E-Nfz-Rollout: BMVI kürt Innovationscluster und gründet Task-Forces
Im Zuge des vom BMVI im vergangenen Jahr vorgestellten Gesamtkonzepts klimafreundliche Nutzfahrzeuge hat das Ministerium jetzt drei Innovationscluster festgelegt, in denen die alternativen Antriebstechnologien im Zusammenspiel von Fahrzeugen und Infrastruktur erprobt werden.
Die drei nominierten Cluster sind das bereits im Frühjahr angekündigte Projekt Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr (HoLa), das Innovationscluster E-Highway Bayern sowie der Lkw-Innovationskorridor Rhein-Main/Rhein-Neckar. Alle drei Vorhaben sollen sich mit verschiedenen Aspekte bei der Umstellung auf einen klimafreundlichen Straßengüterverkehr befassen. Damit nehmen sie im BMVI-Gesamtkonzept klimafreundliche Nutzfahrzeuge eine zentrale Rolle ein. Das Konzept hatte das Bundesverkehrsministerium im November 2020 im Rahmen eines Nutzfahrzeuggipfels vorgestellt.
Das Papier enthält konkrete Fahrpläne für die einzelnen Antriebstechnologien bis 2030 und ein Bündel von Maßnahmen für deren Markthochlauf. Dabei soll es unter anderem Kaufprämien geben, aber auch neue Vorschriften für die Lkw-Maut. „Wir fördern den Kauf von Lkw, steuern den Aufbau der Tank- und Ladeinfrastruktur und schaffen einen passenden regulatorischen Rahmen. Unser Fahrplan bis 2030 steht: Ein Drittel der Fahrleistung wird grün“, äußerte Verkehrsminister Andreas Scheuer im November. In die Umsetzung des Konzepts will das BMVI „alle relevanten Akteure“ einbinden.
In den Innovationsclustern soll sich die Theorie an der Praxis messen. In einer Pressemitteilung liefert das BMVI folgende Kurzprofile zu den drei ausgewählten Projekten: Im Förderprojekt Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr (HoLa) werden an vier Standorten entlang der A2 vom Ruhrgebiet bis Berlin je zwei Hochleistungsladepunkte mit CCS (Combined Charging System) und in einer späteren Phase mit dem Megawatt Charging System (MCS) aufgebaut. Ziel sei es, unterschiedliche Anwendungsfälle im Realbetrieb an Autobahn-Raststätten, Logistikzentren und Betriebshöfen zu testen, so das Ministerium.
Durch den Aufbau und Betrieb von prototypischer Technologie sollen bei HoLa Erkenntnisse für einen flächendeckenden Lkw-Ladenetzaufbau abgeleitet werden. Das Projekt wird durch ein Konsortium mit 13 Partnern umgesetzt und hat ein Volumen von 27 Millionen Euro. Das BMVI bezuschusst das Mitte September startende Projekt mit zwölf Millionen Euro.
Beim Innovationscluster E-Highway Bayern steht die praktische Erprobung des dynamischen und stationären Ladens von Batterie- und Brennstoffzellen-Lkw entlang der A9 von München über Ingolstadt nach Nürnberg im Fokus. Alternativ werden die Projektbeteiligten zudem die Strecke entlang der A92 von München über Landshut und Dingolfing nach Deggendorf betrachten. Im Einzugsgebiet einer Oberleitungsstrecke soll ein ergänzendes Netz von Wasserstofftankstellen und Schnellladestationen auf Rast- und Betriebshöfen errichtet werden. Ziel des Clusters ist es, die Kombination verschiedener Antriebstechnologien zu erproben, die Auswirkungen auf das Energienetz zu untersuchen sowie umwelt- und kostenseitige Synergien zu heben.
Die genaue Ausgestaltung des Projektes wird laut BMVI im Rahmen einer Projektgruppe unter Leitung des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr und Beteiligung der bayerischen Speditions- und Logistikverbände festgelegt. Das BMVI wird das Projekt zusammen mit der Autobahn GmbH unterstützen. Das Investitionsvolumen beziffert das Ministerium je nach Ausgestaltung auf einen niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionenbetrag aus dem Haushaltstitel „Zuschüsse zur Errichtung von Tank- und Ladeinfrastruktur“ des Energie- und Klimafonds.
Im Zuge des Lkw-Innovationskorridors Rhein-Main/Rhein-Neckar werden schließlich Batterie-, BZ- und Hybrid-Lkw durch den Aufbau einer Tank-, Lade- und Oberleitungsinfrastruktur vom Frankfurter Kreuz über die A5 bis Darmstadt und weiter über die A67 oder die A5 bis zur Landesgrenze mit Baden-Württemberg praktisch erprobt (Ein eHighway besteht bekanntlich bereits auf der A5 bei Darmstadt). Eine Verlängerung bis Mannheim beziehungsweise Heidelberg wird nach Angaben des Verkehrsministeriums aktuell geprüft.
Ziele dieses Clusters seien die Optimierung von Planungs-, Genehmigungs- und Vergabeverfahren sowie der technischen Gestaltung von Infrastruktur für Lkw mit alternativen Antrieben auf längeren, stark befahrenen Streckenabschnitten. Auch hier steht die genaue Ausgestaltung des Projekts noch aus. Diese wird eine Projektgruppe unter Leitung des Hessischen Verkehrsministeriums und unter Beteiligung insbesondere der regionalen Wirtschaft vornehmen. Das BMVI unterstützt abermals zusammen mit der Autobahn GmbH und schätzt das Projektvolumen auch hier auf einen niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionenbetrag aus dem Haushaltstitel „Zuschüsse zur Errichtung von Tank- und Ladeinfrastruktur“ des Energie- und Klimafonds.
Zur Umsetzung weiterer Maßnahmen seines Gesamtkonzepts richtet das Verkehrsministerium in naher Zukunft zudem Task Forces für den Infrastruktur-Rollout ein. In diese Teams sollen unter anderem „zentrale Akteure aus der Praxis“ integriert werden, um „insbesondere die notwendige Planungs-, Genehmigungs- und Entscheidungsschritte für den Rollout der jeweiligen Infrastrukturen zu definieren“.
Konkret sind drei Task Forces geplant. Eine namens „Backcasting Ladeinfrastruktur für batterieelektrische Lkw“, die ihre Arbeit bereits im Juni aufgenommen hat. Eine weitere mit der Bezeichnung „Dynamisches und stationäres Laden von Batterie- und Brennstoffzellen-Lkw“, die voraussichtlich diese Woche mit der Interessenbekundung startet. Und eine dritte Task Force namens „Backcasting Wasserstofftankinfrastruktur“, die in Kürze aktiv werden soll.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer kommentiert die Einrichtung von Innovationsclustern und Task Forces wie folgt: „Wir werden mehr Güter auf die Schiene und auf das Wasser verlagern. Tatsache ist aber auch, dass der Straßengüterverkehr, der derzeit etwa ein Drittel der CO2-Emissionen des Verkehrssektors verursacht, weiterhin einen großen Anteil am Gütertransport haben wird.“ Darum müsse er schnell sauberer werden. Und wie das gehen könne, zeige man in den Clustern. „Hier kann sich die Theorie an der Praxis messen. Von Wasserstoff über Oberleitung bis hin zum Megacharger für Batterie-Lkw. Hier zeigt sich erneut: Die Diskussion um den Antrieb der Zukunft muss technologieoffen geführt werden.“
Hintergrund der Initiative ist unter anderem der Beschluss, dass gemäß dem Bundes-Klimaschutzgesetz die CO2-Emissionen im Verkehr bis 2030 um 48 % gegenüber 1990 sinken müssen. Für den schweren Straßengüterverkehr ist im Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung festgelegt, dass 2030 ein Drittel der Fahrleistung elektrisch oder auf Basis strombasierter Kraftstoffe erfolgen soll. Derzeit verursacht der Straßengüterverkehr etwa ein Drittel der CO2-Emissionen des Verkehrssektors.
bmvi.de
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