Evergrande-Tochter: NEVS auf Eigentümer-Suche
National Electric Vehicle Sweden (NEVS), die schwedische Elektroauto-Tochter des hochverschuldeten chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande, sucht nach neuen Eigentümern. NEVS-Chef Stefan Tilk bestätigte nun Gespräche mit mehreren Investoren.
Direkt existenzbedrohend ist die Lage bei Evergrande für NEVS offenbar noch nicht: Laut Tilk verfügt das Unternehmen zwar noch über finanzielle Mittel, die „für eine gute Weile“ reichen, doch es gebe bereits Gespräche mit mehreren US-amerikanischen und europäischen Risikokapitalfirmen und Industriepartnern bezüglich einer Übernahme von NEVS.
Der in finanzielle Schieflage geratene Immobilienkonzern Evergrande hat bereits drei Mail Zinszahlungen für internationale Anleihen versäumt und versucht laut einem Bericht von Reuters, einige seiner Vermögenswerte zu verkaufen, um Bargeld zu beschaffen. Evergrande hatte in den vergangenen Jahren mehrere Milliarden Dollar zum Aufbau einer eigenen E-Auto-Tochter ausgegeben, die Fahrzeuge sollen unter der Marke Hengchi auf den Markt kommen. Dafür hatte Evergrande mehrere Firmen übernommen (wie etwa NEVS) oder Joint Ventures gegründet, etwa mit dem deutschen Antriebsspezialisten Hofer oder dem schwedischen Sportwagenbauer Koenigsegg.
Zu einer möglichen Bewertung von NEVS, das zu Evergrandes E-Auto-Sparte Evergrande New Energy Vehicle Group gehört, wollte Tilk keine Angaben machen. Reuters schreibt unter Berufung auf eine mit der Situation vertrauten Quelle, dass NEVS bis zu eine Milliarde US-Dollar wert sein könnte.
Namen möglicher Investoren oder Käufer wollte Tilk in dem Gespräch mit Reuters ebenfalls nicht nennen. „Wir stehen sowohl mit Venture-Leuten als auch mit Unternehmen im Dialog, die die gleiche Idee und Ausrichtung wie wir haben und mit unserer ganzen Kompetenz in diese einsteigen wollen“, so Tilk. „Sie sind also sowohl Industriepartner als auch Risikokapitalgeber.“
Nicht nur NEVS könnte einen neuen Eigentümer erhalten, sondern auch die ganze Evergrande New Energy Vehicle Group. Auch diese ist auf der Suche nach Investoren. Ein Verbleib von NEVS im Evergrande-Konzern ist laut Tilk ebenfalls eine Option: „Wenn Evergrande seinen Betrieb fortsetzen kann, was sie hoffen, werden sie daran interessiert sein, in Europa Fuß zu fassen, mit Infrastruktur wie einer Anlage, Tests und einem Labor. Und das haben wir“, so der NEVS-CEO.
Im Zuge der finanziellen Schwierigkeiten bei Evergrande hatte NEVS wie berichtet im August fast die Hälfte der 650 Mitarbeitenden entlassen müssen. Falls Evergrande die Krise überstehe, könnten die Schweden laut Tilk auch wieder Personal einstellen, „um die Kompetenz zu erlangen, die Evergrande in Europa wünscht“.
Neben dem Aufbau des Mobilitätskonzepts PONS und dem Bau eigener Fahrzeuge ist bei NEVS auch die Auftragsfertigung fremder Fahrzeuge geplant, etwa des Sono Sion. Sono Motors hatte gegenüber unserer Redaktion im August mitgeteilt, dass die Produktion des Sion von der Restrukturierung bei NEVS „nicht betroffen“ sei. Evergrande New Energy Vehicle, die Elektrofahrzeugsparte der Evergrande Group, erklärte vor einigen Tagen, an ihren Plänen zur Produktion von Elektroautos festhalten zu wollen.
reuters.com
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