COP26: Über 30 Länder und sechs Autobauer wollen Verbrenner-Aus
Im Rahmen der Weltklimakonferenz in Glasgow haben über 30 Länder, sechs große Autobauer und weitere Partner eine gemeinsame Erklärung zur Abkehr vom Verbrennungsmotor abgegeben. Ziel ist es, weltweit bis 2040 bei Pkw und LCV emissionsfrei zu sein. Nur: Einige der Unterzeichner haben sich selbst schon strengere Ziele auferlegt.
Wie die britische Regierung mitteilt, wollen die Unterzeichner „darauf hinarbeiten, dass alle Verkäufe von neuen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen bis zum Jahr 2040 weltweit und in den führenden Märkten bis spätestens 2035 emissionsfrei sind“.
Unterzeichnet wurde die Erklärung von Österreich, Aserbaidschan, Kambodscha, Kanada, Kap Verde, Chile, Kroatien, Zypern, Dänemark, El Salvador, Finnland, Island, Irland, Israel, Litauen, Luxemburg, Niederlande, Neuseeland, Norwegen, Polen, Slowenien, Schweden, Indien, Dominikanische Republik, Kenia, Mexiko, Marokko, Paraguay, Ruanda, Türkei, Uruguay und dem Vereinigten Königreich. Bei den Autobauern handelt es sich um GM, Ford, Mercedes, BYD, Volvo und Jaguar Land Rover – inzwischen haben weitere OEM die Erklärung unterzeichnet, allerdings handelt es sich dabei um deutlich kleinere Unternehmen. Zudem haben sich 39 Städte, Bundesstaaten und Regionen, 28 Flotten und 13 Investoren den Zielen angeschlossen.
„Wir werden die Bemühungen unterstützen, den von den führenden Politikern der Welt angekündigten Durchbruch im Straßenverkehr zu erreichen, der darauf abzielt, emissionsfreie Fahrzeuge zur neuen Normalität zu machen, indem sie bis 2030 in allen Regionen zugänglich, erschwinglich und nachhaltig gemacht werden“, heißt es in der Erklärung.
Es entsteht jedoch der Eindruck, dass die Einhaltung der in der Erklärung formulierten Ziele für einige Unterzeichner keine unüberwindbare Hürde sein wird: Einige Länder haben bereits ein Verbrenner-Aus vor 2040 beschlossen – zuletzt kam in dieser Woche Griechenland mit dem Zieljahr 2030 hinzu.
Auch seitens der Autobauer haben vor allem die Unternehmen die Erklärung unterzeichnet, von denen bereits derartige Pläne bekannt sind. Volvo will bekanntlich ab 2030 nur noch E-Autos verkaufen, Mercedes peilt ebenfalls das Ende des Jahrzehnts an – allerdings mit dem Zusatz, „wo die Marktbedingungen es zulassen“. Ford hat zumindest für Europa den Umstieg auf ein reines Elektroauto-Angebot ebenfalls für 2030 angekündigt – global planen Ford und GM bis 2030 mit 40 bis 50 Prozent E-Autos. JLR will Jaguar bereits ab 2025 zur reinen E-Marke machen, für Land Rover wurde bisher 2036 als Ziel ausgegeben.
In einer eigenen Mitteilung bestätigt Volvo, dass man die Erklärung unterzeichnet habe – und schiebt gleich eigene, strengere Ziele nach. Das schwedische Unternehmen will demnach einen internen CO2-Preis von 1.000 Schwedischen Kronen (rund 101 Euro) pro Tonne CO2 über alle Geschäftsbereiche einführen. Mit dieser Maßnahme will Volvo den eigenen CO2-Ausstoß noch schneller verringern.
Dieser interne Preis sei „absichtlich deutlich höher angesetzt als von Organisationen wie der Internationalen Energieagentur empfohlen“, so die Schweden. „Ein globaler und fairer CO2-Preis ist entscheidend, damit die Welt ihre Klimaziele erreichen kann. Wir alle müssen mehr tun“, fordert Björn Annwall, Chief Financial Officer (CFO) bei Volvo Cars. „Fortschrittliche Unternehmen sollten vorangehen, indem sie einen internen CO2-Preis festlegen. Indem wir künftige Autos nach ihrer CO2-bereinigten Rentabilität bewerten, erwarten wir eine Beschleunigung der Maßnahmen, die uns dabei helfen werden, CO2-Emissionen schon heute zu erkennen und zu reduzieren.“
Interessant: Obwohl Volvo die Erklärung unterzeichnet hat, kritisieret die Volvo-Tochter Polestar die Erklärung. „Die Autokonzerne reden immer noch davon, Benzin- und Dieselfahrzeuge bis 2040 zu verkaufen“, sagt Polestar-CEO Thomas Ingenlath. „Wenn man die Lebensdauer eines Autos bedenkt, werden diese noch in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts fahren und die Umwelt verschmutzen. Sie verzögern damit eine der wirksamsten Klimaschutzlösungen, die uns zur Verfügung stehen.“
Laut Ingenlath sei es „nicht die Zeit für schrittweise Veränderungen, sondern für radikale Veränderungen“. „Der Bau und Verkauf von Elektroautos ist nicht das Ende, sondern der Anfang“, so der deutsche Manager. „Wir müssen mindestens genauso viel Aufmerksamkeit auf die Schaffung einer sauberen Lieferkette und schließlich auf das Recycling legen.“
Unabhängig von der Erklärung zu den Pkw und leichten Nutzfahrzeugen wollen es 15 Länder laut einer gemeinsamen Absichtserklärung ermöglichen, dass ab dem Jahr 2040 neue Lkw und Busse nur noch emissionsfrei auf die Straßen kommen. Als Zwischenziel für das Jahr 2030 wird ein emissionsfreier Anteil von 30 Prozent genannt. Die unterzeichnenden Länder sind Österreich, Chile, Kanada, Dänemark, Finnland, Luxemburg, die Niederlande, Neuseeland, Norwegen, Schottland, die Schweiz, die Türkei, Großbritannien, Uruguay und Wales.
heise.de, gov.uk, volvocars.com, polestar.com, globaldrivetozero.org (Lkw und Busse)
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