Xiaomi treibt Einstieg in das E-Auto-Geschäft voran
Der chinesische Smartphone-Hersteller Xiaomi hat die Handelsregistrierung seiner neuen Automobiltochter abgeschlossen und das Unternehmen mit einem Grundkapital von 10 Milliarden Yuan ausgestattet. Damit manifestiert sich der im Frühjahr angekündigte Einstieg des Konzerns in das E-Auto-Geschäft.
Kurzer Rückblick: Ende März hatte Xiaomi nach langer Abwägung die Entscheidung gefällt, eine Tochtergesellschaft ins Leben zu rufen, die das künftige „Smart Electric Vehicle Business“ des Konzerns betreiben wird. Damals kündigte Xiaomi an, in den nächsten zehn Jahren insgesamt zehn Milliarden US-Dollar (rund 8,5 Milliarden Euro) in das E-Auto-Geschäft investieren zu wollen. Das Anfangsinvestment in das Autosegment beträgt umgerechnet 1,3 Milliarden Euro. CEO des neuen Unternehmens wird Lei Jun, der Firmengründer und Gesamt-CEO von Xiaomi.
Wie das chinesische Portal „Gasgoo“ jetzt berichtet, führte Xiaomi in den vergangenen fünf Monaten Gespräche mit zahlreichen Unternehmen, darunter Automobilhersteller und Zulieferer, und tätigte Investitionen in andere Firmen. Vor wenigen Tagen gab das Unternehmen etwa die Übernahme von Deepmotion Tech bekannt, ein in Peking ansässiges Startup. Für die Übernahme soll Xiaomi 77 Millionen Dollar hingeblättert haben. Auch mit einem Einstieg bei Evergrande wird der Konzern in Verbindung gebracht.
Der Hintergrund: Verschiedene Medien berichteten im August, dass Evergrande sein Autogeschäft im Zuge der Schuldenkrise abstoßen könnte und deshalb Gespräche zur Übernahme mit mehreren Unternehmen führe, „darunter Nio, Xpeng und Xiaomi“, hieß es etwa auf dem Portal „ChinaStarMarket“. Dass Xiaomi zu den engsten Einstiegskandidaten zählt, schrieb zudem auch die Nachrichtenagentur Reuters, und ganz aktuell der „Spiegel“.
So oder so: Xiaomi soll aktuell damit beschäftigt sein, ein Team für das Automobilgeschäft aufzubauen. Ende Juli veröffentlichte Lei Jun laut „Gasgoo“ über seinen Weibo-Account eine Stellenanzeige für die Geschäftseinheit Autonomes Fahren des Unternehmens. Demnach sollen allein dort 500 Techniker eingestellt werden. „Im E-Auto-Markt sind wir ein Nachzügler mit wenig Erfahrung. Aber wir lernen schnell und haben hervorragende Fachkräfte“, sagte Lei Jun im Frühjahr.
Die E-Autos des Smartphone-Herstellers dürften von einem oder mehreren Auftragsfertigern produziert werden. Laut einem früheren Bericht von Reuters plant Xiaomi einen entsprechenden Deal mit Great Wall Motor – Great Wall ist bisher noch nicht als Auftragsfertiger aktiv, hat aber laut den Reuters-Quellen in diesem Fall seine Dienste angeboten. Offizielle Infos hierzu gibt es weiterhin nicht. Im Smartphone-Bereich arbeitet Xiaomi auch eng mit dem iPhone-Produzenten Foxconn zusammen, der selbst eine Elektroauto-Plattform namens MIH vorgestellt hat und auch mit Geely einen eMobility-Auftragsfertiger gegründet hat.
Xiaomi hat sich als Smartphone-Hersteller einen Namen gemacht und gehört zu den beliebtesten Smartphone-Marken Chinas. Über die Jahre hat das Unternehmen auch Produkte aus dem Bereich Haushaltselektronik erfolgreich etabliert, etwa Akku-Staubsauger oder Luftreiniger. Finanziert werden soll der Einstieg in den Automobilmarkt nun primär aus Eigenmitteln: Laut dem Geschäftsbericht für 2020 verfügt der Konzern über Barmittel von 100 Milliarden Yuan, rund 13 Milliarden Euro. Im zweiten Quartal 2021 erreichten Umsatz und Nettogewinn der Gruppe zudem einen neuen Höchststand: Der Quartalsumsatz stieg im Jahresvergleich um 64 % auf 87,8 Milliarden RMB (rund 11,5 Milliarden Euro), während der bereinigte Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr um 87,4 % auf 6,3 Milliarden RMB (rund 820 Millionen Euro) kletterte.
spiegel.de, gasgoo.com
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