Lilium verhandelt über Großauftrag aus Brasilien
Das E-Flugtaxi-Startup Lilium verhandelt nach eigenen Angaben mit der brasilianischen Fluggesellschaft Azul über den Verkauf von 220 Maschinen mit einem Gesamtwert von einer Milliarde US-Dollar. Es wäre für das Unternehmen der erste Auftrag aus Brasilien.
Wie das deutsche Unternehmen aus Oberpfaffenhofen mitteilt, werde Azul die Flotte betreiben und warten, Lilium würde die Fluggeräte liefern und anschließend Ersatzteile und Materialien bereitstellen – wenn es zu einem Liefervertrag kommt. Die Lieferungen sollen aber nicht vor 2025 starten. „Die strategische Allianz und die Flugzeugbestellung mit Azul unterliegen weiterhin dem endgültigen Abschluss der kommerziellen Bedingungen und der endgültigen Dokumentation durch die Parteien“, so Lilium.
In der Mitteilung ist von einem „co-branded natwork“ die Rede. Man wolle „Liliums einzigartige eVTOL-Plattform“ mit Azuls „tiefem Verständnis für den brasilianischen Markt“ kombinieren. Brasilien kommt laut der Mitteilung auf 100 Millionen Fluggäste auf Inlandsflügen pro Jahr. Das Lufttaxi-Netz in Brasilien soll neben den bereits angekündigten Netzen in den USA und Europa „zu erheblichen zusätzlichen Einnahmen führen“.
Lilium will wie berichtet per Fusion mit der Börsenhülle Qell Acquisition an die US-Börse. Der Abschluss wird in einigen Wochen erwartet. Der Börsengang soll dem Unternehmen einen einfacheren Zugang zum Kapitalmarkt ermöglichen, könnte aber laut einem Bericht die Rettung für das Unternehmen sein.
Wie die „Welt am Sonntag“ im Juli schrieb, soll das Unternehmen seine Bilanz für 2019 geändert und mit einem Risikohinweis zum Fortbestand versehen haben. Lilium mache darin darauf aufmerksam, dass ohne den anstehenden US-Börsengang oder alternative Finanzierungen im Dezember 2022 das Geld ausgeht.
Der potenzielle Großauftrag aus Brasilien kurz vor Abschluss der Fusion soll womöglich das Vertrauen der Investoren stärken. Dazu gibt es auch zwei Personalien kurz vor dem erwarteten Börsengang. Der Verwaltungsrat wird um Gabrielle Toledano, Chief Operating Officer bei Keystone Strategy, und Henri Courpron, Gründer und Vorsitzender von Plane View Partners und ehemaliger CEO von ILFC und Airbus North America, erweitert.
Toledano bringe „über 30 Jahre Führungserfahrung in den Bereichen Technologie, Gaming und digitale Transformation in Fortune-500-Unternehmen“ mit, sie hat unter anderem für Tesla, microsoft und Oracle gearbeitet. Auch bei Courpron gibt Lilium über 30 Jahre Branchenerfahrung an, jedoch in der Luftfahrtindustrie. Eine Verbindung zu dem Azul-Deal gibt es auch: Courpron war früher Direktor bei der brasilianischen Airline.
handelsblatt.com, lilium.com
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