Freudenberg, ZF und FlixBus arbeiten an BZ-Antrieb für Fernbusse
Freudenberg hat mit ZF Friedrichshafen und FlixBus das Forschungsprojekt HyFleet gestartet. Bis 2024 wollen die Partner ein Brennstoffzellen-Antriebssystem für Fernbusse entwickeln. Neben den drei genannten Firmen beteiligt sich an HyFleet auch ein namentlich nicht genannter „großer europäischer Bushersteller“.
In der ersten Phase des auf drei Jahren angelegten Vorhabens wollen die Partner den Fokus auf die technische Performance der Brennstoffzelle legen. Dies beinhaltet unter anderem die Optimierung des Dauerbetriebsverhaltens des Brennstoffzellen-Systems auf eine Mindestbetriebsdauer von 35.000 Stunden. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt sind die Hybridisierungsstrategien für den Antriebsstrang, dem sogenannten „Right-Sizing“ zwischen Brennstoffzelle und Batterie.
Den Zulieferern Freudenberg und ZF obliegt innerhalb des Projekts die eigentliche Entwicklung des langstreckentauglichen Antriebsstrangs. Freudenberg wird als Konsortialführer das Brennstoffzellensystem an sich beitragen, ZF vor allem auf den Feldern der Dimensionierung von Batterie und Brennstoffzelle, des Kühlkonzepts, der Leistungselektronik und sofwareseitigen Steuerung aller Energieverbraucher aktiv sein. Es handele sich um „ein innovatives Themengebiet mit hoher Relevanz für alle Heavy-Duty-Segmente“, heißt es in einer begleitenden Mitteilung. Das System werde anschließend direkt in einem Demonstrator-Fernbus erprobt.
„Freudenberg wird seine jahrzehntelange Brennstoffzellenexpertise auf Komponenten- und Systemebene in das Projekt einbringen“, erläutert Claus Möhlenkamp, Vorsitzender der Geschäftsführung von Freudenberg Sealing Technologies. „Wir wollen sowohl die Dauerhaltbarkeit als auch die Effizienz der Technologie maßgeblich weiterentwickeln und damit Maßstäbe setzen für Total Cost of Ownership.“
Laut Wilhelm Rehm, Mitglied des ZF-Vorstands und verantwortlich für Nutzfahrzeugtechnik und -steuerungssysteme, wird die Brennstoffzelle aufgrund ihrer Reichweite und schnellen Betankungszeiten eine wichtige Rolle in der E-Mobilität für schwere Nutzfahrzeuge spielen. „Die Elektrifizierung betreiben wir seit jeher technologieoffen – auch die Brennstoffzelle hat für uns von Beginn an eine wichtige Rolle als Antriebslösung eingenommen.“
Damit das Brennstoffzellensystem dem harten Praxiseinsatz im Fernbus gewachsen ist, gilt es den Partnern zufolge, die Degradationsmechanismen zu kontrollieren und somit die Effizienz des Systems über die gesamte Lebensdauer zu maximieren. Für die Flottenbetreiber soll sich das in einem niedrigen Kraftstoffverbrauch bemerkbar machen. Ähnlich wie Langstrecken-Lkw seien Fernbusse oft Tag und Nacht im Einsatz und fahren deutlich mehr als 100.000 Kilometer im Jahr, vergegenwärtigen die Projektbeteiligten. Und: „Die Haltezeiten an Zwischenstopps müssen im Interesse der Passagiere minimiert werden. Lange Ladezeiten für die Akkus rein Batterie-elektrischer Antriebe sowie die Implementierung der dafür notwendigen kostenintensiven Ladeinfrastruktur sind für die Branche nicht umsetzbar.“
FlixBus hat es mit der Einführung von BEV-Bussen bekanntlich versucht, aber beispielsweise die Erprobung auf einer Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim schnell wieder eingestellt. Das Unternehmen betreibt mit gut 500 Partnerfirmen mehr als 4.000 Fernbusse im Linienbetrieb. „Die Brennstoffzellentechnologie wird einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende leisten – und sie gibt etwa Busherstellern die Chance, die Zukunft des Reisens aktiv mitzugestalten. Umso mehr freuen wir uns, Teil des HyFleet-Projekts zu sein und gemeinsam mit Freudenberg und ZF bis 2024 den ersten Fernbus mit Brennstoffzellen-Antrieb in Europa zu entwickeln“, sagt André Schwämmlein, Mitgründer und CEO von FlixMobility.
HyFleet konzentriert sich zwar auf Reisebus-Flotten, die Projektpartner legen aber nach eigenen Angaben Wert darauf, dass die erzielten Ergebnisse auf alle Heavy-Duty-Segmente übertragbar sind, „insbesondere auf den Güterverkehr mit schweren Lastkraftwagen“. Ziel sei, die wissenschaftlichen Grundlagen für eine schnelle Industrialisierung und Hochskalierung der Technologie zu legen. Das Projekt wird aller Wahrscheinlichkeit nach öffentlich bezuschusst. Man habe dazu die unverbindlichen Inaussichtstellung des Bundesministeriums für Verkehr und Digitale Infrastruktur erhalten.
Konsortialführer Freudenberg initiiert bereits seit 2018 verschiedene Kooperationsprojekte mit namhaften Partnern zur Entwicklung von Brennstoffzellensystemen für den Heavy-Duty-Bereich. Unter anderem ist das Unternehmen Technologiepartner beim „Pa-X-ell2“-Projekt, dessen Ziel die Entwicklung einer neuen Generation von Brennstoffzellen für den Einsatz auf Hochsee-Passagierschiffen ist. Außerdem besteht auch außerhalb des HyFleet-Projekts eine Partnerschaft mit ZF zur Entwicklung weiterer Brennstoffzellenlösungen für Mobilitätsanwendungen und den industriellen Einsatz.
fst.com, zf.com
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