Mercedes eCitan kommt erst 2022 – Alle Details vorab
Mercedes-Benz hat den neuen Citan und seinen Elektro-Ableger eCitan vorgestellt. Der Citan wird der letzte neue Mercedes-Van mit Verbrennungsmotor. Zum Marktstart im September sind die Verbrenner noch alleine, denn der eCitan wird erst im zweiten Halbjahr 2022 auf den Markt kommen. Wir liefern trotzdem schon die Details des kleinen Lasten-Stromers.
Zur Premiere auf dem Caravan-Salon hatte Mercedes-Benz Vans zwar einen Camper-Umbau des Citan dabei, der zusammen mit der Firma VanEssa mobilcamping mit einer kleinen Küche und Doppelbett versehen wurde. Elektrisch angetrieben wird der Kastenwagen aber (noch) nicht: Die E-Version folgt erst 2022.
„Mit Sprinter und Vito sind wir im Large- und Midsize Segment erfolgreich unterwegs. Der neue Citan komplettiert als Small Van unser Portfolio. Er wurde von Profis für Profis völlig neuentwickelt“, so Marcus Breitschwerdt, Leiter Mercedes-Benz Vans. „Gleichzeitig ist der Citan das letzte Neufahrzeugprojekt für Gewerbekunden von Mercedes-Benz Vans mit Verbrennungsmotoren. Alle künftigen Neuentwicklungen wird es ausschließlich mit elektrischem Antrieb geben. Logischer Schritt bei dieser konsequenten Elektrifizierung ist der neue eCitan.“
Konsequent ist auch die Fortsetzung der Partnerschaft mit Renault: Breitschwerdt betont zwar, dass der neue Citan „vom unverwechselbaren Design, über das Fahrverhalten bis hin zu Sicherheit und Konnektivität“ über die „DNA von Mercedes-Benz“ verfüge, im Kern ist der Citan wie auch schon sein Vorgänger aber ein Renault Kangoo. Während die Mercedes-Eigenheiten beim Fahrverhalten und im Innenraum zum Tragen kommen mögen, fällt doch auf, was Breidtschwerdt in seiner Aufzählung nicht erwähnt hat: den Antrieb.
Im Falle des eCitan stimmen die nun von Mercedes genannten Daten mit jenen überein, die Renault bisher für seinen Kangoo Rapid E-Tech Electric genannt hat: Für den Vortrieb sorgt ein vorne montierter Elektromotor mit 75 kW Leistung und einem maximalen Drehmoment von 245 Nm. Mercedes spezifiziert in seiner Mitteilung lediglich, dass es sich um eine fremderregte Synchronmaschine (FSM) handelt.
Die Lithium-Ionen-Batterie, die crashgeschützt im Unterboden vor der Hinterachse verbaut ist, bietet wie im Kangoo einen nutzbaren Energiegehalt von 44 kWh. Die Pouchzellen sind dabei in acht Modulen verbaut.
Geladen werden kann der Akku mit bis zu 75 kW DC. Im Optimalfall soll die Ladezeit von zehn auf 80 Prozent „voraussichtlich rund 40 Minuten“ betragen – genauer will sich Mercedes rund ein Jahr vor dem Marktstart noch nicht festlegen. Vielleicht kann bis dahin noch die Ladekurve optimiert werden. Für das AC-Laden ist ab Werk ein 11-kW-Onboard-Charger verbaut, gegen Aufpreis kann auch ein 22-kW-Lader bestellt werden. Die Dauer eines vollständigen Ladevorgangs sinkt dann von 4,5 auf zwei Stunden. Der Ladeanschluss sitzt in der Front hinter dem Mercedes-Stern.
Bis zu 20 Kilometer mehr WLTP-Reichweite als der Kangoo
Wie schon bei der Ladedauer wird Mercedes bei der Reichweite des E-Kastenwagens noch nicht konkret. Nach WLTP wird diese „voraussichtlich circa 285 Kilometer betragen“. Da der eCitan noch keine EG-Typgenehmigung hat, kann Mercedes-Benz Vans hier noch keine endgültigen Daten des Serienmodells nennen. Bei 285 Kilometern könnte Mercedes die WLTP-Reichweite des Renault Kangoo um immerhin 20 Kilometer überbieten, der Franzose wird mit bis zu 265 Kilometern angegeben. Am Ende dürften die genaue Ausstattung und Karosserievariante sowie das Fahrprofil entscheidender sein als 20 Kilometer Norm-Reichweite.
Im eCitan wird es zwei Fahrprogramme geben: „Comfort“ als Standard-Einstellung und den reichweitenoptimierten „ECO“-Modus – hier wird aber zum Beispiel die Motorleistung auf 55 kW reduziert. Die Höchstgeschwindigkeit liegt übrigens bei 130 km/h. Zusätzlich zu den beiden Fahrmodi gibt es noch drei Rekuperations-Stufen (D-/D/D+), womit sich für den Fahrer rechnerisch sechs mögliche Einstellungen ergeben.
Beim Fahrwerk (MacPherson-Achse vorne, Verbundlenkerachse hinten) soll die „Mercedes-DNA“ stärker durchkommen. „Im Rahmen der umfangreichen Erprobung wurden Federung, Dämpfung und Stabilisatoren des Citan sorgfältig aufeinander abgestimmt“, schreibt Mercedes dazu. „Besonderen Wert legten die Entwickler bei Mercedes-Benz auf ein markentypisches Fahrverhalten, definiert als ausgewogene Kombination aus Fahrkomfort, Fahrdynamik und Fahrsicherheit.“ Ein Beispiel: Bei Citan Tourer wurden Federrate und die Dämpfkraft der Stoßdämpfer angepasst, zudem wurde der Stabilisator an der Vorderachse verstärkt um die Seitenneigung in Kurven zu reduzieren.
Da der Marktstart des eCitan noch rund ein Jahr entfernt ist, will Mercedes auch noch keine konkreten Angaben zu den Karosserie-Varianten machen. Zur Premiere der Baureihe heißt es lediglich, dass es den vollelektrischen Citan „ebenfalls in verschiedenen Aufbauvarianten“ geben soll. Die beiden zum Start der Verbrenner-Modelle verfügbaren Versionen Kastenwagen und Tourer in der Standard-Länge dürften dabei gesetzt sein – ein Mixto soll bei den Verbrennern später folgen.
Der neue Citan ist dabei 4,50 Meter lang – konkret sind es 4.498 Millimeter – und kommt auf einen Radstand von 2,72 Meter. Bereits in dieser Ausführung soll der Citan im Vergleich zu seinem Vorgänger mehr Platz bieten. Bislang gibt Mercedes ein Ladevolumen von bis zu 2,9 Kubikmetern an. Was in einer potenziellen Langversion möglich ist, zeigt Partner Renault: Beim Kangoo E-Tech Electric sind bis zu 4,6 Kubikmeter möglich.
Beide Modelle eint aber eine wichtige Eigenschaft: Da Batterie und E-Motor nahtlos in das Fahrzeug integriert wurden, gibt es beim Platzangebot der E-Version keine Abstriche im Vergleich zu den Verbrennern. Mercedes betont, dass auch alle optionalen Ausstattungen im eCitan verfügbar seien.
59 Zentimeter tiefe Ladekante
Davon gibt es Nutzfahrzeug-typisch sehr viele – damit die Kunden das Fahrzeug alleine schon bei der Karosserie auf ihre Bedürfnisse anpassen können. Die Anforderungen eines Handwerkers unterscheiden sich von denen eines Lieferdiensts oder Personentransporters. Ein Beispiel sind die Schiebetüren: Beim Tourer gehören sie auf beiden Seiten zum Serienumfang, der Kastenwagen hat nur eine auf der Beifahrerseite – jene auf der Fahrerseite ist optional. Beide Schiebetüren bieten eine Öffnung von 61 Zentimetern, in der Höhe knapp 1,06 Meter. Die besondere Öffnung auf der Beifahrerseite ohne B-Säule des Kangoo bietet der Citan übrigens nicht.
Weitere Beispiele für die Individualisierung finden sich an der Hecktüre. Der Kastenwagen hat ab Werk Hecktüren, beide Teile lassen sich in einer 90-Grad-Stellung arretieren und um bis zu 180 Grad zur Seite schwenken. Optional gibt es die Hecktüre mit beheizbarer Scheibe und Scheibenwischer. Oder der Kunde entscheidet sich gleich für eine Heckklappe. Beim Tourer ist es genau andersherum: Die Heckklappe ist Standard, eine Hecktüre aber auf Wunsch erhältlich. Die Ladekante ist übrigens 59 Zentimeter über dem Boden.
Statt des 3,05 Meter langen Laderaums des Kastenwagens bietet der Tourer eine Sitzbank mit drei Plätzen. Sie kann im Verhältnis 1/3 zu 2/3 geteilt und umgelegt werden. Herausnehmbare Einzelsitze im Fond, wie etwa in den Kastenwagen der Stellantis-Marken, gibt es hier nicht. Dafür hat Mercedes-Benz für den eCitan eine Anhängerkupplung angekündigt. Weitere Angaben zu Anhänge- oder Stützlast machen die Stuttgarter derzeit nicht.
Verbrenner-Citan startet bei 23.800 Euro, Preise des eCitan noch nicht bekannt
Auch zu den Ausstattungen des eCitan äußert sich Mercedes in der Mitteilung noch nicht. Bei den Verbrenner-Modellen wird es die Linien „Base“ und Pro“ geben. Es deutet sich aber an, dass der eCitan immer etwas hochwertiger ausgestattet sein wird als die einfachen Verbrenner-Versionen: Auf den von Mercedes veröffentlichten Pressebildern ist im Innenraum des eCitan immer das MBUX-System mit Touchscreen zu sehen, das einfache Radio scheint es hier nicht zu geben.
Bei den Preisen gibt es zur Premiere noch nicht einmal die volle Liste der Verbrenner-Modelle. Mercedes erwähnt nur einen Basispreis von „voraussichtlich“ 23.800 Euro, womit der für Gewerbekunden relevante Nettolistenpreis unter 20.000 Euro liegen würde. Mit dem Basispreis von 23.800 Euro positioniert Mercedes den Citan übrigens exakt auf dem Wert des Renault Kangoo. Wie teuer der Franzose in der Elektro-Version wird, ist aber auch noch nicht bekannt.
Für Privatkunden ist der eCitan, selbst als Tourer, übrigens nicht gedacht. Hier wird Mercedes den EQT bringen (für die Verbrenner-Modelle als T-Klasse). Ein Concept EQT hatten die Schwaben bereits gezeigt, diese war mit 4,95 Meter aber deutlich länger. Technische Daten gab es damals noch nicht. Beim eVito, eVito Tourer und EQV hat Mercedes gezeigt, dass sie durchaus für Gewerbe- und Privatkunden angepasste E-Antriebe anbieten können. Ob der EQT einen anderen Antrieb als der eCitan erhält, ist noch nicht bekannt.
daimler.com
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