Siemens baut 31 Batterie-Züge für Netz Ostbrandenburg

Die Metropolregion Berlin-Brandenburg bekommt ab Dezember 2024 erste Batterie-elektrische Regionalzüge. Die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB), die Anfang Juni den erneuten Zuschlag für das Netz erhalten hatte, hat bei Siemens Mobility 31 zweiteilige Batteriezüge des Typs Mireo Plus B bestellt.

Die Batterie-elektrischen Siemens-Züge werden ab Dezember 2024 die ersten ihrer Art im VBB-Verbundgebiet in Berlin und Brandenburg sein und künftig auf allen Linien des Netzes Ostbrandenburg fahren. Bisher verkehren dort Züge mit Dieselantrieb. In einer europaweiten Ausschreibung zur Vergabe des Netzes Ostbrandenburg hatten die Länder Berlin und Brandenburg weitreichende Vorgaben zu alternativen Antrieben und die Reduzierung der Umweltbelastungen gemacht. Parallel soll ab dem Fahrplanwechsel 2024 ein verbessertes und verdichtetes Angebot geschaffen werden.

Siemens machte bei der Ausschreibung das Rennen. Die Triebwagen des Typs Mireo Plus B beziehen ihre Energie aus der Oberleitung. Auf nicht elektrifizierten Streckenabschnitten sorgen die Batterien an Bord dann für die Energieversorgung. Zusätzlich wird rückgewonnene Bremsenergie für den Antrieb genutzt. Die zweiteiligen Triebwagen kommen laut Siemens auf eine Batterie-Reichweite von gut 90 Kilometern. Sie sind auf jeder Seite mit drei Türen und mit einer Einrichtung zum „barrierefreien Fahrgastwechsel“ ausgestattet.

„Durch den Einsatz der neuen Züge stehen den Fahrgästen künftig mindestens 128 Sitzplätze sowie zwölf Stellplätze für Fahrräder, Rollstühle und Kinderwagen zur Verfügung. Zwei oder mehr Triebwagen können auch in sogenannten Doppel- und Mehrfachtraktionen hintereinander gekuppelt werden, um zusätzliche Plätze bereitzustellen“, teilt Siemens mit. Ebenfalls an Bord: 60 Steckdosen, USB-Ladebuchsen, kostenloses WLAN, ein dynamisches Fahrgastinformationssystem und ein gekennzeichneter Familienbereich.

Geladen werden soll der Mireo Plus B im Netz Ostbrandenburg künftig nicht nur an der Oberleitung, sondern auch an Ladestationen, die in Wriezen (RB60), Templin (RB12, RB63) und Beeskow (RB36) errichtet werden.

Noch vor seinem Debüt in Ostbrandenburg wird der Mireo Plus B übrigens in Baden-Württemberg seinen Dienst antreten. Die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg (SFBW) hat 23 Exemplare geordert, 20 Stück bereits 2020 und nochmals drei Stück per Nachbestelloption im Oktober 2021. Die Auslieferung soll 2023 beginnen. Sowohl in Baden-Württemberg als auch in Ostbrandenburg übernimmt Simens im Zuge der Vertragsvereinbarung auch die Wartung und verpflichtet sich, die Verfügbarkeit der Züge sicherzustellen. Dazu hat der Konzern im Fall von Ostbrandenburg einen Service- und Ersatzteil-Liefervertrag über zwölf Jahre bis 2036 unterzeichnet.

„Mit dem Mireo Plus B von Siemens steht uns hinsichtlich Fahrleistung, Reichweite und Ausstattung ein performantes, hocheffizientes und innovatives Fahrzeug zur Verfügung, das gerade für die teilelektrifizierten Regionalbahnstrecken des Netzes Ostbrandenburg besonders geeignet ist“, äußert Detlef Bröcker, Geschäftsführer der Niederbarnimer Eisenbahn. „Mit innovativem Antrieb und einer an den Bedürfnissen der Fahrgäste orientierten Ausstattung stärken wir den klimafreundlichen Schienenpersonennahverkehr und verknüpfen Klimaschutzziele mit den Erfordernissen der Verkehrswende.“

Laut Susanne Henckel, Geschäftsführerin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB), setze man mit dem Netz Ostbrandenburg und seinem Fokus auf alternative Antriebe neue Maßstäbe. „Das Angebot für die Fahrgäste wird durch neue Fahrzeuge und Taktverdichtungen deutlich erhöht. Denn es gibt keine Alternative: Die umweltfreundliche Schiene muss weiter gestärkt werden. Was mich am meisten freut ist, dass nun zukünftig auf vielen Linien Elektrofahrzeuge mit Batteriespeicher zum Einsatz kommen. Verkehrswende und Klimaschutz im Gleichschritt: Ein guter Tag für den ÖPNV in Berlin und Brandenburg.“
siemens.com, neb.de

2 Kommentare

zu „Siemens baut 31 Batterie-Züge für Netz Ostbrandenburg“
Michael Laschinger
19.11.2021 um 10:20
Sehr gute Entwicklung von Siemens ! Die Frage ist, ob im Mittelgebirge Schwarzwald das System mit Batterie-Zusatzantrieb praktikabel ist. An den sog. Steilstrecken im Schwarzwald wurde ein Brennstoffzellen-Zug in diesem Jahr (2021) getestet (Kinzigtalbahn). Konkurrieren diese Systeme nun, oder unter welchen Bedingungen werden die Investitionsentscheidungen getroffen ?
Franz-J. Rüther
27.12.2021 um 00:14
Dann schau dir mal den electrive.net Beitrag vom 21.06.2019 - 11:46 an: "Schleswig-Holstein bestellt 55 Akku-Züge bei Stadler" ( https://www.electrive.net/2019/06/21/schleswig-holstein-bestellt-55-akku-zuege-bei-stadler/ )Bei den "Vergabekriterien (Züge liefern + Züge über 30 Jahre instand halten + Ladeinfrastruktur im gesamten Bundesland errichten)" wollte Alsthom seinen Wasserstoffzug nicht anbieten.Es ist nicht wettbewerbsfähig, wenn man die Karten für Instandhaltung und H2-Tankstellen auf den Tisch legen soll.Den täglichen Energiebedarf kann man mit Unterwegs-Ladestellen (200 m Oberleitung) und/oder mehr Batteriekapazität (der ETA 150 hatte bis zu 609 kWh) sicherstellen.

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