Skoda und Partner zünden Ladeinfrastruktur-Offensive in Tschechien
In Tschechien wollen Vertreter aus Politik, Verwaltung und Industrie bis 2025 mehrere Tausend Ladepunkte errichten. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde jetzt unter anderem von Skoda in Prag unterzeichnet – und zwar in Anwesenheit von Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess.
Die Unterzeichner der Absichtserklärung sind das Verkehrsministerium des Landes, die staatlichen Agenturen für Straßen-, Eisenbahn- und Schifffahrtsverkehr, das Energieunternehmen CEZ und die Volkswagen-Tochter Skoda Auto. In einem gemeinsamen Kraftakt wollen sie die mehreren Tausend Ladepunkte an Bahnstationen und entlang von Hauptverkehrsstraßen errichten und mit CO2-neutralem Strom von CEZ betreiben. Die Standorte der Ladesäulen werden dabei in Zusammenarbeit mit Skoda Auto und Elli, der Volkswagen-Konzerntochter für Ladelösungen, festgelegt. Dabei sollen unter anderem Daten zu besonders viel befahrenen Strecken einfließen.
Weitere Details zu der geplanten Ladeinfrastruktur-Offensive stehen noch aus. In einer Mitteilung von Skoda heißt es lediglich, dass mit dem Ausbau des Ladenetzes der Umstieg auf die Elektromobilität und damit die Dekarbonisierung des Landes deutlich beschleunigt werden solle.
Im Zuge der Vertragsunterzeichnung kamen Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender des Volkswagen Konzerns, und Karel Havlíček, tschechischer Vize-Ministerpräsident und Minister für Industrie, Handel und Transport, zusammen. Im Fokus des Gesprächs stand „die zukünftige Ausrichtung der heimischen Automobilindustrie im Hinblick auf die Elektromobilität“. Dabei sei über die gesamte Wertschöpfungskette des E-Autos gesprochen worden, teilt Skoda mit. Vor allem aber wohl über die Batteriezellen-Grooßfertigung: Denn Tschechien bemüht sich um die Ansiedlung einer der sechs geplanten Batteriezellen-Gigafactorys des Volkswagen-Konzerns. Hintergrund ist, dass eine dieser Zellfabriken in Zentral- oder Osteuropa errichtet werden soll. Eine Standortentscheidung sei für die erste Jahreshälfte 2022 avisiert, heißt es.
Thomas Schmall, als Volkswagen Konzernvorstand Technik für Batteriezellen und -systeme zuständig, attestiert den Regierungsvertretern, dass Tschechien ein attraktiver möglicher Standort für eine der sechs Batteriezellfabriken sei. Er mahnt aber auch, dass das Land den Wandel in die Elektromobilität entschlossen angehen müsse – „vom Umstieg auf regenerative Energien über den konsequenten Aufbau von Ladeinfrastruktur bis zur ganzheitlichen Förderung von Zukunftstechnologien.“
Volkswagens tschechische Tochter Skoda hatte jüngst bereits mit ihrer neuen Unternehmensstrategie „Next Level – Skoda Strategy 2030“ ihre Elektromobilitäts-Ambitionen unterstrichen. Darin hat die Marke zuvorderst fixiert, bis Ende des Jahrzehnts mindestens drei weitere rein elektrische Modelle launchen zu wollen, die preislich und größentechnisch unterhalb des Enyaq iV positioniert sein werden. Die Ankündigung kleinerer E-Modelle passt zur generellen Prioritätensetzung der Tschechen, eine Erweiterung ihres Modellportfolios in Richtung Einstiegssegmente zu vollziehen.
Grundsätzlich will Skoda die „Komplexität des Angebots mittelfristig durch die schrittweise Elektrifizierung der Modellpalette um 40 Prozent reduzieren“. Heißt im Klartext: Die Modellvielfalt bei den Verbrennern wird zwangsläufig abnehmen. Im Gegenzug will die Marke bis 2030 je nach Marktentwicklung einen Absatzanteil vollelektrischer Modelle in Europa von 50 bis 70 Prozent erreichen. Damit liegen die Ansprüche unter denen von Konzernschwester VW: Dort strebt die Vorstandsriege bis 2030 einen Anteil reiner E-Autos am Absatz in Europa von über 70 Prozent an.
Skoda arbeitet zudem mit Partnern daran, sein Heimatland Tschechien zu einem „Elektromobilitäts-Hub“ zu entwickeln. Konkret sollen bis 2030 in allen drei tschechischen Werken von Skoda in Mladá Boleslav, Kvasiny und Vrchlabí E-Komponenten oder E-Fahrzeuge gefertigt werden. Zusätzlich will der tschechische Automobilhersteller gemeinsam mit Partnern am Aufbau einer stabilen Zuliefererstruktur für Elektromobilität arbeiten. Thomas Schäfer, Vorstandsvorsitzender von Skoda Auto, äußert vor diesem Hintergrund das Ziel, Arbeitsplätze sichern und neue schaffen zu wollen, „damit das Land gestärkt aus dem tiefgreifenden Transformationsprozess hervorgeht“.
Aktuell werden bei Skoda in Tschechien bereits Hochvolt-Traktionsbatterien für die Plug-in-Hybrid-Modelle Superb iV und Octavia iV sowie für Modelle weiterer Konzernmarken produziert. Anfang des nächsten Jahres startet zudem die Produktion von MEB-Batteriesystemen in Mladá Boleslav für den Enyaq iV.
Skoda gehört seit 30 Jahren zum Volkswagen-Konzern, unterhält die oben genannten drei Standorte in Tschechien und fertigt darüber hinaus in China, Russland, der Slowakei und Indien vornehmlich über Konzernpartnerschaften sowie in der Ukraine mit einem lokalen Partner. Weltweit sind rund 42.000 Mitarbeiter unter der Marke beschäftigt.
skoda-media.de
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