IAV enthüllt eigene Elektro-Plattform

Der Berliner Engineering-Dienstleister IAV hat eine modulare Plattform für Batterie-elektrische Fahrzeuge vorgestellt, die den Bau vom Kleinwagen bis zum leichten Nutzfahrzeug unterstützt. Der Elektro-Baukasten soll die Entwicklung von BEV „schneller, günstiger und nachhaltiger“ machen.

Die von den Berlinern entwickelte Plattform deckt ein Leistungsspektrum von 100 bis 440 kW, Batteriekapazitäten von 27 bis 115 kWh und Spannungslagen von 400 und 800 Volt ab. Außerdem ermöglicht sie sowohl den Einsatz von Silizium (Si) als auch von Siliziumcarbid (SiC) in der Leistungselektronik. Laut IAV soll die flache E-Antriebsstrang-Plattform eine große Variantenvielfalt für alle Fahrzeugsegmente und deren Antriebstopologien bieten. Als Beispiel nennt das Unternehmen die Auswahl zwischen Front-, Heck- oder Allradantrieb und optionale Zusatzfunktionen wie Torque Vectoring zur Erhöhung der Fahrdynamik.

In Summe hat IAV nach eigenen Angaben etwa 24 Millionen technisch umsetzbare Antriebsstrangvarianten virtuell generiert und bewertet. Dabei seien durch Simulationswerkzeuge die Hauptsysteme Batterie, E-Maschine, Inverter und Getriebe systematisch variiert und miteinander kombiniert worden, heißt es aus der Firmenzentrale. Das Ergebnis: „Mit dem modularen E-Baukasten decken wir die Anforderungen der gesamten von uns definierten Flotte ab. Dabei können wir auch innerhalb der Fahrzeugklassen variieren – beispielsweise beim SUV von der Low-Cost-Lösung bis zur High-Performance Version.“

In folgendem Video zeigt IAV konkret fünf Plattformtypen: Eine 400-Volt-Frontantriebs-Variante für Kleinwagen mit 27 bis 42 kWh Batteriekapazität, 100 bis 130 kW Leistung und 2.000 bis 2.800 Nm. Die nächstgrößere Plattform mit 400 oder 800 Volt sowie Heck- oder Allradantrieb, die 42 bis 70 kWh, 100 bis 300 kW und 2.800 bis 5.600 Nm aufbietet. Eine weitere Mittelklasse-Plattform ist ebenfalls mit 400 oder 800 Volt sowie Heck- oder Allradantrieb verfügbar, aber mit 62 bis 70 kWh Batteriekapazität, 130 bis 370 kW und 2.800 bis 6.950 Nm.

Dazu gesellen sich zwei größere 800-Volt-Varianten der Plattform mit je 70 bis 115 kWh. Während Erstere entweder als Allrad- oder Hecktriebler mit 150 bis 440 kW und 3.500 bis 8.300 Nm vorfährt, ist Letztere als Allrad- oder Fronttriebler mit 150 bis 300 kW und 3.500 bis 6.950 Nm ausgelegt.

Neben der Flexibilität soll IAVs E-Plattform vor allem in puncto Nachhaltigkeit überzeugen. Die Berliner geben an, auf Basis einer Lebenszyklusanalyse für die Batterieauswahl ein spezielles Ökodesign entwickelt zu haben, konkret eine „ressourcenschonende Lösung, die dazu beiträgt, dass in der Batterieproduktion durch eine bessere Materialauswahl, Verbindungstechnik, Zerlegung und Recycling weniger CO2 emittiert als bei der Herstellung klassischer Stromspeicher“.

Erik Schneider, Fachbereichsleiter E-Traction & Hybrid Drivetrain bei IAV, bezeichnet Plattformen als Schlüssel, um Variantenvielfalt zu beherrschen und um Entwicklungszeit und insbesondere Produktkosten durch Skaleneffekte zu reduzieren. Und: „Bezahlbarkeit und Nachhaltigkeit sind zwei der größten Herausforderungen für die E-Mobilität. Die konsequente Umsetzung von Plattformen im Ökodesign kann E-Mobilität erschwinglicher und nachhaltiger machen.“

IAV nutzt die E-Antriebsstrang-Plattform bereits in verschiedenen Projekten mit Kunden, die entweder Subsysteme oder komplette E-Antriebsstranglösungen benötigen. Das Unternehmen beschäftigt weltweit mehr als 8.000 Mitarbeiter und zählt zu seinen Kunden eigenen Angaben zufolge „alle namhaften Automobilhersteller und Zulieferer“. Neben der klassischen Fahrzeug- und Antriebsentwicklung hat sich IAV inzwischen auch in den Bereichen Elektromobilität und autonomes Fahren breit aufgestellt. Neben den Entwicklungszentren in Berlin, Gifhorn und Chemnitz/Stollberg verfügt IAV in Deutschland über weitere Standorte u.a. in München, Sindelfingen und Ingolstadt. Erst kürzlich hab der Dienstleister bekannt, auch nahe Stuttgart ein neues Entwicklungszentrum hochziehen zu wollen.
iav.com

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2 Kommentare

zu „IAV enthüllt eigene Elektro-Plattform“
Michael
16.10.2021 um 12:24
2000 Nm für einen Kleinwagen? Da ist wohl das Komma verrutscht.
Ralf
18.10.2021 um 09:13
Nope, 2000Nm ist eher noch auf der schwachen Seite. Die reden hier nicht vom sinnfreien Motormoment, sondern vom Achsmoment.

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