Barcelona: Great Wall könnte in Ex-Nissan-Werk ziehen

Spanische Behörden und Nissan haben Gespräche mit dem chinesischen Hersteller Great Wall Motors über eine mögliche Übernahme des Nissan-Werks in Barcelona aufgenommen. Great Wall könnte in das größte der drei Werke in Barcelona ziehen. Die Verhandlungen sollen aber ausdrücklich noch nicht exklusiv gestaltet werden.

Insgesamt geht es um die Zukunft der Werke Zona Franca, Montcada i Reixac und Sant Andreu de la Barca. Während mit Blick auf die größten der drei Fabriken „bevorzugte Verhandlungen“ mit Great Wall Motors geführt werden, könnten die beiden anderen Werke laut einer Mitteilung der Nissan Motor Corporation vom spanischen Elektroroller-Hersteller Silence und von QEV Technologies übernommen werden.

Bei Letzterem handelt es sich um ein spanisches Ingenieurbüro, das zusammen mit den schwedischen Elektrofahrzeug-Herstellern Volta Trucks und Inzile den sogenannten Barcelona Decarbonisation Hub (D-HUB) zur Produktion von E-Fahrzeugen plant. Schon im April war publik geworden, dass Volta Trucks mit dem ehemaligen Nissan-Werk liebäugelt, um seinen Elektro-Lkw Volta Zero in Spanien zu produzieren. Seinerzeit hieß es aber, dass dies nur eine von mehreren Optionen sei. „Die Montage des Volta Zero in Spanien könnte von Interesse sein, um südeuropäische Städte zu bedienen, für die Dekarbonisierung von Nutzfahrzeugen immer wichtiger wird“, sagte Kjell Waloen, Chief Technology Officer von Volta Trucks, seinerzeit.

Die endgültige Entscheidung ist noch von keiner Seite gefallen. In der Nissan-Mitteilung heißt es, dass eine Kommission aus Behörden-, Arbeitnehmer- und Unternehmensvertretern noch kein Projekt vonseiten interessierter Unternehmen verworfen habe, aber nach einer Analyse aller Vorschläge der einvernehmliche Beschluss gefasst worden sein, besagte bevorzugte Gespräche mit den drei oben genannten Kandidaten zu führen. Die Grundlagen für den Verhandlungsrahmen sollen in diesem Monat festgelegt werden. Die nächste Sitzung der Kommission ist auf Anfang November terminiert.

„Wir arbeiten seriös und einvernehmlich im Rahmen des vorgesehenen Zeitplans. Es gibt Industrieprojekte und Optionen für die Zukunft der Nissan-Werke. Wir sind optimistisch“, wird Raül Blanco, Generalsekretär für Industrie und KMU des Ministeriums für Industrie, Handel und Tourismus, in der Nissan-Mitteilung zitiert.

Nissan hatte im Zuge der gesamten Restrukturierung der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz im Mai 2020 angekündigt, in Europa nur noch das Werk im britischen Sunderland betreiben zu wollen. Ursprünglich sollte bereits Ende 2020 der letzte Nissan in Barcelona gebaut werden, später wurde diese Deadline um ein Jahr verschoben – um den Behörden mehr Zeit zu geben, einen Interessenten für die Anlagen zu finden. Anfang des Jahres meldete Reuters zwischenzeitlich, dass das Autowerk in eine Batterieproduktionsstätte umgewidmet werden soll. Dieser Plan hat so wie es aktuell aussieht aber keine Priorität.
reuters.com, spain.nissannews.com (PM auf Spanisch), qevtech.com (Barcelona Decarbonisation Hub)

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