Verwirrung um mögliches Nio-Werk in Polen
Der chinesische Elektroauto-Hersteller Nio hat Berichte dementiert, wonach das Unternehmen ein Europa-Werk in Polen plane. Die Veröffentlichung der Stellenanzeige für einen „EU Plant Operation Manager“ im polnischen Mazowieckie, auf der die Berichte beruhten, sei ein „technischer Fehler“ gewesen.
Über die die bei LinkedIn veröffentlichte Stellenanzeige und die daraufhin naheliegende Folgerung, dass Nio dort den Bau einer Produktionsstätte plant, um europäische Märkte zu bedienen, hatte das Portal „CN EV Post“ berichtet. Gegenüber jenem Portal dementierte Nio auch die Pläne für ein Europa-Werk in Polen und schob die Begründung des „technischen Fehlers“ nach.
„Nach Gesprächen mit unseren internen Teams und der Personalabteilung, die die Informationen veröffentlicht haben, haben wir bestätigt, dass es sich um einen technischen Fehler handelt und dass Nio derzeit keine Pläne hat, nach Polen zu gehen“, wird das Unternehmen zitiert.
Trotz des Dementis: Für einen „technischen Fehler“ war die bei LinkedIn veröffentlichte Stellenanzeige sehr detailliert. Dort wurden als Hauptaufgaben unter anderem die „Errichtung einer EU-Anlage“, „Aufbau und Entwicklung von Betriebs-Teams einschließlich Prozess, Qualität, Lieferkette, Lager, etc.“ als auch der „Aufbau eines Kommunikationsnetzwerkes mit dem Nio-Team, um ein jährliches globales „Planning Playbook“ für Produkte und Ressourcenplanung des EU-Werks“ angeführt.
Es bleibt jedoch der Eindruck, dass die Stellenanzeige versehentlich veröffentlicht wurde, bevor Nio das Werk offiziell angekündigt hat. Ob es tatsächlich so kommt, werden wir womöglich erst erfahren, wenn Nio die Ankündigung nachzieht. Weitere Angaben zu dem Werk, etwa die Investition, die geplante Produktionskapazität oder den Bau- bzw. Produktionsbeginn, macht Nio in der Anzeige, die immer noch abgerufen werden kann, nicht.
In Europa ist Nio bisher nur in Norwegen aktiv, dort werden seit Herbst die ersten ES8 ausgeliefert – dabei handelt es sich um in China gebaute Fahrzeuge. Wie Nio-Chef William Li kürzlich bei einer Konferenz im Rahmen der jüngsten Quartalszahlen erklärte, plant Nio im kommenden Jahr den Markteintritt in mindestens fünf weiteren europäischen Ländern. Welche dies sind, verriet er allerdings nicht. Bekannt ist aber bereits, dass Nio 2022 auch in Deutschland starten will.
In der Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen sagte Li weiter, dass es auf lange Sicht „ein vernünftiger Plan“ sei, wenn Überseemärkte 50 Prozent des Umsatzes beisteuern. Im Zuge der finanziellen Krise hatte Nio im Jahr 2019 seine damaligen Expansionspläne stoppen müssen, inzwischen treibt das Unternehmen den Markteintritt in weiteren Ländern stark voran, auch in Form von Kooperationen: Vor einigen Tagen hat Nio etwa eine strategische Partnerschaft mit Shell zur Zusammenarbeit bei Lade- und Batterietausch-Einrichtungen in China und Europa geschlossen.
Wie die „South China Morning Post“ berichtet, könnte bald ein weiterer chinesischer Hersteller mit einem Europa-Werk folgen: Shen Yanan, Mitbegründer und Präsident des inzwischen börsennotierten Herstellers Li Auto, wird darin zitiert, dass man ein Gewinner sein wolle, „nicht nur ein bloßer Teilnehmer auf dem Weltmarkt“. Geplant ist der Bau eines Werks außerhalb Chinas, das als Sprungbrett für den Weltmarkt dienen soll. Offenbar ist dabei auch Europa im Gespräch.
linkedin.com (Stellenanzeige), cnevpost.com (Original-Meldung), cnevpost.com (Dementi) scmp.com (Li Auto)
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