Polestar meldet SPAC-Fusion zum Zwecke des Börsengangs
Polestar hat den erstmals im Juli durchgesickerten geplanten SPAC-Zusammenschluss mit der Investmentfirma Gores Guggenheim abgeschlossen. Gab es heute zunächst Gerüchte dazu, erfolgte die offizielle Bekanntgabe heute gegen Mittag.
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Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete zunächst unter Berufung auf Quellen, die sich mit dem geplanten US-Börsengang auskennen, dass die Fusion mit Gores Guggenheim dem avisierten Gemeinschaftsunternehmen eine Bewertung von rund 20 Milliarden US-Dollar einbringen könnte. Im Juli war in einem Bericht von Bloomberg noch von 25 Milliarden US-Dollar die Rede.
Offizielle Statements zur Fusion und dem geplanten Börsendebüt standen zunächst aus. Gegen Mittag erreichte uns dann eine Pressemitteilung von Polestar. Demnach wird das kombinierte Unternehmen von einer neuen Aktiengesellschaft mit dem Namen Polestar Automotive Holding UK Limited gehalten und an der Nasdaq unter dem Tickersymbol „PSNY“ notiert sein. Außerdem bestätigt Polestar, dass die Transaktion, die voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2022 abgeschlossen werden soll, einen Unternehmenswert von rund 20 Milliarden US Dollar impliziert.
Die derzeitigen Anteilseigner von Polestar werden nach Angaben des Unternehmens 94 % der Anteile an Polestar behalten und 100 % ihrer Anteile in das neue Unternehmen einbringen. Mit der Fusion geht zudem eine Kapitalerhöhung in Form einer PIPE („Private Investment in Public Equity“) einher, in deren Zuge ausgewählte Investoren 250 Millionen Dollar zuschießen. Es handele sich bei den Investoren um „erstklassige institutionelle Anleger“, teilt Polestar mit. Und: Die PIPE werde zusammen mit derzeit auf dem Treuhandkonto von Gores Guggenheim befindlichen Barmitteln in Höhe von circa 800 Millionen Dollar voraussichtlich zur Finanzierung umfangreicher Investitionen in neue Modelle und die Ausweitung der Geschäftstätigkeit und der Märkte verwendet werden.
Auf diesen Punkt geht Polestar in einer weiteren Passage seiner Mitteilung noch einmal etwas präziser ein. Demnach erwartet das Unternehmen „eine aufregende Periode schnellen Wachstums, beginnend mit der Markteinführung des Polestar 3 im Jahr 2022, mit Plänen zur Einführung von zwei weiteren neuen Modellen bis 2024 und mit der Ausweitung der globalen Vertriebspräsenz auf 30 Märkte bis 2023“.
Thomas Ingenlath, CEO von Polestar, wird anlässlich der nun offiziellen Fusion wie folgt zitiert: „Dies ist eine wirklich spannende Zeit für Polestar. Mit zwei preisgekrönten Fahrzeugen, die heute in 14 aktiven Märkten auf drei Kontinenten unterwegs sind, wollen wir bis 2023 auf 30 Märkte expandieren. Wir freuen uns sehr, dass wir unsere Produktpalette bis 2024 um drei neue Premium-Elektroautos erweitern, beginnend mit unserem ersten SUV, das für 2022 erwartet wird. Mit Alec und dem Team von Gores Guggenheim haben wir einen Partner gefunden, der über eine beeindruckende Erfolgsbilanz bei der Börseneinführung führender Unternehmen verfügt. Der vorgeschlagene Unternehmenszusammenschluss und die Börsennotierung positionieren Polestar als finanzstarkes, zukunftssicheres, globales Elektroautounternehmen. Dies wird uns in die Lage versetzen, unser Wachstum, unsere Strategie und vor allem unsere Mission für nachhaltige Mobilität zu beschleunigen.“
Polestar gehört zu Volvo Car AB und der Zhejiang Geely Holding Group, die auch der 100-prozentige Eigentümer von Volvo Car ist. Die Firma sitzt in Göteborg, alle Fahrzeuge werden aber in China gebaut. Mit der Limousine Polestar 2 hat der Hersteller bereits ein viel beachtetes Elektroauto entwickelt. Allerdings gab es vor einer Weile technische Probleme und bereits zwei Rückrufe für das Modell. Dennoch wird der Marke großes Potenzial attestiert.
Bei electrive.net hat sich der Polestar 2 bereits zwei Mal einem Fahrtest unterzogen. Erstmals im Sommer 2020 noch vor Auslieferungsbeginn und Anfang des Jahres bei einem Winter-Check. Die Eindrücke weichen dabei durchaus voneinander ab.
Polestar nutzt die Fertigungskapazitäten von Volvo Cars. Wie kürzlich angekündigt, wird der Polestar 3 künftig im Werk von Volvo Cars in Ridgeville im US-Bundesstaat South Carolina gebaut. Bis Mitte des Jahrzehnts soll auch die Produktion zukünftiger Polestar-Modelle in Europa erfolgen.
Die Bemühungen von Polestar um externe Investoren reichen unterdessen schon bis Anfang 2019 zurück – und fruchteten dieses Jahr zum ersten Mal: Eine Gruppe langfristiger Finanzinvestoren pumpte bereits im Frühjahr per Kapitalerhöhung 550 Millionen US-Dollar in das Unternehmen. Polestar bezeichnete die neuen Investitionen und die damit verbundene Diversifizierung seiner Finanzierungsstruktur seinerzeit als Voraussetzungen für das zukünftige Wachstum. Die Mittel sicherten die Erweiterung der verfügbaren Ressourcen für die Produktentwicklung und die damit einhergehende Beschleunigung technologischer Innovationen „im Hinblick auf die Markteinführung mehrerer bahnbrechender Fahrzeuge in den kommenden Jahren“.
Volvo Cars teilte vor dem Hintergrund der Kapitalerhöhung im Frühjahr im Juli mit, seinerseits weitere Anteile an der Elektroauto-Marke Polestar erworben zu haben, um seine Beteiligung wieder auf 49,5 Prozent zu erhöht. Also jenes Niveau, das das Unternehmen vor der vollzogenen Privatplatzierung bereits innehatte.
Update 23.06.2022: Der Weg für den geplanten US-Börsengang der Elektroauto-Marke Polestar ist frei. Die Aktionäre der Investmentfirma Gores Guggenheim haben dem SPAC-Zusammenschluss mit Polestar nun zugestimmt. Die Aktien von Polestar sollen ab dem 24. Juni an der Nasdaq unter dem Tickersymbol „PSNY“ gehandelt werden.
Damit hat Polestar seine Pläne trotz des aktuellen Marktumfeldes – bei der Ankündigung der SPAC-Fusion waren der Ukraine-Krieg und die Folgen für die Märkte noch nicht absehbar – durchgezogen. Anfang dieser Woche hatte zum Beispiel ABB angekündigt, den für das zweite Quartal (also noch bis Ende Juni) angesetzten Börsengang seiner Division E-Mobility auf unbestimmte Zeit zu verschieben.
polestar.com, heise.de, reuters.com, polestar.com, businesswire.com (beide Update)
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