Tesla: Verzicht auf Milliarden-Förderung für Zellenwerk in Grünheide
Tesla verzichtet für die geplante Batteriezellenfertigung in Grünheide auf eine mögliche staatliche Förderung in Milliardenhöhe. Im September hieß es noch, dass das kalifornische Unternehmen mit einer Bezuschussung in Höhe von 1,135 Milliarden Euro rechnen könne.
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Von dem Verzicht auf diese staatlichen Subventionen hat die Deutsche Presse-Agentur (dpa) auf Anfrage beim Bundeswirtschaftsministerium erfahren. Demnach habe Tesla sowohl das Bundeswirtschaftsministerium als auch das Wirtschaftsministerium Brandenburg darüber informiert, dass es eine Teilnahme an dem zweiten europäischen Großvorhaben zur Batteriezellfertigung (EuBatIn) nicht weiter verfolgen möchte, schreibt die Nachrichtenagentur. Deshalb habe das Unternehmen den Antrag auf staatliche IPCEI-Förderung für die Batteriefabrik in Grünheide zurückgezogen. Wie der „Tagesspiegel“ schreibt, sei der Förderbescheid im Bundeswirtschaftsministerium bereits „weitgehend vorbereitet“ gewesen.
Tesla soll dem Bericht zufolge jedoch weiterhin an seinen Planungen für die Batterie- und Recyclingfabrik in der Gigafactory Berlin-Brandenburg festhalten. Der Verzicht auf Förderung dürfte also nicht mit der Aufgabe des Gesamtprojekts zusammenhängen – was allerdings Spekulationen anregen dürfte, welches Kalkül ansonsten hinter diesem Schritt steckt.
Im September hatte der „Tagesspiegel“ berichtet, dass sich die staatliche Förderung für das geplante Batteriezellenwerk, das Nahe der Fahrzeugfabrik in Grünheide entstehen soll, auf 1,135 Milliarden Euro belaufen könnte. Laut dem Zeitungsbericht war die Förderung – Stand September – noch nicht offiziell, aber wohl „mit allen Beteiligten abgestimmt und bewilligungsreif“. So war die Beihilfe unter anderem bereits von der EU-Kommission genehmigt worden. Die Übergabe des Bescheids sollte nach Informationen des „Tagesspiegel“ im vierten Quartal 2021 erfolgen.
Rund um die Fördersumme nannte die Zeitung seinerzeit noch einige interessante einordnende Fakten: So machte der genannte Betrag von gut einer Milliarde Euro ein Drittel des gesamten zweiten IPCEI-Programms aus. Dessen Fördervolumen von bis zu 2,9 Milliarden Euro wird bekanntlich unter 42 Unternehmen in zwölf Ländern aufgeteilt. Und: Die Gesamtinvestition in die Batteriezellenfabrik in Grünheide dürfte bei circa fünf Milliarden Euro liegen. Das schätzt das Bundeswirtschaftsministerium, eine offizielle Aussage von Tesla gibt es dazu nicht. Im Gegenzug erwartet das BMWi nach Angaben aus dem September „die Schaffung von 2.000 oder mehr Arbeitsplätzen im Batteriebereich des Werks in Grünheide“. Zuvor stand eher eine Größenordnung von 1.000 neuen Jobs im Raum, die sich zu den rund 12.000 in Aussicht gestellten Jobs der Gigafactory 4 gesellen sollten.
Wie die dpa jetzt vom Bundeswirtschaftsministerium erfahren hat, sollen die nicht von Tesla in Anspruch genommenen staatlichen Fördergelder nun „für andere Vorhaben zur Verfügung“ gestellt werden.
Tesla-CEO Elon Musk hatte für das Zellwerk in Grünheide vor geraumer Zeit „längerfristig eine Kapazität von über 100 GWh“ angekündigt. Der E-Autobauer will vor Ort seine neuartigen Zellen im Format 4680 herstellen. Diese hatte Musk auf dem Battery Day im September 2020 vorgestellt. Sie sollen nicht nur Reichweite und Leistung der E-Autos verbessern, sondern pro Kilowattstunde günstiger ausfallen und auch die Investitionskosten in ihre Fertigung deutlich senken.
Die Fahrzeugproduktion am Standort Grünheide soll unterdessen auf 500.000 Fahrzeuge kommen, hinkt aber bekanntlich aus genehmigungsrechtlichen Gründen dem Zeitplan stark hinterher. Einem aktuellen Statement von Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach zufolge sollen aber noch in diesem Jahr die ersten E-Autos vom Band rollen.
Update 27.11.2021: Nun hat sich Tesla-Chef Elon Musk per Twitter zum Verzicht auf die Milliarden-Förderung für das Batteriezellenwerk in Grünheide geäußert. Offenbar ist Musk mit den Förderbedingungen nicht einverstanden. Wortwörtlich schreibt er: „Wir haben unsere Lektion aus dem 2010/2011 erhaltenen Darlehen des US-Energieministeriums in Höhe von 465 Millionen Dollar gelernt – belastende Bedingungen übersteigen den Wert des erhaltenen Geldes.“
automobilwoche.de, twitter.com (Update)
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