Foxconn kauft Lordstown-Werk und baut deren E-Pickup

Foxconn wird das Autowerk des E-Auto-Startups Lordstown Motors in Lordstown im US-Bundesstaat Ohio kaufen. Das sieht eine nun geschlossene Grundsatzvereinbarung beider Seiten vor. Foxconn soll dann dort für Lordstown Motors die Produktion des elektrischen Pickup-Trucks Endurance übernehmen.

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Den Kaufpreis für das Werk beziffert Lordstown auf 230 Millionen Dollar. Bereits im August äußerte das finanziell angeschlagene Elektroauto-Startup öffentlich die Idee, seine Produktionsstätte mit anderen Autoherstellern zu teilen. Das Unternehmen nutzt derzeit nur rund 20 Prozent der 6,2 Millionen des Werks. Nun ist daraus ein anderes Konzept geworden: Foxconn, vor allem als taiwanesischer Auftragsfertiger für Apple-Smartphones bekannt, aber zunehmend im eMobility-Geschäft aktiv, wird das komplette Werk übernehmen und als Auftragsfertiger für Lordstown aktiv. Im Fokus dabei: Der Serienstart des Endurance.

Von dem Deal soll auch Fisker profitieren: Laut Henrik Fisker könnte das von Fisker und Foxconn unter dem Projektnamen PEAR geplante neuartige E-Auto dadurch früher als bisher geplant auf den Markt kommen. Fisker schloss im Mai einen Vertrag über die Fahrzeugmontage mit Foxconn ab. Der Vorstandsvorsitzende von Fisker, Henrik Fisker, sagte am Donnerstag in einem Interview, dass Foxconn zunächst 150.000 Fahrzeuge pro Jahr für Fisker bauen und die Produktion bis 2024 aufnehmen wird.

Lordstown wird unterdessen nicht nur den Kaufbetrag in die Kasse gespült bekommen, sondern auch ein separates Investment vonseiten Foxconns. Demnach werden die Taiwanesen im Zuge der Transaktion 50 Millionen Dollar zum Stammkapital von Lordstown beitragen. Daneben sind sich beide Seiten einig, dass ein Maximum von Mitarbeitern des Werks ihre Arbeit vor Ort behalten sollen.

Laut Young Liu, Vorstandsvorsitzender von Foxconn, wird das Geschäft seinem Unternehmen dabei helfen, „das Ziel zu erreichen, unseren Zeitplan für den Aufbau von Produktionskapazitäten für Elektrofahrzeuge in Nordamerika voranzutreiben“. Interessant vor diesem Hintergrund: Im April revidierte Foxconn den Plan für ein 10-Milliarden-Dollar-Werk in Wisconsin. Inzwischen soll die dortige Produktionsstätte nur noch einen Bruchteil so groß ausfallen wie ursprünglich geplant. Statt 10 Milliarden sind nun nur noch 672 Millionen Dollar an Investitionen geplant, statt 13.000 neuer Arbeitsplätze sollen nur noch 1.454 Jobs entstehen.

Der erst kürzlich neu berufene CEO von Lordstown, Daniel Ninivaggi, sagte unterdessen in einem Interview, dass die neue Partnerschaft mit Foxconn es Lordstown ermögliche, zu einem weniger kapitalintensiven Geschäftsmodell überzugehen, und dass das Geschäft voraussichtlich in etwa sechs Monaten abgeschlossen sein werde.

Lordstown-Gründer Steve Burns und sein CFO Julio Rodriguez waren im Juni zurückgetreten. Zuvor hatte der Shortseller Hindenburg Research schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen erhoben, unter anderem ging es um die mangelnde Serienreife der Prototypen kurz vor dem Produktionsstart und auch um fingierte Vorbestellungen. Zuvor wurden die Produktionsziele gekürzt und ein höherer Kapitalbedarf angekündigt.

Lordstown Motors hatte im Juni in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht offiziell vor bestandsgefährdenden Risiken für das Unternehmen gewarnt. Im August gab Angela Strand, die in Ermangelung eines CEO als Executive Chairwoman das Unternehmen zeitweise leitete, an, mit mehreren potenziellen Partnern Gespräche über eine Mit-Nutzung des Werks in Ohio zu führen, um Geld in die Kassen zu bringen. Das Resultat dieser Gespräche hat das Startup aus Ohio nun publik gemacht.

Update 12.11.2021: Foxconn hat nun mit Lordstown Motors einen endgültigen Kaufvertrag für dessen Autowerk in Lordstown unterzeichnet. Der Kaufpreis beträgt wie oben erwähnt 230 Millionen US-Dollar. Foxconn hat zudem Lordstown-Aktien im Wert von 50 Millionen Dollar erworben und bekommt im Rahmen der Vereinbarung nach Abschluss außerdem 1,7 Millionen Aktienoptionsscheine.

Die erste Rate für die Autofabrik in Höhe von 100 Millionen Dollar wird nach Angaben der Partner am 18. November 2021 fällig. Die Übernahme der Produktionsstätte soll im April 2022 abgeschlossen werden. Die Unternehmen haben zudem vereinbart, wie oben ausgeführt eine separate Auftragsfertigungsvereinbarung für den E-Pickup Endurance zu verfolgen. Deren Abschluss wird bis zum 30. April 2022 angestrebt.
reuters.com, techcrunch.com, investor.lordstownmotors.com, foxconn.com, twitter.com (Statement von Fisker), twitter.com (Tweet von Henrik Fisker), foxconn.com, investor.lordstownmotors.com (beide Update)

1 Kommentar

zu „Foxconn kauft Lordstown-Werk und baut deren E-Pickup“
David
01.10.2021 um 14:36
So, jetzt kommt der Lordstown also doch noch. Technisch sicher sehr interessant, weil Radnabenmotoren in Serie bisher noch nicht gesehen wurden. Und dann noch welche mit der Leistung. Ich bin gespannt…

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