„Grandsphere Concept“: Audi gibt Ausblick auf Zukunft der E-Luxuslimousine

Wenige Wochen nach dem E-Cabrio „Skysphere Concept“ hat Audi eine weitere Konzeptstudie vorgestellt. Das „Grandsphere Concept“ ist eine 5,35 Meter lange Luxuslimousine mit E-Antrieb und teilautonomen Fahrfunktionen. Die Ingolstädter sprechen gar von einem „Privatjet für die Straße“.

Gleich zu Beginn der Mitteilung zu der Studie macht Audi deutlich, dass es sich bei dem Luxus-Konzeptauto nicht nur um eine Fingerübung für das Designteam um Marc Lichte handelt. „Viele der hier zusammengeführten Technologien und auch Designfeatures werden sich binnen weniger Jahre in künftigen Serien-Audi wiederfinden“, heißt es dort. „Der Audi ‚Grandsphere Concept‘ illustriert den Anspruch der Marke, im automobilen Oberhaus zum Schrittmacher für technologische Transformation und völlig neue, ganzheitliche Mobilitätsangebote zu werden.“

Also schauen wir auf die Technik: Der Elektro-Antrieb ist gesetzt, schließlich will Audi im Jahr 2033 den letzten Verbrenner verkaufen. Aus diesem Grund baut das „Grandsphere Concept“ auf der Premium Platform Electric oder PPE auf. Eine vorhandene Plattform für eine Konzeptstudie zu nutzen erscheint ungewöhnlich, liegt in diesem Fall aber nahe – da die reine Elektro-Plattform beim Antrieb alles bietet, was die Designer für das „Grandsphere Concept“ benötigt haben. Und es suggeriert noch etwas Serien-Nähe.

Im Falle der Studie, die auf der IAA Mobility gezeigt werden soll, beinhaltet das einen 120 kWh großen Akku, der zwischen den Achsen (Radstand liegt bei glatten drei Metern) verbaut ist. Die Systemspannung liegt bei 800 Volt, die Ladeleistung beträgt wie beim e-tron GT oder Porsche Taycan bis zu 270 kW. Offenbar wurde aber die Ladekurve verbessert: Während Taycan und e-tron GT mit ihren 93 kWh großen Akkus in 22 Minuten von zehn auf 80 Prozent laden können, soll das „Grandsphere Concept“ mit 120 kWh in 25 Minuten von fünf auf 80 Prozent laden können – es liegt also länger eine höhere Ladeleistung an.

Für den Vortrieb sorgen zwei Elektromotoren, jeweils einer pro Achse. Auf die Motoren selbst geht Audi nicht im Detail ein, die Systemleistung soll bei 530 kW liegen. Das maximale Drehmoment geben die Ingolstädter mit 960 Nm an. Der per Software koordinierte Allradantrieb soll „bedarfsorientiert und in perfekter Balance aus Fahrdynamik und Ökonomie umsetzen“. Heißt im einen Fall eine Höchstgeschwindigkeit von über 200 km/h und eine Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h in unter vier Sekunden. Auf der anderen Seite soll bei dem Fokus auf die Ökonomie eine Reichweite von bis zu 700 Kilometern möglich sein.

Beim „Grandsphere Concept“ stehen diese Merkmale aber eher im Hintergrund – bei dem „Privatjet für die Straße“ soll es eher um den Komfort gehen. Neben dem leisen und vibrationsfreien Elektroantrieb will Audi das Erlebnis für die Passagiere vor allem durch automatisiertes Fahren nach Level 4 erhöhen. Ein Lenkrad und Pedale sind zwar noch vorhanden, auf Knopfdruck verschwinden diese aber.

Dann soll sich laut Audi der Innenraum „vom klassischen fahrerorientierten Cockpit plus Passagierplätze in eine großzügige Lounge“ wandeln. Der so entstehende Raum soll neue Freiheitsgrade ermöglichen, zur Kommunikation oder Entspannung, Arbeit oder den Rückzug in eine Privatsphäre. Wie Audi-Chefdesigner Marc Lichte angibt, soll dann der beste Platz im Auto nicht mehr hinten rechts sein, sondern vorne. „Wo A8 und Co. bislang Business Class sind, bieten wir künftig Platzverhältnisse wie in der First Class“, sagte der Designer dem „Spiegel“.

Bei den Proportionen folgt das „Grandsphere Concept“ dem Grund-Layout einer Elektro-Limousine – langer Radstand und kurze Überhänge. So wurde mehr Platz für den Innenraum geschaffen, in dem Lichte die Platzverhältnisse besonders ausnutzen wollte. Dabei fällt auf, dass die Seitenscheiben ungewöhnlich weit ausgestellt sind und erst im oberen Drittel Richtung Dach nach innen gebogen werden – es soll das Raumgefühl verbessern. Die gegenläufig öffnenden Türen gehören bei einer Studie heutzutage beinahe zum Standard.

Die autonomen Fahrfunktionen – Audi hatte einst bereits Level 3 für den A8 angekündigt, wegen der Rechtslage aber nie umgesetzt – sollen nicht nur Selbstzweck für die Studie sein, sondern auch hier einen Ausblick auf die Serie geben. Zusammen mit der VW-Software-Einheit Cariad will Audi die Technologie „in der zweiten Jahrzehnthälfte“ einführen.

Das „Grandsphere Concept“ ist das zweite von drei „Sphere“-Konzeptautos. Das „Skysphere Concept“ hatte Audi im August in Pebble Beach vorgestellt – ein E-Cabrio mit variablem Radstand. Die dritte Studie soll 2022 folgen.
spiegel.de, audi-mediacenter.com

5 Kommentare

zu „„Grandsphere Concept“: Audi gibt Ausblick auf Zukunft der E-Luxuslimousine“
Hans Herbert
03.09.2021 um 12:08
Geht vermutlich als eines der letzten Luxus-Cabrios in die Geschichte ein. Zeichen der Zeit voll erkannt! Hoffentlich bleiben sie darauf sitzen.
D-Tric
03.09.2021 um 17:08
Ich sehe keinen Grund, warum Menschen nicht auch in 50 Jahren noch "Luxuscabrios" fahren werden. Abgesehen davon ist das, was hier gezeigt wird, doch wirklich nur eine Spielwiese für Designer und Ingenieure. Sie können also gar nicht "drauf sitzen bleiben", weil das Auto so nie verkauft wird.
Horst H.Hartmann
06.09.2021 um 13:55
Ja Herr Lichte, mach ich auch manchmal in die alten Prospekte schauen, ich in den 2CV aus den 50 er & 60 Jahre, Sie in den von Jaguar e Type. Hab damals gerade in Mosbach beim Händler einen fast neuen Motor für meine Ente für 240 DM bekommen, in 1 Stunde und 50 Min. eingebaut. Mein junger Händler erging sich während dieser Zeit ständig in seinem neben mir stehenden Restaurationsobjektes „Jaguar e Typ“. So erging es mir heute wieder beim Anblick Ihres monströsen Grand-Sp. Ihre Kurvenlineale scheinen keine Knicks aufzuweisen. Dennoch ein fast unnötiges Objekt. Wenden Sie mal den Blick zurück in die 80er auf den Audi 1
Gerald Urner
07.09.2021 um 08:20
Was war bitte der Audi 1? danke
Horst H. Hartmann
08.09.2021 um 12:15
Ja, lieber Gerald Urner, verzeih, ich meinte natürlich den A2,der ja ursprünglich als E-Fahrzeug konzipiert war und ganz in Vergessenheit geriet. Ohne große Modifikationen jederzeit noch neu auflegbar. Die Firma Sono-Motors in München baut momentan an einem vergleichsweise ähnlichem Modell und mit zusätzlichen integrierten Solar-Modulen. Eine echte Alternative zu den vollkommen mit Elektronik überlasteten Modellen.

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