Groß angelegte Antriebswende bei der Berner Gruppe
Die Berner Group kommt auf 48 Ladepunkte an vier Standorten. Mit der steigenden Auswahl an Elektroauto-Modellen, die das Unternehmen als „einen Segen“ bezeichnet, sollen in Kürze weitere Ladeanlagen folgen. The Mobility House gewährt uns in folgendem Gastbeitrag Einblick hinter die Kulissen der umfangreichen Flotten-Elektrifizierung.
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Er fühlte sich ein wenig wie Odysseus auf einer langen Irrfahrt, als es darum ging, verstärkt Elektroautos einzuflotten und Ladeinfrastruktur aufzubauen, sagt Michael Duttle, der bei der Berner Group die Bereiche Einkauf und Flottenmanagement verantwortet. Die Unternehmensgruppe, die europaweit im Direktvertrieb mit Verbrauchsmaterialien, Werkzeugen und Werkstattausstattung handelt und mehr als 8.000 Mitarbeiter beschäftigt, forciert seit gut anderthalb Jahren den schrittweisen Umstieg auf die Elektromobilität. Zunächst im überschaubaren Kreis der Führungskräfte, die sich bei der Fahrzeugwahl zwischen Elektroauto und Plug-in-Hybrid entscheiden können. Aber schon im Kleinen zeigt sich, welche Herausforderungen diese Umstellung mit sich bringen kann.
Da steht zum einen, „um das Henne-Ei-Problem zu lösen“, wie Duttle sagt, der Aufbau von Ladesäulen an. Was am Hauptsitz des Unternehmens in Künzelsau und zwei weiteren deutschen Standorten problemlos zu bewerkstelligen war, gestaltete sich in der südlichen Altstadt in Köln deutlich schwieriger, da Berner hier Mieter ist statt Eigentümer. „Der Aufbau von zwölf Ladepunkten in Köln hat sich aufgrund der unterschiedlichen Eigentumsverhältnisse und Interessenlagen über gut eineinhalb Jahre hingezogen“, erklärt Duttle. Am meisten Überzeugungsarbeit sei notwendig gewesen, dem Eigentümer zu versichern, dass die Ladeinfrastruktur die ohnehin bereits knapp bemessene Stromversorgung des Gebäudekomplexes dank eines vorgeschalteten Lastmanagements in keiner Weise beeinträchtigen wird.
Duttles Wahl hierfür fiel auf das Technologieunternehmen The Mobility House und dessen Lade- und Energiemanagementsystem ChargePilot, welches auch bei begrenzten Netzanschlussleistungen einen effizienten Betrieb von Ladepunkten ermöglicht. Für diese Lösung sprach auch, dass das System herstellerunabhängig und flexibel ausgelegt ist, und somit jederzeit an sich ändernde Bedürfnisse und steigende Anforderungen angepasst und mitwachsen kann. „Wir merken verstärkt, dass Unternehmen den stufenweisen Aufbau von Ladeinfrastruktur bevorzugen – auch um zu testen, wie dies bei den Mitarbeitern angenommen wird und wie sich die Ladevorgänge in die betrieblichen Abläufe integrieren lassen. Offene Systeme sind hierfür ideal, da die standardisierten Schnittstellen einen späteren Ausbau und die Anbindung an Drittsysteme problemlos ermöglichen“, erklärt Sebastian Karrer, Leiter Key Account Management bei The Mobility House.
So auch bei der Berner Group, denn die nun insgesamt 48 installierten Ladepunkte an vier Standorten sind erst der Anfang. Zumal schon gut zwei Dutzend Mitarbeiter Interesse bekundet haben, ihren privaten Pkw ebenfalls gerne am Arbeitsplatz laden zu wollen. Damit der Strom dafür entsprechend abgerechnet bzw. in der Buchhaltung korrekt zugeordnet werden kann, hält ChargePilot eine individuell konfigurierbare Monitoring- und Abrechnungslösung parat, welche z.B. das Laden daheim, am Arbeitsplatz und unterwegs unterschiedlich darstellen und handhaben kann.
In der Berner-Flotte lief auch bei den Elektrofahrzeugen selbst nicht alles wie erhofft. Bei manchen Plug-in-Hybriden etwa habe sich gezeigt, dass diese im Realverbrauch mitunter fünf bis sechsmal durstiger sind, als die WLTP-Angaben vorgeben. „Die fallen dann aus dem Fuhrpark-Warenkorb raus und können nicht mehr bestellt werden“, zeigt sich Duttle resolut. Und ausschließlich Batterie-betriebene E-Autos seien nicht für alle Fahrer geeignet, vor allem dann, wenn diese im Außendienst und auch mal 60.000 Kilometer pro Jahr oder mehr unterwegs sind. Manchmal scheitert es schlicht und einfach auch an der Nicht-Verfügbarkeit bestimmter Karosserievarianten, etwa einem rein elektrischen Kombi mit besonders hohem Kofferraumvolumen.
Berner unterstützt auch Aufbau heimischer Wallboxen
„Die Elektroauto-Modelle, die jetzt nach und nach neu in den Markt kommen, sind ein Segen für uns. Da sind endlich auch in der Mittelklasse Fahrzeuge dabei, mit denen wir arbeiten können“, so Duttle weiter. Daran, dass E-Autos willkommen sind, lässt der Flottenverantwortliche der Berner Group keinen Zweifel aufkommen und verweist auf die vielfältigen Maßnahmen, welche den Angestellten den Umstieg auf ein Elektroauto erleichtern sollen. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass das Unternehmen zusätzlich zu den 900 Euro staatlicher KfW-Förderung den Aufbau von Wallboxen bei Mitarbeitern zuhause finanziell unterstützt.
Das weitere Vorgehen ist schon grob abgesteckt: Die Ladeinfrastruktur soll weiter ausgebaut werden, auch an Standorten im Ausland. Da sich die Berner Gruppe mit ChargePilot für ein flexibles System entschieden hat, das das gesamte Anforderungsspektrum fürs E-Auto-Laden in einer einzigen Lösung umfasst, ist die technologische Grundlage bereits geschaffen. Das erleichtert auch das Vorhaben, die gut 5.000 Mitarbeiter im Außendienst je nach Fahrprofil nach und nach zu elektrifizieren. Und an seinen deutschlandweit sieben Berner Profi Points will das Unternehmen künftig mit Elektrotransportern in Sprinter-Größe Materialien ausliefern. Für letztere sei angedacht, an den Standorten besonders schnelle DC-Lader aufzubauen, damit die E-Transporter auch mal während der Mittagspause vollgeladen werden können. Duttle dürfte also weiterhin einiges an Arbeit bevorstehen.
The Mobility House gibt uns in regelmäßigen Gastbeiträgen Einblicke in interessante Elektrifizierungs-Projekte. Berichtet haben die Experten für Lade- und Energielösungen aus München unter anderem bereits über die Umstellung des Fuhrparks des Arbeiter-Samariter-Bundes in der bayerischen Landeshauptstadt, über die E-Flotte der Großbäckerei Harry-Brot und über ein Fallbeispiel zur Elektrifizierung von zwei Firmensitzen der ADVA Optical Networking SE.
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