Wird Brandstätter China-Vorstand von VW?

VW-Markenchef Ralf Brandstätter soll laut einem Medienbericht neuer China-Vorstand des Volkswagen-Konzerns werden und auf diesem Posten Konzernchef Herbert Diess ablösen. Brandstätter würde somit immer noch in den Konzernvorstand einziehen, wenn auch in anderer Funktion als bisher vermutet. Es gibt bereits Gerüchte über seine Nachfolge in Wolfsburg.

Der Wechsel im China-Vorstand wurde laut „Handelsblatt“ am Dienstagabend in Unternehmenskreisen bestätigt. Auslöser der Personalrochade seien die anhaltenden Probleme von Volkswagen in China wegen der Versorgungsschwierigkeiten bei Halbleitern. Auch bleibt der E-Auto-Absatz in China hinter den Erwartungen zurück. Auf Konzernebene hatte bisher Herbert Diess die Verantwortung für China, auf Ebene der Marke VW gibt es ebenfalls ein China-Ressort, das von Stephan Wöllenstein geleitet wird – zur Personalie Wöllenstein gab es zuletzt auch einige Berichte, die wegen der aktuellen Geschäftsentwicklung von einer baldigen Abberufung ausgehen.

Noch Anfang der Woche hieß es, Brandstätter solle in seiner Funktion als VW-Markenchef in den Konzernvorstand einziehen und dort Diess weitere Aufgaben im operativen Geschäft abnehmen. Während es bereits Anfang der Woche Berichte gab, wonach Diess den in Wolfsburg aufstrebenden Brandstätter gerne mit der schwierigen Aufgabe in China betrauen würde, soll laut dem „Handelsblatt“ der aktuelle Vorstoß aus dem Aufsichtsrat heraus an Brandstätter herangetragen worden sein. Volkswagen brauche in China einen wirklich erfahrenen Vorstand, der in der Lage sei, die Probleme in der Volksrepublik in den Griff zu bekommen, so ein involvierter Manager. Der loyale Brandstätter, der sein ganzes Arbeitsleben im VW-Konzern verbracht hat, werde „dann nicht Nein“ sagen.

Demnach soll Brandstätter nach Peking ziehen und von dort aus die Geschäfte überwachen und neu aufstellen. Zu den erwähnten Produktionsproblemen wegen der Halbleiter-Krise, die VW dort stärker trifft als etwa chinesische Hersteller, kommen noch weitere Herausforderungen: Die aktuellen E-Modelle von Volkswagen in China basieren auf dem MEB und greifen somit nicht nur auf die bekannte Antriebstechnik zurück, sondern auch die Elektronik-Architektur und das Infotainment.

Genau damit kann Volkswagen die Erwartungen der chinesischen Kunden offenbar immer seltener erfüllen, wie zuletzt auch die „Auto, Motor und Sport“ berichtete. Angesichts der großen Touchscreens, dem hohen Grad der Vernetzung und persönlicher Assistenten im Auto ist die Erwartung der chinesischen Kunden an die digitale Ausstattung eines Autos hoch. Modelle von Xpeng, Nio oder GAC Aion können das bieten – VW fehle hier das Alleinstellungsmerkmal, so die „AMS“.

Laut dem „Handelsblatt“ habe der bisherige China-Verantwortliche Diess wegen der Corona-Krise seine Aufgaben nicht wie gewohnt wahrnehmen können – die Einreisebestimmungen für China sehen eine lange Quarantäne vor. Auch deshalb solle Brandstätter von China aus arbeiten. Volkswagen hat sich gegenüber der Wirtschaftszeitung nicht zu den Informationen geäußert.

Eine Information, die aus dem „Handelsblatt“-Artikel nicht hervorgeht, ist die Nachfolge von Brandstätter an der Spitze der Marke VW. Wie der „Spiegel“ schreibt, soll Skoda-Chef Thomas Schäfer von Mlada Boleslav nach Wolfsburg wechseln. Schäfer, ein früherer Daimler-Manager, ist erst seit August 2020 Vorstandsvorsitzender bei Skoda. Wer wiederum auf ihn folgen würde, ist noch nicht bekannt.

Laut dem „Spiegel“ soll es noch eine weitere neue Vorstands-Personalie im Konzern geben: Hildegard Wortmann, Vorständin für Marketing und Vertrieb bei Audi, soll ebenfalls in das Konzern-Gremium einziehen. Für sie werde ein neuer Posten für den Vertrieb geschaffen, bisher lag die Verantwortung auf Konzernebene ebenfalls bei Herbert Diess. Laut dem Bericht soll Wortmann, wie Diess einst von BMW gekommen, in dieser Funktion auch für neue Mobilitätsdienste verantwortlich sein.

Alle Vorstands-Personalien sind noch nicht bestätigt, der Aufsichtsrat wird sich bei seiner Sitzung am Donnerstag wohl damit befassen. In welcher Form ein Kompromiss geschlossen wird, ist offen. Währenddessen teilt Audi mit, dass Jürgen Unser ab dem 1. Januar 2022 als Präsident von Audi China die Steuerung des operativen China-Geschäfts der Marke übernehmen wird. Er folgt in dieser Funktion auf Werner Eichhorn, der in den Ruhestand geht.

Unser ist Maschinenbau-Ingenieur und seit 2004 im Konzern. Er verfügt auch über Erfahrung in China: Seit 2013 ist Unser Vorstandsmitglied bei FAW-Volkswagen und dort als Technical Vice President für R&D, Produktmanagement und Produktion zuständig.
handelsblatt.com (Brandstätter), auto-motor-und-sport.de (digitale Ausstattung), spiegel.de (Schäfer und Wortmann) audi-mediacenter.com (Audi-Personalien)

1 Kommentar

zu „Wird Brandstätter China-Vorstand von VW?“
Peter
09.12.2021 um 14:14
Na Herr DiesDie Luft wird dünner

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