BMW i Vision Circular: Wie ein BMW i3 im Jahr 2040 aussieht
Mit dem i Vision Circular hat BMW einen Ausblick darauf gegeben, wie sich der Autobauer ein Kompaktauto im Jahr 2040 vorstellt – mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Luxus. Die Studie erinnert in vielen Punkten an den i3, soll aber deutlich weiter gedacht sein.
„Der Viersitzer ist vollelektrisch angetrieben und zeigt auf rund vier Meter Länge ein großzügiges Innenraumangebot. Gleichzeitig ist er konsequent nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) gestaltet und steht damit sinnbildlich für das ambitionierte Vorhaben der BMW Group, der nachhaltigste Hersteller für individuelle Premiummobilität zu werden.“
Das ist kein Zitat aus dem Jahr 2010, als BMW die Serienproduktion des „Megacity Vehicles“ ankündigte – also jener Studie, die 2013 als BMW i3 auf den Markt kam. Auch damals war es ein rund vier Meter langes Stadtauto mit vier Sitzen, das mit einem Elektro-Konzept mehr Platz im Innenraum als vergleichbar lange Verbrenner bot. Zudem werden auch im i3 bis heute Recycling-Materialien im Innenraum verbaut.
Während sich der Einsatz der Recycling-Materialien im i3 auf einige wenige Komponenten beschränkt und sich die in der Herstellung energieintensive Carbon-Karosserie in der Massenproduktion nicht durchgesetzt hat, soll der i Vision Circular hier bei der Kreislaufwirtschaft weiter gehen – etwa mit Sekundär-Stahl und Sekundär-Aluminium.
„Der BMW i Vision Circular zeigt, wie umfassend und konsequent wir nachhaltige Mobilität denken. Er steht für unseren Anspruch, Vorreiter bei der Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft zu sein“, sagt BMW-Chef Oliver Zipse. „Unsere Spitzenposition bei der Ressourceneffizienz in der Produktion wollen wir auf den gesamten Lebenszyklus unserer Fahrzeuge ausweiten.“ Dabei geht es den Münchnern auch um „betriebswirtschaftliche Nachhaltigkeit“. „Denn die aktuelle Entwicklung von Rohstoffpreisen zeigt, mit welchen Auswirkungen eine Industrie rechnen muss, die von begrenzten Ressourcen abhängig ist“, so Zipse.
Aus diesem Grund soll der i Vision Circular aufzeigen, wie ein Fahrzeug für einen geschlossenen Materialkreislauf optimiert werden kann – anders als bei der Kohlefaser-Karosserie des i3. Das Ziel waren eine Quote von 100 Prozent recycelten Materialien bzw. 100 Prozent Recyclingfähigkeit. Viele der Materialien haben bereis ein Produktleben hinter sich. So auch die Batterie: Die verbaute Feststoffbatterie soll aus Materialien zusammengesetzt werden, die aus dem Recyclingkreislauf stammen – also bereits in einer anderen Batterie verbaut waren. Zudem soll die neue Batterie ihrerseits zu 100 Prozent recyclingfähig sein.
Zu technischen Details von Batterie und Antrieb macht BMW übrigens keine Angaben – das scheint im Jahr 2040 nachrangig zu sein. Nur eine Funktion wird noch erwähnt: Der i Vision Circular soll über einen bidirektionalen Lader verfügen. So soll das Auto – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit – als mobiler Stromspeicher fungieren können – und somit entweder Gebäude mit Strom versorgen oder das Netz stabilisieren können.
„Im Designprozess des BMW i Vision Circular haben wir Zirkularität von Beginn an konsequent mitgedacht“, sagt Adrian van Hooydonk, Leiter BMW Group Design. „Daher ist dieses Visionsfahrzeug voller innovativer Ideen, die Nachhaltigkeit mit einer neuen und inspirierenden Ästhetik verbinden – wir nennen diesen Ansatz ‚Circular Design‘.“
Dieser Ansatz wiederum umfasst vier Prinzipien, „Rethink“, „Reduce“, „Reuse“ und „Recycle“. Gemäß dieser Leitworte sollen Bauteile hinterfragt, überdacht und neu entworfen werden. Manche Komponenten oder Prozesse wurden so komplett weggelassen – der i Vision Circular ist etwa nicht lackiert, sondern hellgolden eloxiert. Das Lackieren benötigt viel Energie und erschwert das Recycling. „Entscheidend für gutes Recycling sind wenige unterschiedliche Materialgruppen aus Monomaterialien, deren Verbindungen sich einfach trennen lassen“, schreibt BMW. „Daher verzichtet der BMW i Vision Circular auf Verklebungen oder Verbundwerkstoffe. Stattdessen nutzt er clevere Verbindungslösungen, wie Kordeln, Knöpfe und Schnellverschlüsse.“
BMW-Logo wird graviert – um Anbauteile zu sparen
Wie derartige Leitgedanken auch die Optik eines Autos verändern, zeigt etwa die Front des Concept Cars. Da auf Chrom verzichtet und die Anzahl der Teile möglichst reduziert wurde, gibt es eine BMW-Niere mit Chrom-Stäben – stattdessen ziehen sich „digitale Flächen“ der Niere über die gesamte Breite bis zu den Scheinwerfern. Auch das aufgesetzte Marken-Emblem wurde eingespart: Es ist in die Front eingraviert und der Schriftzug am Heck ist gelasert. Spart wieder zusätzliche Anbauteile.
In den Innenraum geht es – wie beim i3 – über gegenläufig öffnende Türen. Die Designer wollten hier eine „moderne und wohnliche Atmosphäre“ schaffen, aber gleichzeitig möglichst wenig unterschiedliche Materialen verbauen und diese auch bestmöglich demontierbar machen. Auch in der Fertigung der Innenraum-Komponenten sollen vor allem additive Verfahren genutzt werden, um die Bauteile so passgenau wie möglich ohne Ausschuss und Verschnitt herzustellen. So ist etwa der Lenkradkranz aus einem biobasierten Material 3D-gedruckt. Bemerkenswert, dass eine Studie, die ein Auto aus dem Jahr 2040 zeigen soll, überhaupt noch über ein Lenkrad verfügt.
Um die vier Prinzipien seiner Kreislaufwirtschaft erlebbar zu machen, hat BMW die „i Insight Vision“-App entwickelt. Mit dieser Augmented-Reality-App sollen Besucher der IAA die Aspekte des Konzeptautos spielerisch entdecken können.
Immer noch futuristisch, aber näher am Lebensalltag im Jahr 2021 ist eine weitere Messe-Premiere von BMW: Bei dem i Vision Amby handelt es sich um ein „High-Speed Pedelec für Urbanisten“, mit dem die Münchner einen „zweirädrigen Lösungsansatz für die urbane Mobilität von morgen“ zeigen wollen.
Das Pedelec soll mit 25 km/h auf Radwegen genutzt werden können, mit bis zu 45 km/h auf innerstädtischen Straßen und mit bis zu 60 km/h auf mehrspurigen Straßen und außerorts. „In Zukunft sollen nicht Einteilungen wie ‚Auto‘, ‚Fahrrad‘ und ‚Motorrad‘ bestimmen, was wir denken, entwickeln und anbieten“, sagt Werner Haumayr, Leiter BMW Group Designkonzeption. „Vielmehr gibt uns dieser Paradigmenwechsel die Möglichkeit, Produkte an den Lebensgewohnheiten von Menschen auszurichten. So wie mit dem High-Speed Pedelec BMW i Vision Amby. Zwischen Fahrrad und Leichtkraftrad verortet, können unsere Kunden damit selbst entscheiden, welche Straßen oder Wege sie damit im Ballungsraum befahren möchten.“
Parallel zu dem Pedelec zeigt BMW Motorrad eine nur „Vision Amby“ genannte Version – mit Fußrasten statt Pedalen, dafür aber mit Gasgriff. Ein 2.000 Wh großer Akku soll bis zu 300 Kilometer Reichweite bieten.
bmwgroup.com (i Vision Circular), bmwgroup.com (i Vision Amby)
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