BMW schickt E-Lkw in Dingolfing auf 75 Touren pro Arbeitstag
Die BMW Group setzt an ihrem Standort in Dingolfing einen Elektro-Lkw für Werksverkehre ein. Der Mafi T 225 De ist fast rund um die Uhr im Dienst. Auf das Jahr gerechnet soll er im Vergleich zu Diesel-Lkw insgesamt rund 276 Tonnen CO2 einsparen. Der weitere Ausbau der emissionsfreien Lkw-Werksflotte ist für 2022 geplant.
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Seit Kurzem dreht im BMW-Werk Dingolfing ein Sattelzug-Anhänger mit der Aufschrift „Ich transportiere elektrisch die Antriebe der Zukunft“ seine Runden. Die Distributionszugmaschine des Typs Mafi T 225 De fährt zu 100 Prozent mit Strom und transportiert Module für Elektroantriebe zwischen einem Produktionsgebäude und einem nahe gelegenen werksinternen Logistikzentrum. Noch handelt es sich um ein Pilotprojekt, aber im Verlauf des Jahres 2022 sollen mit dem Ausbau der Produktionskapazitäten für elektrische Antriebe im Komponentenwerk 2.20 fünf weitere E-Lkw hinzukommen.
Das in Niederbayern gelegene Stammwerk Dingolfing liegt direkt an der A92. Mit 2,8 Millionen Quadratmetern und rund 17.000 Mitarbeitern ist es der größte europäische Produktionsstandort der BMW Group. Rund 1.500 Pkw der 4er-, 5er-, 6er-, 7er- und 8er-Reihe sowie der neue vollelektrische BMW iX laufen hier täglich von den Fertigungsbändern. Im Jahr 2020 wurden in Dingolfing rund 232.000 Fahrzeuge gebaut. Hinzu kommen Fahrzeugkomponenten wie Pressteile oder Fahrwerks- und Antriebssysteme. „Dingolfing ist das Kompetenzzentrum E-Antriebsproduktion der BMW Group. Hier entstehen Komponenten für die Premium-E-Mobilität der Zukunft“, sagt Sven Jochmann, Leiter der Produktion E-Antrieb Dingolfing, Landshut, Regensburg und Leipzig.
Damit geht einher, dass von Dingolfing aus BMW-Fahrzeugwerke weltweit mit E-Motoren und Hochvoltspeichern für die E-Auto-Produktion der Konzernmarken BMW und Mini beliefert werden. Der großen Nachfrage wegen ist geplant, das Komponentenwerk 2.20 massiv auszubauen. Der Hersteller investiert dafür allein 2022 rund 500 Millionen Euro. Ab dem kommenden Jahr will BMW dort E-Antriebskomponenten für über 500.000 elektrifizierte Fahrzeuge fertigen.
„Für uns ist es daher selbstverständlich, dass wir auch beim Werksverkehr vorangehen und diesen mit dem Einsatz von sauberen, nachhaltigen und innovativen Transportfahrzeugen auf die Zukunft ausrichten“, betont Jochmann. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Elektro-Lkw sind im Betrieb sehr leise und sauber. Auf das Jahr gerechnet liege die CO2-Einsparung durch den Einsatz der E-Lkw bei insgesamt rund 276 Tonnen im Vergleich zum herkömmlichen Antrieb mit Dieselmotor. Der neue Mafi 225 De ist fast rund um die Uhr im Einsatz, immer dann, wenn produziert wird. Ein Rundlauf, den er auf dem Werksgelände absolviert, ist etwa einen Kilometer lang. „Im Peak fährt er circa 75 solcher Touren pro Arbeitstag“, erklärt Projektleiterin Sabrina Böhm.
Das schnelle An- und Abdocken erledigt der Logistikdienstleister Preymesser, der mit weiteren herkömmlich angetriebenen Mafi-Zugmaschinen auf dem Werksgelände unterwegs ist. Das Laden der Lithium-Ionen-Batterie, die über 177 Kilowattstunden verfügt, erfolgt im Logistikzentrum: Während des Abladens steckt der Fahrer das Kabel in einer der dort angebrachten Wallboxen – das sind Power Charger 22 DC von Moon Power – an das Fahrzeug an, sodass sich die Batterie parallel etwa 20 Minuten lang mit Ökostrom füllt. Ohne Zwischenladen hält sie laut dem Dienstleister zwei Schichten, also 16 Stunden. „Der Mafi 225 De kann bis zu 40 km/h Geschwindigkeit aufnehmen und hat eine Straßenzulassung“, fügt die Projektleiterin hinzu.
Mit Fertigstellung des neuen Versorgungszentrums in Mamming 2022 werden zusätzlich noch weitere E-Lkw zum Einsatz kommen. Anders als die bisherigen Fahrzeuge verlassen die vollelektrisch angetriebenen 40-Tonner mit einem Eigengewicht von etwa 8,5 Tonnen und einer Sattelplattenlast von bis zu 32 Tonnen dann auch die Werkstore und pendeln zwischen dem Werk 2.20 in Dingolfing und dem Versorgungszentrum in Mamming, um Komponenten, die für den Bau von Hochvoltbatterien und E-Motoren benötigt werden, zu transportieren. Dabei werden sie eine einfache Strecke von rund 13 Kilometern zurücklegen.
Erfahrungen mit E-Lkw hat die BMW Group bereits gesammelt. Schon seit 2015 sind an den drei Standorten in München, Landshut und Leipzig mittlerweile sieben E-Lkw in der Logistik im Einsatz. Und sie bewähren sich gut: Sie haben bisher laut Angaben des Herstellers insgesamt mehr als 10.000 Touren und insgesamt über 100.000 Kilometer vollelektrisch zurückgelegt. Dabei wurde eine CO2-Einsparung von mehr als 100.000 Kilogramm erzielt. Nennenswerte Abnutzungen bei Batterie und Technik zeigen sich bis jetzt noch nicht.
Auch auf anderen Strecken des Zwischenwerksverkehrs will die BMW Group in Zukunft vermehrt Elektro-Lkw einsetzen. Im Rahmen von Pilotprojekten habe man bereits wertvolle Erfahrungen auf einigen Kurzstrecken gewonnen, heißt es aus der Konzernzentrale. So fand unter anderem ein Testbetrieb für Transporte zwischen dem Zentrallager in Wallersdorf und dem Dynamikzentrum in Dingolfing statt. Letzteres ist ein großer Lager- und Umschlagplatz im Stammwerk und Herz der zentralen Aftersales-Logistik der BMW Group. Ein weiterer Praxistest erprobte den E-Lkw-Transport von Rolls-Royce-Karosserien aus der Produktion im Werk 2.27 in Unterhollerau zur KTL-Beschichtung ins Werk 2.40 nach Dingolfing.
E-Lkw sind unterdessen nicht die einzigen mit Strom angetriebenen Fahrzeuge im BMW-Stammwerk: In den Werkshallen haben sich E-Gabelstapler und automatisierte Transportsysteme, die elektrisch angetrieben werden, längst als fester Bestandteil des Produktionsprozesses etabliert. Und: Besucher des Werkes werden bei BMW mit einem kleinen Elektrobus über das weitläufige Gelände geshuttelt.
press.bmwgroup.com
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