Frankreich will zu führendem E-Auto-Produktionsland werden
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat einen 30 Milliarden Euro schweren Investitionsplan zur wirtschaftlichen Modernisierung des Landes präsentiert. Interessant aus Sicht der eMobility-Branche: Bis 2030 sollen in Frankreich zwei Millionen Elektro- und Hybridfahrzeuge produziert werden.
Der von Macron vorgestellte Investitionsplan firmiert unter dem Titel „France 2030“ und zielt in erster Linie auf die Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit des Landes und die Entwicklung von Zukunftstechnologien ab. Von dem Gesamtpaket in Höhe von 30 Milliarden Euro sollen Investitionen in Höhe von vier Milliarden Euro in den Verkehrssektor gehen. In diesem Zuge gab der französische Präsident das Ziel aus, bis 2030 im eigenen Land zwei Millionen Elektro- und Hybridautos zu produzieren, vor allem dank dreier französischer Gigafactorys für Batterien. Außerdem hat er zum Ziel erklärt, bis 2030 das erste kohlenstoffarme Flugzeug in Frankreich zu produzieren.
Die Gelder aus dem jetzt geschnürten Paket sollen binnen fünf Jahren fließen. Die ersten Kredite – 3 bis 4 Milliarden Euro – werden ab 2022 in den Haushalt eingestellt. Alle Details des bisher nur grob angekündigten Plans sollen vor diesem Hintergrund bis zum Jahresende ausgearbeitet sein.
Den größten Bereich der angekündigten Investitionen macht der Energiesektor aus. Allein acht Milliarden Euro sollen in dessen Modernisierung gepumpt werden. Ziel sei ein „kohlenstoffarmes und widerstandsfähiges Frankreich“, wie es Macron formuliert. Dabei setzt das Land weiter große Hoffnungen in den Nuklearsektor, der allein mit einer Milliarde Euro aus dem Investitionspaket rechnen kann.
Auf Basis der Kernenergie will Frankreich bis 2030 zudem zum europäischen Marktführer für grünen Wasserstoff aufsteigen. Dazu strebt Macron im Land die Errichtung von mindestens zwei Gigafactorys an, ohne auf nähere Details zu diesen einzugehen. Gleichwohl konstatiert der französische Präsident, dass „die erneuerbaren Energien in Europa niemals ausreichen werden“, um genügend grünen Wasserstoff zu produzieren. Dennoch will Frankreich 500 Millionen Euro in diese Energieart investieren.
Frankreich hat zum Ziel, die CO2-Emissionen seiner Industrien zwischen 2015 und 2030 um 35 Prozent zu reduzieren. Bisher ist lediglich eine Einsparung um vier Prozent gelungen.
Stand der geplanten Gigawerk-Ansiedlungen in Frankreich
Was die Ansiedlung von Werken zur Großserienfertigung von Batteriezellen für Elektrofahrzeuge angeht, sind bis dato bereits mehrere, vor allem von den Automobilherstellern forcierte Projekte angekündigt. Zum einen entsteht im Zuge der schon oft zitierten deutsch-französischen Batterie-Initiative im nordfranzösischen Douvrin (ebenso wie in Kaiserslautern) eine Batteriezellen-Produktion, die Ende 2023 in Betrieb gehen soll. Als Koordinatorin agiert die Automotive Cells Company (ACC), ein kürzlich gegründetes Joint Venture des französischen Autokonzerns PSA mit seiner deutschen Tochter Opel und des französischen Energiekonzerns Total mit seiner Tochtergesellschaft Saft.
Geplant ist eine anfängliche Kapazität von 8 GWh, die bis 2030 an beiden Standorten auf 48 GWh steigen soll. Jedes Werk wird dazu 24 GWh beitragen. Das Projekt profitiert von der finanziellen Unterstützung der französischen und deutschen Behörden in Höhe von 1,3 Milliarden Euro und erhielt die Zustimmung der europäischen Institutionen durch ein IPCEI-Projekt.
Eine zweite Gigafabrik dürfte auf Bestreben von Renault entstehen. Im Sommer bestätigte der Autobauer, dass der chinesische Batteriehersteller Envision AESC am nordfranzösischen Renault-Standort Douai eine Batteriefabrik mit einer geplanten Kapazität von 43 GWh bis 2030 errichten wird, von denen Renault 24 GWh abnehmen will.
Daneben hat Renault eine Kooperation mit dem französischen Startup Verkor publik gemacht, die ebenfalls in den Bau einer „Gigafactory für Hochleistungsbatterien in Frankreich“ münden soll – und zwar mit einer Anfangskapazität von 10 GWh für die Renault-Gruppe ab 2026, die bis 2030 auf 20 GWh steigen könnte. Dass das 2019 gegründete Startup mit Sitz in Grenoble in die Batterien-Großserienfertigung einsteigen will, ist bereits seit Mitte vergangenen Jahres bekannt. Seinerzeit verkündete Verkor, mit Unterstützung von EIT InnoEnergy, Schneider Electric und der Groupe IDEC für 2022 den Bau einer Zellfabrik mit einer Kapazität von zunächst 16 GWh zu planen, deren Betrieb 2023 starten soll. Bei der Standortsuche soll eher Südfrankreich im Fokus stehen. Einen neuen Stand dazu gibt es nicht.
reuters.com, lesechos.fr, gouvernement.fr, twitter.com
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