Hamburg: Ladesäulennutzung für EMP nicht länger gratis
In Hamburg konnten Elektromobilitätsprovider im Rahmen des bis heute in Deutschland einzigartigen „Hamburger Modells“ ihren Ladestrom an Endverbraucher verkaufen, ohne Abgaben für die Verwendung der Ladesäulen zahlen zu müssen. Wie die Stadt nun bekannt gibt, soll sich diese Praxis ab dem 1. Januar 2022 ändern.
Elektromobilitätsprovider (EMP) sollen in der Hansestadt ab dem Jahreswechsel – wie bundesweit üblich – dazu verpflichtet sein, eine Gebühr für die Nutzung der Ladesäulen zu zahlen und so den zunehmenden Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur mitzufinanzieren. Das kündigt die Stadt in einer Pressemitteilung an. Den Erfolg des bisher praktizierten „Hamburger Modells“ betonen die Verantwortlichen im Rathaus aber ausdrücklich: „Der Hochlauf der Elektromobilität in Hamburg ist uns geglückt. Die staatliche Anfangsfinanzierung war wichtig“, so Staatsrat Andreas Rieckhof. „Nun machen wir den nächsten Schritt, die Einführung eines marktüblichen und für alle Anbieter einheitlichen Nutzungspreises, hin zu einem kostendeckenden Betrieb der öffentlichen Ladeinfrastruktur.“
Die Nutzungspreise für die Ladeinfrastruktur werden von den Elektromobilitätsprovidern ab dem 1. Januar 2022 durch den städtischen Versorger Hamburg Energie erhoben – und zwar im Auftrag der Stadt. Das Nutzungsentgelt wird netto bei 12 Cent/kWh für AC-Säulen mit 22 oder 11 kW und bei 20 Cent/kWh für Schnellladesäulen mit 50 kW liegen.
Bisher zahlen die Elektromobilitätsprovider keinerlei Nutzungsgebühr für die von der städtischen Stromnetz Hamburg GmbH in zentraler Koordinierungsverantwortung errichteten und technisch betriebenen städtischen Ladestationen. Dieses Prinzip fußt auf einem 2014 in der Hansestadt verabschiedeten Masterplan. Die seinerzeit entwickelten methodischen Ansätze sollten vor allem einen systematischen und bedarfsgerechten Ausbau der Ladeinfrastruktur beschleunigen, die Kostendeckung spielte eine untergeordnete Rolle. Als Eckpfeiler gelten seitdem die zentrale Rolle der Stromnetz Hamburg GmbH als technische Ladesäulenbetreiberin, die „diskriminierungsfreie Bereitstellung“ der Ladestationen an Elektromobilitätsprovider, die Abgabe von ausschließlich zertifiziertem Grünstrom und die Gestattung, dass auch andere interessierte Unternehmen Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum errichten und betreiben können, wenn bestimmte Qualitätskriterien erfüllt sind.
So einzigartig das Hamburger Modell deutschlandweit war, die Stadtführung sieht nun den Zeitpunkt gekommen, dass „der zunehmende Ausbau und die damit verbundenen proportionalen Betriebskosten marktüblich über einen Nutzungspreis mitfinanziert werden“. Es sei bundesweit üblich, dass Ladesäulenbetreiber von den Elektromobilitätsprovidern einen Nutzungspreis für die Bereitstellung der Ladesäulen erheben.
Hamburg kommt aktuell auf knapp über 1.400 öffentlich zugängliche Ladepunkte, davon beinahe 400 auf privatem Grund, etwa auf Grundstücken von Tankstellen und Supermärkten. Die Fahrzeug-Bestandszahlen weisen 10.686 vollelektrische Fahrzeuge und 11.678 Plug-in-Hybride auf Hamburgs Straßen aus, zuzüglich der etwa 1.580 Fahrzeuge von Carsharing-Diensten. Hamburg ist mit einem Anteil von rund 2,6 Prozent zugelassenen E-Fahrzeugen am gesamten Fahrzeugbestand (Carsharer nicht mitgezählt) Spitzenreiter in Deutschland.
Damit das so bleibt, hat der Hamburger Senat weitere Ausbauziele für die Ladeinfrastruktur vorgegeben. So sollen unter anderem hoch nachgefragte Standorte künftig um weitere Ladestationen ergänzt werden. Zudem wird die Stadt noch in diesem Jahr die ersten Ultra-Schnellladestationen im öffentlichen Raum aufbauen. Aktuell sollen laut Koalitionsvertrag bis 2025 weitere 1.000 Ladepunkte und damit jährlich im Durchschnitt rund 200 neue Ladepunkte errichtet werden.
Anfang des Jahres hatten Stromnetz Hamburg und die kommunale Projektleitstelle hySolutions übrigens interessante Statistikwerte zur Nutzung der städtischen Ladeinfrastruktur in der Hansestadt vorgelegt. Die Zahlen geben einen seltenen Einblick in das Ladeverhalten von E-Auto-Fahrern – und demonstrieren überdies die steigende Nachfrage.
Christoph Steinkamp, Geschäftsführer der Hamburger hySolutions GmbH hat das „Hamburger Modell“ zudem in einer unserer jüngsten Ausgaben der Online-Konferenz electrive.net LIVE vorgestellt. Dort äußert sich der Fachmann auch zur Rentabilität der Ladeinfrastruktur:
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