Customcells entwickelt und fertigt Batteriezellen für Lilium

Das E-Flugtaxi-Startup Lilium setzt bei der Serienproduktion von Batteriezellen für den siebensitzigen Lilium Jet auf Customcells. Der Porsche-Partner wird künftig als einer der Hauptlieferanten die bestehende Lilium-Batterietechnologie serienreif machen und in seinem Werk in Tübingen produzieren.

Das geben beide Unternehmen in jeweils eigenen Pressemitteilungen bekannt – ohne jedoch Details zu der Vereinbarung zu nennen. Lilium spricht unspezifisch von „Lithium-Ionen-Batterien in großem Maßstab“, die Customcells für das eVTOL-Fluggerät auf Basis der von Lilium lizenzierten Technologie herstellen soll. Der Batteriespezialist werde „eine entscheidende Rolle bei der Ausweitung der Produktion des 7-Lilium Jets vor der geplanten Markteinführung im Jahr 2024 spielen“, heißt es in beiden Mitteilungen.

Gefertigt werden sollen die Batteriezellen in Tübingen, wo Customcells nach eigenen Angaben in enger Zusammenarbeit mit Partner und Anlagenbauer Manz AG Produktionskapazitäten garantiert. Laut Leopold König, Co-Gründer und CEO von Customcells bringt die Partnerschaft zwei führende deutsche Innovatoren zusammen. „Sie unterstreicht die Stärke des deutschen Produktions- und Technologie-Ökosystems. Die erfolgreiche Entwicklung und Serienproduktion von Hochleistungsbatterien ist ein zentraler Wettbewerbs- und Standortfaktor für Deutschland, um die nachhaltige Mobilität von morgen aktiv zu gestalten. In die Partnerschaft mit Lilium bringen wir unsere maßgeschneiderte Produktion und flexiblen Fertigungskonzepte ein.“

Daniel Wiegand, Co-Gründer und CEO von Lilium, bezeichnet Customcells mit seiner Erfahrung in der Entwicklung und Produktion von maßgeschneiderten Lithium-Ionen-Batterien als idealen Partner. Customcells werde die Fertigung von Siliziumanoden-Batterien für mehrere Kunden aufbauen. „Wir freuen uns, in einem süddeutschen Cluster für die nächste Generation von Li-Ion-Batterien für Hochleistungsanwendungen in der Automobil- und Luftfahrt zusammenzuarbeiten.“

In der Tat ist auch für Partner Porsche die Herstellung von Hochleistungszellen auf Basis von Silizium als Anoden-Material geplant. Das hatte Porsche-Chef Oliver Blume bereits beim „Power Day“ von Volkswagen Mitte März angekündigt und wurde im Zuge der Joint-Venture-Gründung zwischen Customcells und Porsche im Juni nochmal bestätigt. Das Gemeinschaftsunternehmen – die Cellforce Group GmbH – erhält ihren Sitz ebenfalls in Tübingen und wird zu 83,75 Prozent von Porsche gehalten. Hauptanliegen des Joint Ventures ist der Betrieb einer Produktionsanlage mit einer Kapazität von mindestens 100 MWh pro Jahr. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Porsche und zwei weitere Gesellschafter bei Customcells nun auch eingestiegen sind – und der Weg weg von Spezialanfertigungen in Richtung Zellen-Großserienfertigung führen könnte.

Bei Lilium handelt es sich um ein bayerisches E-Flugtaxi-Startup. Die ersten Passagierflüge mit dem Lilium Jet sollen wie eingangs erwähnt ab 2024 stattfinden. Bis 2025 plant das Unternehmen in bestimmten Regionen erste lokale Flugverbindungen. In Florida soll das in Lake Nona nahe Orlando geschehen – von dort aus will Lilium die Region um Orlando selbst mit Miami im Süden und Jacksonville im Norden Floridas verbinden.

Lilium beschäftigt nach eigenen Angaben gut 650 Mitarbeiter, darunter 400 Ingenieure. Ende März hatte das 2015 gegründete Unternehmen seinen Gang an die US-Börse Nasdaq angekündigt – per Fusion mit dem SPAC Qell Acquisition. Neue Mittelzuflüsse dürften auch nötig sein: Nach jüngsten Recherchen der „Welt am Sonntag“ ist das E-Flugtaxi-Startup knapp bei Kasse. Das Unternehmen habe seine Bilanz für 2019 geändert und mit einem Risikohinweis zum Fortbestand versehen, heißt es in dem Bericht. Lilium mache nun darauf aufmerksam, dass ohne den anstehenden US-Börsengang oder alternative Finanzierungen im Dezember 2022 das Geld ausgeht.
customcells.de, lilium.com

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