Daimler: Doch mehr Batteriezellen von CATL?

Bild: Mercedes-Benz

Mercedes-Benz wird laut einem Medienbericht für seine beschleunigte E-Offensive mehr Batteriezellen von CATL beziehen als geplant. Auch zu den angekündigten acht Zellfabriken mit Partnern gibt es neue Informationen.

Für das Elektro-Flaggschiff EQS, dessen Produktion derzeit hochgefahren wird, und die für 2022 angekündigte Limousine EQE sollte laut einem Bericht des „Manager Magazins“ und des „Spiegel“ der Batterie-Zellpartner Farasis Energy „ein Gutteil der Zellen für die Modelle liefern“. Da sich das geplante Europa-Werk in Bitterfeld-Wolfen verzögert bzw. inzwischen von Farasis selbst in Frage gestellt wurde, will Farasis die Zellen aus seinen chinesischen Werken an Mercedes liefern.

Ende vergangener Woche wurde in der Zell-Partnerschaft noch Einigkeit betont, als Daimler-Vorstandsmitglied Markus Schäfer in den Aufsichtsrat von Farasis Energy berufen wurde. „Unsere Partnerschaft mit Daimler, die durch die Berufung von Markus Schäfer in den Aufsichtsrat noch enger wird, ist für Farasis nicht nur von herausragender strategischer Bedeutung, sondern auch ein Meilenstein auf dem gemeinsamen Weg zu einer nachhaltigeren Welt durch CO₂-neutrale Mobilität“, erklärte Yu Wang, Vorstandsvorsitzender von Farasis Energy.

Doch wie das „Manager Magazin“ nun ohne Angaben von Quellen berichtet, habe Daimler inzwischen entschieden, dass Farasis „nur noch Restgrößen“ der Zellen für den EQE und EQS produziert. Daimler wollte sich gegenüber dem Magazin nicht zu Farasis äußern. „Über die Details unserer Lieferverträge äußern wir uns nicht – wir können aber sagen, dass die bestehenden Vereinbarungen zwischen Farasis und Daimler auch weiterhin Bestand haben“, sagt Farasis-Europa-Chef Sebastian Wolf auf Nachfrage von electrive.net.

Die eingeplanten Volumina von Farasis soll laut dem Bericht CATL auffangen und mehr Zellen an Daimler liefern. Diese nachbestellten Zellen muss CATL aber mit viel Aufwand zwischen den anderen, regulären Bestellungen abfangen – und lässt sich das laut dem Bericht „teuer bezahlen“. Die Mehrkosten je EQS sollen bei 1.500 Euro liegen, was sich über die Laufzeit und geplanten Stückzahlen des Modells auf rund eine Milliarde Euro summiere – ein eingeplanter Deckungsbeitrag, der nun an CATL gezahlt werden muss.

Dass Daimler überhaupt in der Situation ist, dringend benötigte Batteriezellen nachzubestellen, liegt laut dem „Manager Magazin“-Bericht an einer Reihe von verpassten Möglichkeiten in der Vergangenheit. So soll es zwei Mal die Möglichkeit gegeben haben, bei dem 2016 gegründeten Unternehmen Northvolt einzusteigen. Damals lehnten der damalige Daimler-Entwicklungsvorstand und heutige Vorstandvorsitzende Ola Källenius und der damalige CEO Dieter Zetsche ab.

Bei erneuten Gesprächen zwischen Källenius und Northvolt-CEO Peter Carlsson „um die Jahreswende“ lehnte wiederum Northvolt ein gemeinsames Projekt ab – die Auftragsbücher sind voll, unter anderem mit Aufträgen von VW, Audi und Porsche, wie inzwischen bekannt ist. Eine Zellfabrik für Daimler könne frühestens ab 2025 gebaut werden, Produktionsbeginn wäre dann 2029. Dann will Daimler gemäß der aktuellen Planungen bereits in einigen Regionen vollelektrisch sein – man braucht die Zellen früher.

Daimler blitzt bei Zulieferern ab

Auch weitere Versuche von Daimler, deutsche Zulieferer wie Continental oder Bosch als Partner für eine Zellfertigung zu gewinnen, sollen gescheitert sein. Eine Möglichkeit, sich bei dem deutschen Unternehmen Customcells zu beteiligen, soll Daimler ebenfalls ausgeschlossen haben – als Partner in dem Forschungsprojekt KomVar hatte man bereits zusammengearbeitet. Kürzlich ist Porsche bei Customcells eingestiegen.

Auch bei dem Joint Venture ACC von Stellantis und der Total-Tochter Saft konnte man sich zunächst nicht auf eine Partnerschaft einigen. Später gab es in Stuttgart offenbar ein Umdenken: Laut dem Bericht gilt ACC inzwischen doch als Favorit für einen Zusammenarbeit. Unter anderem soll eine finanzielle Beteiligung der Stuttgarter diskutiert werden.

Eine der angekündigten acht Zellfabriken soll demnach in Kölleda in Thüringen entstehen – im oder nahe des dortigen Daimler-Motorenwerks. Kölleda als Standort sei laut Beteiligen gesetzt, unklar sei noch der Partner. Der aktuelle Lieferant CATL baut bekanntlich in Erfurt sein Europa-Werk, um dort etwa für BMW Zellen zu fertigen. Unklar ist aber, wann eine Batteriefabrik in Kölleda – egal ob mit ACC oder CATL als Partner – Zellen in Serie produzieren könnte. Das „Manager Magazin“ geht davon aus, dass die Fabrik vor 2026 „kaum liefern“ könne.
spiegel.de

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