Rivian plant zweites US-Werk
Rivian Automotive plant den Bau eines zweiten Montagewerks in den USA. Dabei könnte es um mehr gehen als ein reines Fahrzeugwerk. Ein Standort ist noch nicht gefunden, mehrere US-Bundesstaaten haben sich aber offenbar bei dem Unternehmen beworben.
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Die Pläne für das zweite Montagewerk nach Normal, Illinois, bestätigte eine Sprecherin des Elektroauto-Herstellers gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters im Grundsatz, machte jedoch keine näheren Angaben. „Obwohl es noch am Anfang eines sich entwickelnden Prozesses ist, sondiert Rivian Standorte für eine zweite US-Produktionsstätte“, sagte Rivian-Sprecherin Amy Mast.
Die weiteren Informationen zu dem geplanten Werk gehen auf nicht näher beschriebene Insider zurück. Demnach sollen in dem neuen Werk, das unter dem Namen „Project Tera“ geplant ist und für das derzeit die Standortsuche läuft, nicht nur Fahrzeuge, sondern auch Batteriezellen produziert werden. Geplant sei eine Jahreskapazität von 50 GWh, die phasenweise aufgebaut werden soll.
Gemäß den Plänen werden rund 2.000 acres oder umgerechnet 809 Hektar Land benötigt. Zudem sei es das Ziel, so schnell wie möglich Netto-Null-CO2-Emissionen zu erreichen – der Standort müsste also die Versorgung mit erneuerbaren Energien ermöglichen. In den Dokumenten sei übrigens nicht von Rivian, sondern durchgängig von Tera die Rede – die Insider gaben aber an, dass mit Tera Rivian gemeint sei.
Mehrere US-Bundesstaaten haben sich für das Werk beworben, das in ein einigen Monaten offiziell angekündigt werden und dessen Bau Anfang 2022 beginnen soll. Wegen der Corona-Pandemie soll sich laut den Insidern die eigentlich für den Sommer geplante Ankündigung verschieben, auch Verzögerungen beim Baubeginn seien aus dem selben Grund möglich.
Es zeichnet sich aber ab, dass das zweite Werk ein auf Rivian zugeschnittener Neubau werden soll. Das Werk in Normal hatte Rivian 2017 gekauft, zuvor hatte dort Mitsubishi Fahrzeuge für den US-Markt gefertigt.
Wird Samsung SDI auch Tera-Batteriepartner?
Die Batterien für die beiden ersten Rivian-Modelle stammen von Samsung SDI. Ob die Koreaner auch die Akkus für die 100.000 E-Lieferwagen herstellen, die Amazon bei Rivian geordert hat, ist nicht bestätigt. Berichten zufolge setzt Rivian auf Rundzellen im Format 2170 – also jenen Formfaktor, den auch Tesla beim Model 3/Y nutzt. Unklar ist, ob Samsung auch in die angeblichen Pläne zu einer Batteriezellproduktion für Rivian eingebunden ist. Bei der Ankündigung des Batterielieferanten hatte Rivian noch betont, man habe bereits während des gesamten Entwicklungsprozesses mit Samsung kooperiert.
Rivian hatte kürzlich bestätigt, seine Elektrofahrzeuge ab Anfang 2022 auch in Europa verkaufen zu wollen. Details hierzu – etwa ob nur das E-SUV R1S oder auch der größere E-Pickup R1T in Europa angeboten werden sollen – sind noch nicht bekannt. Zuvor hatte Rivian-CEO RJ Scaringe angedeutet, auf die ersten Modelle ein kleineres E-Fahrzeug folgen zu lassen, das auf China und Europa ausgerichtet sei.
Update 25.07.2021: Rivian hat eine Finanzierungsrunde in Höhe von 2,5 Milliarden US-Dollar abgeschlossen. Auch die bisherigen Investoren Amazon und Ford beteiligten sich an der neuen Runde. Rivian konnte damit seit 2019 bereits 10,5 Milliarden US-Dollar generieren. Über die vergangenen drei Jahre kamen in mehreren Finanzierungsrunden unter neben Amazon und Ford anderem die Finanzinvestoren T. Rowe Price Group, Blackrock, Soros Fund Management, Fidelity Investments und die Baron Capital Group an Bord.
Erst im Januar dieses Jahres hatte Rivian mit mehreren bestehenden und neuen Investoren eine Finanzierungsrunde in Höhe von 2,65 Milliarden US-Dollar abgeschlossen. Neben Fidelity, T. Rowe Prive und Coatue beteiligte sich seinerzeit unter anderem auch bereits der Amazon Climate Pledge Fund.
„Da wir uns dem Start der Fahrzeugproduktion nähern, ist es wichtig, dass wir weiter nach vorne schauen und die nächste Wachstumsphase von Rivian vorantreiben“, sagt Rivian-CEO RJ Scaringe zum neuerlichen Kapitalzuwachs. „Diese Finanzspritze von vertrauenswürdigen Partnern ermöglicht es Rivian, neue Fahrzeugprogramme zu skalieren, unsere inländische Werksfläche zu erweitern und die internationale Produkteinführung voranzutreiben.“
Update 28.07.2021: Reuters hat in einem Artikel weitere Details zu dem geplanten zweiten US-Werk von Rivian veröffentlicht. Die Nachrichtenagentur beruft sich dabei auf ein überarbeitetes Dokument des Unternehmens, das der Wirtschaftsföderung des Bundesstaates Arizona übermittelt wurde. Zuvor hatte Rivian noch keinen Bundesstaat oder gar einen konkreten Standort genannt, Arizona ist aber offenbar mit Mesa (unweit von Phoenix) im Rennen.
Laut dem Dokument sollen zunächst rund fünf Milliarden Dollar (4,2 Milliarden Euro) in das Rivian-Werk investiert werden. Der Baubeginn soll demnach im Herbst 2021 erfolgen, könnte sich aber wegen der Corona-Pandemie um bis zu sechs Monate verzögern. Die Produktion in dem Werk soll im zweiten Quartal 2023 anlaufen. Laut dem Dokument wurden bis zu 10.000 Arbeitsplätze in Aussicht gestellt – allerdings wurde hier kein Zeitplan genannt, diese Zahl könnte erst in späteren Ausbaustufen erreicht werden. Zudem weist Reuters darauf hin, dass Unternehmen hier gerne auch indirekte Arbeitsplätze bei neu angesiedelten Zulieferern mit einrechnen.
Unklarheit gibt es aber noch bei der benötigten Fläche. Gemäß den ursprünglichen Informationen soll Rivian 809 Hektar (2.000 acres) für das „Project Tera“ veranschlagt haben. In dem neuen Dokument ist von 10.000 acres oder 4.046 Hektar die Rede. Die Beamten der Wirtschaftsförderung zweifeln laut Reuters, ob so ein großes freies Gelände gefunden werden könnte. Zum Vergleich: Das BMW-Werk in Spartanburg, South Carolina, – welches seit einigen Jahres das größte BMW-Werk der Welt ist – kommt auf 1.200 acres oder 485 Hektar.
Update 12.08.2021: Neben Mesa in Arizona ist offenbar auch Fort Worth in Texas als Standort für das zweite Rivian-Werk im Rennen. Das berichtet Reuters unter Berufung auf ein Planungsdokument der Stadt. Auch dort ist von einer Investition von fünf Milliarden Dollar (4,2 Milliarden Euro) die Rede.
Die Anlage würde sich auf einem 2.000 Hektar großen Gelände westlich von Fort Worth befinden, wie die Präsentation der Wirtschaftsentwicklungsabteilung der Stadt zeige, so Reuters. Dort sollen später 200.000 Autos pro Jahr gebaut werden, im Gegensatz zu Arizona (10.000 Arbeitsplätze) werden in Texas nur 7.500 Stellen genannt. Dafür ist für Fort Worth der angepeilte Durchschnittslohn von 56.000 Dollar pro Jahr bekannt.
Ein Insider gab laut Reuters an, dass Arizona der bevorzugte Standort von Rivian sei. Da Fort Worth laut dem Dokument aber bis zu 440 Millionen Dollar Zuschüsse und Steuererleichterungen bieten würde, sei diese Summe möglicherweise „berauschend – speziell, wenn man noch nie so ein großes Projekt durchgeführt habe“. Zum Vergleich: Tesla hat für die Gigafactory in Austin 65 Millionen Dollar Zuschüsse und Erleichterungen von der Stadt erhalten.
nasdaq.com, rivian.com (Update I), reuters.com (Update II), reuters.com (Update III)
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