Siemens erhält Auftrag über drei Batteriezüge aus BW

Die Landesanstalt für Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg hat drei Batteriezüge des Typs Mireo Plus B bei Hersteller Siemens Mobility in Auftrag gegeben. Das Trio soll ab 2023 exklusiv für die Hermann-Hesse-Bahn zwischen Renningen und Calw verkehren.

Als Batterie-elektrische Fahrzeuge laden die Züge ihren Akku auf Streckenabschnitten mit vorhandener Oberleitung, im Fall der Hermann-Hesse-Bahn also zwischen Renningen und Weil der Stadt, um dann auf dem Oberleitungs-freien Abschnitt zwischen Weil der Stadt und Calw mit dem gespeicherten Strom aus den Batterien fahren zu können. Die Reichweite des Mireo Plus B beträgt im Batteriebetrieb circa 80 Kilometer.

Fahren sollen die Batteriezüge ab dem geplanten Betriebsstart der Hermann-Hesse-Bahn zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023. Hintergrund ist, dass das Streckenstück zwischen Weil der Stadt und Calw in den 1980er Jahren außer Betrieb genommen wurde, während der Abschnitt Stuttgart – Weil der Stadt seit 1978 Teil des Stuttgarter S-Bahn-Netzes ist. Als Hermann-Hesse-Bahn wird die teils stillgelegte Route von Renningen und Calw nun reaktiviert.

Die neuen Batteriezüge bieten Platz für 120 Personen und werden von Siemens Mobility mit dem Europäischen Zugsicherungsstandard ETCS Baseline 3 Release 2 ausgestattet. „Damit ist der Miro Plus B für den ETCS Level 2 Betrieb ausgerüstet und steht für den digitalen Schienenverkehr der Zukunft bereit“, heißt es in einer begleitenden Mitteilung. Davon verspricht sich das Land Baden-Württemberg „mehr Streckenkapazitäten, größere Pünktlichkeit und die Interoperabilität im grenzüberschreitenden Schienenverkehr“.

Das Zug-Trio ist übrigens das Ergebnis einer Nachbestelloption im Nachgang zu einem 2020 vergebenen Auftrag an Siemens Mobility, in dessen Zuge die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg (SFBW) vor eineinhalb Jahren bereits 20 Batteriezüge für das Ortenaunetz orderte. Die Nachbestelloption habe auch die Hochrüstung der Mireo Plus B-Flotte auf ETCS Level 2 enthalten, fügt das Land in seiner Mitteilung hinzu. Siemens übernimmt der Vereinbarungg zufolge auch die Wartung der Züge über deren gesamte Lebenszeit – und zwar in engem Austausch mit dem landeseigenen Verkehrsunternehmen – der Südwestdeutschen Landesverkehrs-AG (SWEG). Am Standort Offenburg baut die SWEG in diesem Kontext eine neue Werkstatt für Batteriezüge.

„Zugfahren ist die Grüne Alternative zum Autofahren!“, äußert Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann. „Deshalb hat sich die Landesregierung das Ziel gesetzt, keine neuen Fahrzeuge mehr mit reinem Dieselantrieb zu beschaffen. Auf der Hermann-Hesse-Bahn erreichen wir dieses Ziel gleich zum Start des Bahnbetriebs.“ Die Bestellung der Züge sei in enger Abstimmung mit dem Zweckverband Hermann-Hesse-Bahn erfolgt.

„Wir haben den Anspruch, auf der Hermann-Hesse-Bahn lokal emissionsfreien Verkehr anbieten zu können. Durch Synergien mit der Ortenau-Straßenbahn wird uns dies sogar bereits ohne Übergangstechnologie zum Betriebsbeginn gelingen. Das Land und die Verbandsversammlung der Hessebahn haben hiermit – hinsichtlich des Klimaschutzes – einen weitblickenden Beschluss gefasst“, so der Calwer Landrat und Zweckverbandsvorsitzende Helmut Riegger.
baden-wuerttemberg.de

2 Kommentare

zu „Siemens erhält Auftrag über drei Batteriezüge aus BW“
Sepp Mayr
15.10.2021 um 17:15
Die richtige Richtung
Hannes Fischer
12.01.2024 um 18:44
In BW gibt es gegenwärtig (2023) noch ca. 1200km nicht-elektrifizierte Teilstrecken. Insgesamt 43x an Stichsktrecken von mind 10km Streckenlänge oder Ringschlüsse bis max 100km Streckenlänge. Keine dieser Strecken ist an beiden Enden strromlos, manche haben sogar kurze Mittelabschnitte oder Knotenbahnhöfe, dort die Akkus nachgeladen werden können. Es macht also Sinn, die modernen Züge einzig als elektrische Triebwagenzüge zu beschaffen, relativ kurzfristig machbar, und die Einheiten, die noch auf teilweise stromlosen Abschnitten unterwegs sein sollen, mit den Akkus aufzurüsten. So kann das Voll-Elektrifizierungs-Programm ohne übertriebene Eile angegangen werden. Sonstige exotische Antriebsarten sollten nicht weiter vorangetrieben werden aus gleichem Grund!

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