VW: Zukunft von Konzernchef Diess wohl weiter unklar
Der Machtkampf in Wolfsburg ist offenbar immer noch nicht gelöst. Laut einem Medienbericht gibt es im Aufsichtsrat noch keine Entscheidung darüber, ob der in die Kritik geratene Vorstandsvorsitzende Herbert Diess abberufen werden soll oder nicht. Aber: An wichtigen Gesprächen zu den Zukunftsinvestitionen soll Diess derzeit nicht beteiligt sein.
Parallel zur Causa Diess berät der Aufsichtsrat derzeit bekanntlich über die sogenannte Planungsrunde. Dabei wird festgelegt, welche Modelle in welchem Werk gebaut werden – was bei einem Zuschlag entsprechende Investitionen nach sich zieht, beim Wegfall eines Modells drohen Einbußen und Stellenstreichungen.
Wie nun das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Konzernkreise berichtet, soll in diesem Jahr „der Vorstandschef, der sonst eine zentrale Rolle einnimmt, in der Planungsrunde weitgehend außen vor“ sein. Stattdessen würden die Gespräche mit den Betriebsräten vor allem von den Chefs der Konzernmarken sowie Porsche-Chef Oliver Blume in seiner Funktion als Konzern-Produktionsvorstand und Personalvorstand Gunnar Kilian geführt.
In dem Bericht heißt es, Diess werde über die Beratungen zur Belegung der Werke „etwa in Hannover, Wolfsburg und in anderen Regionen informiert“. Laut den Konzernkreisen sei er aber nicht „direkt involviert“. Auch der derzeit diskutierte Vorstandsumbau – laut dem „Handelsblatt“ soll VW-Markenchef Ralf Brandstätter in den Konzernvorstand aufrücken und die einst im Zuge von Dieselgate von außen geholte Rechts-Vorständin Hiltrud Werner durch einen internen Kandidaten ersetzt werden – gehe nicht auf die Initiative von Diess zurück.
Offen ist aber, was all diese Entwicklungen für die Zukunft des Konzernchefs bedeuten. Die einen sehen ihn angezählt und „eingezäunt“, wenn derartige Entscheidungen ohne Zutun des Vorstandsvorsitzenden fallen. Andere sehen es als den Kompromiss, der Diess im Amt halten könnte: Die Verantwortung im Tagesgeschäft tragen andere, Diess soll sich auf die großen strategischen Entscheidungen konzentrieren.
Während der Österreicher mit seinem Führungsstil vor allem beim Betriebsrat aneckt und zunehmend auch die niedersächsische Landesregierung gegen sich aufgebracht hat, sollen dem Bericht zufolge die Familien Porsche/Piëch weiter an Diess festhalten – genau wegen seiner strategischen Entscheidung, den Konzern auf einen radikalen Elektrokurs zu bringen. Das habe am Kapitalmarkt Vertrauen aufgebaut.
Die entscheidende Aufsichtsratssitzung zur Planungsrunde soll am 9. Dezember stattfinden. Ob und wie dann auch eine Entscheidung über Diess fällt, ist unklar. Als sich das Aufsichtsratspräsidium am Dienstagabend zu Beratungen getroffen haben soll, sei auch nach vier Stunden keine Annäherung bei der Spitzen-Personalie in Sicht gewesen. „Es war zäh und frustrierend“, heißt es aus dem Umfeld.
handelsblatt.com
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