Vorhang auf für den vollelektrischen Renault Mégane
Renault hat auf der IAA den rein elektrischen Mégane enthüllt. Der Kompaktwagen mit dem vollen Namen Mégane E-TECH Electric wird in zwei Antriebsvarianten und mit zwei Batterieoptionen in den Handel kommen. Als erster Stromer auf Renaults CMF-EV-Plattform markiert er für die Franzosen den Beginn einer neuen Fahrzeuggeneration.
Mit dem E-Mégane will sich Renault als Platzhirsch im Bereich der alltagstauglichen und erschwinglichen Elektromobilität behaupten. Auf der IAA Mobility in München geizt der Konzern nicht mit Superlativen: Der E-Mégane verfüge über den schlanksten Akku auf dem Markt und das größte Info-Display in der Kompaktwagenklasse. Außerdem versprechen die Franzosen 470 Kilometer Reichweite nach WLTP, die Fähigkeit zum bidirektionalen Laden und die Einbettung des neuen Modells in ein komplettes Ökosystem. Den Verkaufsstart kündigt Renault für März 2022 an, die Bestellbücher sollen im Februar geöffnet werden. Angekündigt sind sowohl Versionen für Privat- als auch für Geschäftskunden.
Nun der Reihe nach: Der Mégane E-TECH Electric wird in zwei Antriebsvarianten mit 96 oder 160 kW sowie 205 oder 300 Nm vorfahren. Bei beiden fremderregten Drehstrom-Synchronmotoren handelt es sich um Neuentwicklungen der Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi. Laut Renault wiegen die E-Maschinen nur 145 Kilogramm einschließlich Getriebe („10 Prozent weniger als der aktuelle im Zoe verwendete Motor“). Die Topmotorisierung des E-Mégane soll in 7,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h sprinten. Die Höchstgeschwindigkeit gibt Renault mit 160 km/h an.
Die im Unterboden verbaute Batterie stammt von LG Energy Solution. Sie basiert auf einer NMC-Chemie und kommt entweder auf einen Energiegehalt von 40 kWh für eine Reichweite von 300 Kilometern oder auf 60 kWh für bis zu 470 Kilometer. Dabei bestehet die 40-kWh-Batterie aus acht Modulen mit je 24 Zellen, die auf einer einzigen Schicht verteilt sind. Die 60-kWh-Batterie umfasst zwölf Module mit je 24 Zellen, die auf zwei Schichten verteilt sind. In beiden Fällen bleiben die Abmessungen der Batterie unverändert: Mit einer Höhe von nur elf Zentimetern (bei 1,96 Meter Länge und 1,45 Meter Breite) soll sie wie eingangs erwähnt der „schlankeste Akku auf dem Markt“ sein. Hinzu kommt laut Herstellerangaben mit 600 Wh/l eine gegenüber dem Zoe um 20 Prozent höhere Energiedichte.
Das Energierückgewinnungssystem basiert auf zwei Hauptkomponenten: Die klassische Rekuperation funktioniert über ein vierstufiges System. Daneben gibt Renault an, dass sowohl Akku als auch Elektromotor flüssigkeitsgekühlt werden und darauf ein Wärmeleitsystem aufbaut, um überschüssige Wärme zur Beheizung des Fahrgastraums zu nutzen. Und: Der elektrische Mégane soll eine „nochmals effizientere Wärmepumpe“ beherbergen.
Anders als bei Vorstellung der Pläne für den E-Mégane im Oktober 2020 gibt’s nun auch vollständige Daten zum Ladeverhalten des Modells. Der im Auto verbaute Onboard-Lader erlaubt entweder 7,4 kW oder optional analog zum Zoe bis zu 22 kW AC-Laden – und damit mehr als der Großteil der Konkurrenz. Je nach Version ist das Fahrzeug zudem schnellladefähig (130 kW DC-Ladeleistung). Mit letzterem Wert soll der E-Mégane in 30 Minuten Energie für 300 Kilometer nach WLTP nachladen können.
Zugunsten der Ladekurve hat Renault nach eigenen Angaben ein „vorausschauendes Lademanagement“ installiert, das die Batterie auf die für das schnelle oder vollständige Laden optimale Temperatur bringt. Es nutze hierbei die Informationen des Navigationssystems, heißt es aus der Konzernzentrale. Außerdem verfügt das Modell wie eingangs berichtet über die technische Voraussetzung für das bidirektionale Laden und kann somit Strom ins Netz zurückspeisen.
15 Zentimeter kürzer als das aktuelle Verbrenner-Modell
Interessant sind auch die mit der neuen Plattform der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz möglich gewordenen Maße des neuen Mégane: Er soll im Innenraum den Platz eines konventionellen Kompaktwagens bieten, dafür aber außen kleiner sein als bisher. Mit 4,21 Metern ist der Wagen in der Tat rund 15 Zentimeter kürzer als das aktuelle Verbrenner-Modell. Der Radstand beträgt dennoch 2,70 Meter. Mit 1,5 Metern soll der elektrische Kompakte trotz der Batterie im Fahrzeugboden zudem nur wenig höher ausfallen als der aktuelle Mégane mit Verbrenner.
Ihre Stärken soll die speziell für Elektrowagen konzipierte CMF-EV-Architektur auch beim Fahrverhalten ausspielen. Die Plattform ist mit einer neuen, direkt ausgelegten Servolenkung gekoppelt. Außerdem verfügt sie über eine erstmals zum Einsatz kommende Mehrlenker-Hinterachse, die zu einer präziseren Radführung beitragen soll. Die Räder sind übrigens explizit weit außen positioniert, um Platz für Batterie und Innenraum zu schaffen.
Kommen wir zum Design: Der Mégane E-TECH Electric trägt als erstes Modell das überarbeitete Renault-Logo. Die dynamische Architektur spiegelt sich vor allem in der konturierten Motorhaube und der steigenden Fensterlinie wider, die über dem hinteren Radkasten nochmals ansteigt und so in einem massiven Heck mit einer relativ niedrigen Heckscheibe mündet. Der Kühlergrill ist weitgehend geschlossen. Die Türgriffe sind in die Karosserie integriert und öffnen automatisch, sobald sich der Fahrer nähert. Darüber hinaus verfügt der E-Mégane über LED-Matrix-Scheinwerfer und ein unorthodox gestaltetes Tagfahrlicht, das sich bis zu den Lufteinlassöffnungen in der Frontschürze windet und so das Gesicht des Fahrzeugs wesentlich prägt. Je nach Ausstattung gesellen sich 18- oder 20-Zoll-Räder hinzu.
Als Highlight im Innenraum nennt Renault das erstmals in einem seiner Serienfahrzeuge installierte OpenR Display, den „größten Info-Screen in einem Modell der Kompaktklasse“. Der Bildschirm in Form eines liegenden „L“ ist Teil des höheren Ausstattungsniveaus und vereint ein querformatiges digitales Kombiinstrument mit den fahrtrelevanten Daten und einen hochformatigen Multimediamonitor.
Die Sitzbezüge bestehen ausstattungsabhängig aus recycelten Materialien. Grundsätzlich gibt Renault an, dass insgesamt 27 Kilogramm der sichtbaren und unsichtbaren Teile im Fahrzeug aus recycelten Kunststoffen gefertigt werden. 95 Prozent des Fahrzeugs ließen sich am Ende seines Lebenszyklus wiederverwerten, so der Hersteller.
Als weitere Merkmale des Interieurs nennen die Franzosen Zierleisten, die sich über den gesamten Instrumententräger erstrecken und bis in die Türverkleidungen reichen. Je nach Version eine Ambientebeleuchtung sowie schallabsorbierende Materialien und Isolierungen für einen hohen Akustikkomfort. Und: In der Topausstattung soll der E-Mégane über ein Soundsystem mit 410 Watt Leistung und als erstes Serienmodell mit einem Holzdekor („Nuo“) aufwarten.
Davon unabhängig soll das Modell mit zahlreichen Ablagen punkten. Insgesamt stehen im Innenraum nach Herstellerangaben bis zu 30 Liter an Staumöglichkeiten zur Verfügung. Das Kofferraumvolumen beträgt 440 Liter, die sich „dank der rechteckigen Form des Ladeabteils uneingeschränkt nutzen lassen“, wie Renault betont. Durch Umklappen der im Verhältnis 1/3 zu 2/3 geteilten Rückbank lässt sich die Ladekapazität weiter vergrößern. Einen konkreten Wert nennt der Konzern hier nicht. Und wenn wir schon bei der Transportfähigkeit des Fahrzeugs sind. Renault gibt an, dass es für den elektrischen Mégane sowohl einen Dachträger als auch eine Anhängerkupplung gibt und das Modell bis zu 900 kg ziehen könne („gebremster Anhänger, je nach Version“).
26 Assistenzsysteme für Fahren, Parken, Sicherheit
Bleibt noch der Blick auf die Infotainment- und Sicherheitsqualitäten des neuen Stromers. Ein mit Google entwickeltes Multimediasystem namens OpenR Link (mit dem Betriebssystem Android Automotive OS) sorgt für die Smartphone-Integration mit Android Auto und Apple CarPlay und erlaubt das Anlegen persönlicher Nutzerprofile. Außerdem beinhaltet das System den auf Sprachbefehle reagierenden „Google Assistant“ als virtuellen Assistenten.
Ferner stehen den Nutzern 26 Assistenzsysteme zur Verfügung, die die Themen Fahren, Parken und generelle Sicherheit abdecken. Darunter ein adaptiver Tempomat, ein Stop&Go- sowie Spurhalteassistent.
Gefertigt wird der Mégane E-TECH Electric am Standort Douai im Norden Frankreichs. Das Werk soll nach Angaben von Renault mit einer Jahresproduktion von 400.000 Fahrzeugen bis 2025 zum größten und wettbewerbsfähigsten Zentrum für den Bau von Elektrofahrzeugen in Europa ausgebaut werden.
Zur Markteinführung im Frühjahr stehen für den Elektro-Kompaktwagen sechs Karosseriefarben zur Verfügung: Rafale Grey, Schist Grey, Midnight Blue, Flame Red, Diamond Black und Glacier White. In der oberen Ausstattung können Dach, Säulen und die Seitenspiegelkappen zudem auf Wunsch in Schiefergrau, Diamantschwarz oder Gletscherweiß lackiert werden.
Angaben zum Preis des Mégane E-TECH Electric macht Renault noch nicht.
renault-presse.de, renault.com
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