Hamburg: Pläne für Ridepooling mit selbstfahrenden ID. Buzz
Volkswagen Nutzfahrzeuge hat zusammen mit Mobilitätsdienstleister Moia und Software-Firma Argo AI Pläne für ein autonomes Ridepooling-Pilotprojekt auf Basis des vollelektrischen VW ID. Buzz AD vorgestellt. Ziel ist es, in Hamburg bis 2025 ein autonomes, international skalierbares Ridepooling-System zu entwickeln.
Das AD in der Fahrzeugbezeichnung des VW ID. Buzz AD steht für „Autonomous Driving“, also autonomes Fahren. Ambitionen in diese Richtung sind schon länger bekannt: Anfang dieses Jahres gab Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) offiziell bekannt, dass der ID. Buzz als erstes Fahrzeug im Volkswagen-Konzern auch autonom fahren soll – und zwar unter Einsatz des Selbstfahr-Systems von Argo AI. Nun rückt der Nutzfahrzeughersteller erstmals Prototypen des AD ins Rampenlicht – ohne jedoch auf technische Daten einzugehen.
VWN ist unter dem Dach des Volkswagen-Konzerns grundsätzlich für die Entwicklung autonomer Fahrsysteme und deren gewerblichen Einsatz verantwortlich. Schon zu jenem Zeitpunkt im Februar sprach VWN davon, den ID. Buzz AD für eine spätere Anwendung in Mobilitätsdiensten vorbereiten zu wollen. Explizit nannte der Hersteller seinerzeit auch schon ein Ride-Hailing- und Pooling-Ansatz gemäß dem Konzept von Moia – nur mit autonom fahrenden E-Shuttles – als Anwendungsfall. Diese Idee nimmt nun weiter Gestalt an: Argo AI wird ab dem vierten Quartal 2021 in einem ersten Schritt mit der Vermessung der Straßenzüge des initialen Testgebietes beginnen.
Doch der Reihe nach: Die Arbeitsteilung zwischen den drei Partnern gestaltet sich wie folgt: Volkswagen Nutzfahrzeuge und Argo AI entwickeln den ID. Buzz AD, der mit Self-Driving-Hardware und -Software ausgestattet wird, darunter eine Kombination aus Lidar-, Radar- und Kamerasystemen. Als Basis dient der ID. Buzz, der im kommenden Jahr seine Premiere feiert.
„Volkswagen investiert mit AD in die Zukunft der Mobilität. Es unterstreicht den strategischen Wandel von einem Automobilhersteller zu einem weltweit führenden, softwaregetriebenen Mobilitätsanbieter“, so Christian Senger, Bereichsleiter Autonomes Fahren bei VWN. Das gemeinsame Pilotprojekt sei Wegbereiter für die Entwicklung von autonomen Mobilitätsdiensten von Volkswagen. „In Hamburg schaffen wir die Grundlagen für die Entwicklung und Prüfung von Technologien und Betriebsabläufen entlang der vielschichtigen Wertschöpfungskette eines Mobilitätsdienstes.“
Moia – ebenfalls eine VW-Tochter – entwickelt ergänzend den autonomen Ridepooling-Service. Dazu zählen vor allem Technologien, um die Abläufe im Flottenbetrieb zu automatisieren (Steigt die richtige Person zu? Ist die Anzahl der Personen richtig? usw.). Zurzeit ist der Dienst mit klassischen Elektro-Flotten in Hamburg und Hannover aktiv. Das autonome Fahren bezeichnet Moia als „einen wichtiger Bestandteil unseres Geschäftsmodells“. Autonomes Ridepooling könne die städtische Mobilität verbessern, die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen und damit die Städte zu lebenswerteren Orten machen.
Argo AI übernimmt innerhalb des Trios wie erwähnt auch die Vermessung der Straßenzüge. Dazu werden Argo-Testfahrzeuge im manuellen Betrieb durch die Stadt gefahren, um die Straßeninfrastruktur und lokale Verkehrsvorschriften zu erfassen. Von Interesse sind etwa die Lage und Abstände von Ampeln, Radwegen, Straßenschildern und weiteren Verkehrszeichen. Das anfängliche Testgebiet liegt östlich der Alster und umfasst Teile von Winterhude, Uhlenhorst und Hohenfelde. In der Nähe befindet sich unter anderem der Moia-Betriebshofs in Wandsbek, wo die AD-Testflotte stationiert sein wird.
Was den weiteren Zeitplan angeht, streben VWN, Moia und Argo vor 2025 Testfahrten mit und ohne Fahrgästen an. Anschließend soll das autonome Ridepooling-Angebot durch Moia in Hamburg und andernorts kommerzialisiert werden.
Abschließend noch ein paar Worte zu Argo AI: Volkswagen und Ford investierten 2019 im Zuge ihrer Kooperationsvereinbarung zu gleichen Teilen in Argo AI, ein auf Softwareplattformen für autonomes Fahren spezialisiertes Unternehmen mit Sitz im US-amerikanischen Pittsburgh. Neben einer Erstinvestition in Höhe von einer Milliarde US-Dollar brachte Volkswagen zudem seine Tochtergesellschaft AID (Autonomous Intelligent Driving) in Argo AI ein.
Die US-Firma gibt an, über Testbetriebe in acht komplexen Stadtgebieten zu verfügen und sein selbstfahrendes System kontinuierlich durch Entwicklungstests im Labor, virtuelle Tests in einer simulierten Umgebung und auf zwei geschlossenen Teststrecken, darunter eine Anlage in München, zu erproben. Durch die oben genannte Ausstattung der E-Fahrzeuge mit Lidar-, Radar- und Kamerasystemen soll eine zuverlässige Erkennung der Umgebung gewährleistet sein – „sowohl in der unmittelbaren Nähe des Fahrzeugs als auch in einer weiteren Entfernung von 400 Metern“, teilt das Unternehmen mit.
moia.io
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