Skoda Enyaq iV 80: E-Dienstwagen für Familien im Test
Der Skoda Enyaq will ein durch und durch familientauglicher E-Dienstwagen sein. Darüber hinaus wird der MEB-Stromer derzeit als der „bessere“ ID.4 gehandelt. Doch kann der Enyaq seinen Erwartungen gerecht werden? Hier ist unser Fahrbericht.
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Der Wunsch nach einem elektrischen Kombi scheint groß. Zumindest in Westeuropa vermittelt es den Anschein. Doch Fakt ist, dass es sich dabei um eine immer weniger gefragtere Fahrzeugkategorie handelt, die zudem außerhalb Westeuropas kaum noch eine Rolle spielt. Der Skoda Enyaq vermittelt zumindest in Zügen den Anschein, er sei ein elektrischer Kombi, auch wenn es sich schlussendlich um einen SUV-Ableger handelt. Und ganz offenbar kommt das Modell in Deutschland gut an: Bei den BEV-Neuzulassungen liegt der Enyaq derzeit auf Platz sieben und damit vor dem Schwestermodell ID.4 von VW. Auch in Sozialen Netzwerken wird – rein subjektiv betrachtet – der Enyaq eher empfohlen als der ID4. Doch was macht der Skoda Enyaq jetzt besser als der ID.4?
Beim Antrieb als auch der Batterie gibt es keinen Unterschied. So wird der Skoda Enyaq iV 80 von einem 150 kW starken E-Motor angetrieben. Das Drehmoment liegt bei 310 Nm. Innerhalb von 8,5 Sekunden beschleunigt das Modell von 0 auf 100 km/h. Schluss ist bei 160 km/h. Trotz der Motorleistung von maximal 150 kW fehlt ihm die gewisse „Spritzigkeit“, die man sonst von E-Autos kennt. Was jedoch kein Nachteil sein muss. Denn der Enyaq will mehr Familienwagen als sportliches Gefährt sein. Zwar gibt es den Enyaq auch mit schwächeren Motorisierungen, diese sind jedoch weniger empfehlenswert. Schon der 150-kW-Motor ist leistungstechnisch (u.a. Beschleunigung) eher untere Grenze.
Der Enyaq glänzt mit hohem Komfort
Der Enyaq fällt aufgrund seiner Optik im Straßenverkehr kaum auf. Er ist nicht sofort als Elektromodell erkennbar und könnte – für das ungeübte Auge – schnell mit dem Kodiaq verwechselt werden. Ganz anders sieht es mit dem VW ID.4 aus, der sofort als Elektroauto auffällt.
Der Tscheche mag es entspannt, das zeigt sich auch im hohen Komfort – obwohl unser Testwagen mit den optionalen 21-Zoll-Felgen ausgestattet war. Er bügelt Unebenheiten im Boden gut weg und auch in Kurven bietet er ein sicheres Fahrverhalten – dem Heckantrieb sei Dank. Bei hohen Geschwindigkeiten verhält sich der Enyaq überraschend ruhig und glänzt darüber hinaus mit einem sehr guten Geräuschniveau.
Für längere Fahrten unterstützen die unterschiedlichen Assistenzsysteme wie der „Prädiktive Adaptive Abstandsassistent“, „Assistenzsystem Traveller inkl. Notfallassistent“ oder auch der „Spurwechsel- und Ausparkassistent sowie Ausstiegswarner“, die es jedoch nur gegen Aufpreis gibt. Einzig der Spurhalteassistent könnte etwas zuverlässiger arbeiten. Hier schwankt er im Vergleich zu Systemen anderer Hersteller doch recht stark innerhalb der eigenen Spur.
E-Dienstwagen mit ausreichend Reichweite
Skoda selbst gibt für den Enyaq iV 80 mit seinem 77-kWh-Akku (nutzbarer Energiegehalt) eine Reichweite von bis zu 534 km nach WLTP an. In der Praxis ist dieser Wert freilich nur schwer zu erreichen. Und dennoch bot er im Testzeitraum bei herbstlichem Wetter genügend Reichweite.
Eine Fahrt führte von Hamburg nach Flensburg und zurück. Wo möglich, wurde 130 km/h gefahren. Daraus resultierte am Ende eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 98 km/h und ein Verbrauch von 20,9 kWh/100 km (laut Bordcomputer, 13,5 Grad Außentemperatur). Auch auf anderen Strecken wurden ähnliche Werte erzielt. Autobahnwerte von um die 20 kWh/100 km sind also durchaus möglich, weshalb sich Reichweiten von um die 350 ergeben können. Wer jedoch überwiegend höhere Geschwindigkeiten bevorzugt, wird mit einem wesentlich höheren Verbrauch bestraft, der dann auch die 23-25 kWh/100 km überschreiten kann.
Bei Fahrten vorwiegend innerorts und auf Landstraßen lassen sich ohne große Anstrengungen Verbrauchswerte zwischen 16,5 und 17,5 kWh/100 km erzielen. Hier steigt die Praxisreichweite auf 430 bis 470 km an. Gute Werte für ein Fahrzeug dieser Größe. Wie sich jedoch die Werte jetzt im Winter verhalten, wird sich erst noch zeigen.
Ist der chemische Speicher leer, kann dieser an einer DC-Lademöglichkeit derzeit mit bis zu 125 kW (optional für 500 Euro) geladen werden. Von 10 bis 80 Prozent soll ein Ladevorgang so 33 bis 38 Minuten dauern. Im Test konnte diese Zeit auch eingehalten werden. Allerdings musste der Akku hierfür erst halbwegs warm gefahren werden. Halbwegs meint hier: Von Flensburg aus – wohlgemerkt wo möglich mit Richtgeschwindigkeit – bis knappe 90 km entfernt zur Ladestation. Derzeit fehlt dem Skoda Enyaq eine entsprechende Batterie-Vorkonditionierung, weshalb es im Winter noch schwerer werden dürfte, den Akku auf Temperatur zu bringen. Hersteller wie Polestar oder BMW haben dies erkannt und spendieren ihren Modellen Polestar 2 und iX3 ein Update. Ein Update, welches auch dem Enyaq bzw. allen MEB-Modellen gut stehen würde.
Ergänzend sei noch erwähnt, dass für den Ladevorgang an einer AC-Lademöglichkeit ein Onboard-Lader mit 11 kW verbaut ist. In diesem Fall dauert der Ladevorgang auf 100 Prozent rund acht Stunden.
Reichlich Platz im Skoda Enyaq
Platz ist im Enyaq übrigens reichlich vorhanden. Vier Erwachsene inklusive Gepäck können problemlos im Fahrzeug untergebracht werden. Allgemein geht es im Innenraum großzügig zu. Der Slogan „Simply clever“ findet sich auch im Enyaq wieder. Ein Regenschirm in der Fahrertür, ein Eiskratzer oder ein kleiner Papierkorb sind nur drei der praktischen Lösungen der Tschechen. Von den zahlreichen Staumöglichkeiten mal ganz abgesehen, was im Vergleich zum ID.4 besser gelöst ist. Die Kehrseite: Das gesamte Cockpit kommt konventioneller als im Schwestermodell aus dem Hause VW daher.
Im Vergleich zum ID.4 liegt der Enyaq zudem beim Kofferraumvolumen vorne. Während dieser beim VW-Modell bei 543 Liter bzw. 1.575 Liter bei umgeklappten Rücksitzen liegt, kommt der Skoda auf 585 Liter bzw. 1.710 Liter. Gleich sind sich der Enyaq iV 80 und ID.4 hingegen wieder bei der Anhängelast von 750 kg (ungebremst) und 1.000 kg (gebremst).
Abschließend sei noch eine Sache erwähnt, die der Enyaq besser als der ID.4 macht: In den ID.-Modellen setzt Volkswagen auf Touch-Buttons. Auch am Lenkrad finden sich diese wieder. Schnell passiert es, dass ungewollt die Lautstärke verändert oder ein Track weiter gestellt wird. Das ist im Enyaq besser gelöst, wo noch klassische Knöpfe und Drehregler zum Einsatz kommen.
Fazit
Der Skoda Enyaq iV 80 startet in Deutschland zu einem Basispreis ab 43.950 Euro. Inklusive Navigationssystem, „Fahrassistent PLUS“, „Licht & Sicht BASIC“, „Klimatisierung BASIC“, „Parken PLUS“, Wärmepumpe und der erhöhten Ladeleistung von bis zu 125 kW liegt der Preis – dabei handelt es sich um eine empfehlenswerte Mindestausstattung – bei 49.590 Euro (nach Abzug des Herstelleranteils am Umweltbonus sind es 46.020 Euro, ohne staatlichen Anteil). Mit seinem Preis inklusive der genannten Ausstattungen liegt der Enyaq iV 80 noch immer weit unter der Brutto-Kaufpreisgrenze (60.000 Euro) für die „0,25 Prozent“-Regelung bei der Dienstwagenbesteuerung.
Alternativ finden sich derzeit gewerbliche Leasingangebote, die zwischen 250 und 300 Euro pro Monat liegen. Die traumhaften Preise von Ende letzten Jahres gibt es zwar nicht mehr, sehr gute Angebote lassen sich dennoch weiterhin finden. Laut Carwow soll die Lieferzeit bei 5 bis 7 Monaten liegen – weniger als für den ID.4, für den das Portal 10 Monate angibt. Doch auch da mehren sich die Berichte in den sozialen Netzwerken, dass die Lieferzeit auch für den Enyaq bereits deutlich gestiegen ist.
In Wolfsburg darf und sollte man sich wegen der tschechischen Konkurrenz durchaus Sorgen machen. Der Enyaq muss sich vor dem ID.4 keinesfalls verstecken. Das liegt vor allem am Preis-/Leistungsverhältnis. Der Enyaq überzeugt durch viel Platz, akzeptablen Verbrauch und einer entsprechenden Reichweite. Das Gesamtpaket gibt es zudem für einen sehr guten Preis.
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