis von 55.100 Euro.

Sicherlich greifen die meisten Kunden aber eher auf entsprechende Leasing-Angebote bzw. Flottentarife zurück und werden den Kauf daher nicht in Betracht ziehen. Und hier kommt ein weiterer Pluspunkt für den PHEV: Das Modell ist für die um 50 Prozent reduzierte Dienstwagenbesteuerung qualifiziert. Statt der „1-Prozent-Regel“ gilt für den Plug-in-Hybrid die „0,5-Prozent-Regel“.

Für die meisten Privatpersonen wird der BMW 520e Touring vermutlich erst als Leasing-Rückläufer (Gebrauchtwagen) interessant.

Endlich hat BMW mit dem neuen Touring wieder ein entsprechendes Angebot für den Dienstwagen-Fahrer auf den Markt gebracht. Im Segment der oberen Mittelklasse ist die Modellvielfalt recht begrenzt. Hier tritt der 5er deshalb vor allem „nur“ gegen den Audi A6 oder auch die Mercedes-Benz E-Klasse an. Der 520e Touring kombiniert großes Platzangebot und viel Komfort. Die zahlreichen Assistenzsysteme sorgen für angenehme Fahrten. Für wen es unbedingt ein Kombi sein muss, rein elektrisch nicht in Frage kommt, der sollte auf eine der PHEV-Varianten des BMW 5er zurückgreifen – und das Fahrzeug auch regelmäßig aufladen.

3 Kommentare

zu „BMW 520e Touring im Test – beliebter Kombi nun auch als PHEV“
Jordi
23.07.2021 um 06:35
Ich fahre einen 530D Touring, 2017: Mein Verbrauch ist seit Jahren 5;9 Liter! Der Wagen hat Leistung satt, ein Traum, sowas von Effizienz und Leistung! Man(n) muss eben mit dem Gaspedal umgehen können und intelligent, vorausschauend fahren; Ich liebe diesen Motor!!!
alupo
24.08.2021 um 07:43
Im Vergleich zu einem BEV ist der Energieverbrauch extrem hoch, selbst wenn man die zusätzliche Energie bei der Raffinerie von gut 1,5 kWh/Liter vernachlässigen würde (und alle anderen Energieverbraucher in der Herstellungskette sowieso).Vergessen wird dabei auch sehr gerne dass bei der Verbrennung jede Menge weiterer Giftstoffe entstehen, nicht nur NOx. Zumal BMW, wie fast alle Verbrennerhersteller, die Abgasreinigung aus Motorschutzgründen bereits bei Temperaturen kleiner +15 °C abschalten (Daimler erst bei unter +12°C). Das erreichen wir dieses Jahr nur an wenigen Stunden eines Augusttages. Von anderen Monaten ganz zu schweigen.Verbrenner kann man wirklich nicht Gutreden. Das klappt praktisch nie...Einfach mal mit dem Energieverbrauch eines BEVs vergleichen. Dazwischen liegen Welten.
Tobias
23.07.2021 um 12:08
BWM ist hier massiv hinterher und veraltet. Mercedes hat bei der C-Klasse eine elektrische Reichweite von 100km. Die ermittelte Reichweite beim BMW von nur 40km ist einfach nicht wettbewerbsfähig.Der eigentliche Sinn eines PHEV, dass man alle täglichen Strecken elektrisch fahren kann, ist nach eigener Erfahrung erst ab Reichweiten von mindestens 70km gegeben. Sonst ist auch im Alltag der Verbrenner immer wieder im Spiel. Da macht Mercedes gerade alles richtig.

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