Italien will „Lex Ferrari“ bei EU-Klimazielen
Die italienische Regierung will bei der EU eine Ausnahmeregelung vom avisierten Verbrenner-Aus ab 2035 für heimische Sportwagen-Hersteller wie Ferrari und Lamborghini erwirken, da es sich bei diesen Autos um eine Nische mit kleinen Stückzahlen handele.
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Grundsätzlich unterstütze die Regierung in Rom den EU-Plan, sagte der italienische Umweltminister Roberto Cingolani gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Dennoch sei man mit der Europäischen Union in Gesprächen über eine Ausnahme, da der Absatz der Sportwagenbauer nur einen Bruchteil des Gesamtmarktes ausmache – mit entsprechend geringem Einfluss auf den gesamten CO2-Ausstoß des Verkehrssektors. „Ich bin überzeugt, dass es keine Probleme geben wird“, so Cingolani.
Der Umweltminister führte weiter an, dass die genannten Hersteller mit ihren geringen Stückzahlen kaum Skaleneffekte nutzen könnten. „Diese Autos benötigen eine spezielle Technologie und Batterien für den Übergang“, so Cingolani. Er kündigte zudem ein „Giga-Factory-Programm“ an, da es wichtig sei, dass „Italien bei der Produktion von Hochleistungs-Batterien an Autonomie gewinnt“.
Spötter sprechen dennoch von einer „Lex Ferrari“, da Cingolani eine Vergangenheit bei dem Sportwagenbauer hat: Bis zu seiner Ernennung als Umweltminister war er ein nicht geschäftsführender Direktor bei Ferrari.
Aber nicht nur in Italien formiert sich Widerstand gegen die EU-Pläne, die übrigens erst von den nationalen Parlamenten in verbindliche Vorgaben umgesetzt werden müssen. So hatte sich etwa Renault für längere Fristen als 2035 ausgesprochen, vor allem für Hybride – und scheint bei der Regierung in Paris Gehör zu finden.
Porsche-Chef Oliver Blume sieht in Ausnahmegenehmigungen für kleine Sportwagen-Hersteller hingegen einen Fehler: „Elektrische Sportwagen werden in der kommenden Dekade unschlagbar sein. Dekarbonisierung ist eine globale Frage und jeder muss seinen Beitrag leisten.“
Update 15.09.2021: Widerstand gegen das von der EU-Kommission mit dem Klimapaket „Fit for 55“ kündigt sich auch aus Tschechien an. „Wir können hier nicht umsetzen, was sich grüne Fanatiker im Europäischen Parlament ausgedacht haben“ sagte Tschechiens Ministerpräsident Andrej Babiš der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Wir werden dem Verkaufsverbot für Autos, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, nicht zustimmen.“
Tschechiens Wirtschaft ist nicht nur wegen Skoda von der Autoindustrie abhängig. Auch Hyundai betreibt dort sein Europa-Werk. Die Äußerungen von Babiš sind allerdings auch vor dem Hintergrund des aktuellen Wahlkampfs zu sehen: In Tschechien wird Anfang Oktober gewählt. Berichten zufolge gilt es nicht als sicher, dass Babiš die Wahl gewinnen wird.
freenet.de, auto-motor-und-sport.de
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