Megawatt-Laden: Letzter Schliff am MCS-Standard

Der künftige Ladestandard für schwere Nutzfahrzeuge – Megawatt Charging System (MCS) – ist jetzt als Marke in den USA eingetragen worden. Der vollständige Anforderungs- und Spezifikationskatalog einschließlich der MCS-Steckergeometrie soll in den kommenden Monaten fertiggestellt werden.

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Das geht aus Veröffentlichungen der CCS-Initiative CharIN hervor, die mit ihren Mitgliedern seit 2018 an Konzepten zum DC-Laden von elektrischen Nutzfahrzeugen im Megawattbereich tüftelt. Michael Keller, bei CharIN Leiter der Konzernentwicklungskoordination Ladeinfrastruktur, bezeichnet die nun erfolgte Markenregistrierung in den USA als „einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einem einheitlichen Megawatt-Ladesystem für elektrische Schwerlastfahrzeuge“. Und: „Die USA als Pionier ebnen hier den Weg für die weltweite Einführung, und wir können uns auf das Jahr 2022 freuen, ein Jahr, in dem MCS seine globale Rolle spielen wird, da bin ich mir sicher.“

Das Megawatt Charging System (MCS) soll auf dem Combined Charging System (CCS) aufbauen, das aktuell vor allem in unseren Breitengraden zum Laden von Pkw, leichten Nutzfahrzeugen, Lkws oder auch Bussen genutzt wird. Warum ein neuer Standard nötig ist? Die großen Batteriepakete in schweren E-Lkw (oder E-Schiffen und kleinen E-Flugzeugen) erfordern neue Schnellladekonzepte, denn sonst würde der Kabelquerschnitt enorm und die Handhabbarkeit durch Laien schwierig werden.

CharIN fasst diesen Sachverhalt folgendermaßen zusammen: „Um Batterien mit großer Kapazität in vergleichbarer Zeit wie heute oder sogar schneller zu laden, muss die Ladeleistung steigen. Neben der Ladespannung muss auch der Ladestrom erhöht werden, was entweder zu größeren Kabelquerschnitten entsprechend den bestehenden Normen oder zu zusätzlichen Maßnahmen in der Kabelkonstruktion führt – in beiden Fällen muss die manuelle Handhabung durch Kunden/Fahrer ohne die Hilfe unterstützender Maschinen gewährleistet sein.“

In Deutschland trägt bekanntlich unter anderem das HoLa-Projekt zum Hochleistungsladen von Lkw entlang der A2 zwischen Berlin und Dortmund zur Feinjustierung des MCS-Standards bei. Kürzlich haben wir zu den Herausforderungen des Lkw-Ladens ein Interview mit Christoph Liehr, Manager von Heliox, veröffentlicht. Heliox ist als Projektpartner an zwei Standorten für die Ladeinfrastruktur des HoLa-Projekts verantwortlich – und übrigens auch Mitglied bei CharIN.

Die CCS-Initiative rief 2018 eine Task Force namens „Megawatt Charging System (MCS)“ ins Leben, um einen ganzheitlichen Systemansatz auf CCS-Basis zu entwickeln und „alle Perspektiven zu berücksichtigen“. Heute ist die Task Force ein Bestandteil der CharIN-Fokusgruppe „Charging Connection“ und der spätere Anwendungsbereich wurde auch auf Wasser- und Luftfahrzeuge mit Ladebedarfen jenseits der 1-Megawatt-Marke ausgedehnt.

Inzwischen ist die Schaffung des Standards auf der Zielgeraden. Bei CharIN werden gegenwärtig im Zuge von wöchentlichen technischen Sitzungen mit Dutzenden Mitgliedern letzte Einzelheiten erörtert. Als gesetzt gilt, dass MCS bei Ladespannung und -stromstärke bis zu 1.250 Volt und 3.000 Ampere (ergibt also maximal 3,75 MW) abdecken und auf Basis einer herkömmlichen Mittelspannung ans Netz genommen werden können soll. Und: Fahrzeuge, die MCS-fähig sind sollen automatisch auch CCS-kompatibel sein. Grundsätzlich betont CharIN, dass „eine maximale Nutzung bestehender CCS-Bausteine und der zugehörigen Standards die Qualität erhöht und die Markteinführungszeit verkürzt“. Die Kompatibilität sei ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Markteinführung und Marktstabilität.

Noch diskutiert werden laut Informationen auf der CharIN-Webseite unter anderem ein einheitlicher Ladeport auf der linken Fahrzeugseite (etwa in Hüfthöhe), eine verpflichtende Fähigkeit zum bidirektionalem Laden oder Cyber-Sicherheitsfragen. Eine erste große Präsentation des Megawatt Charging Systems stellt CharIN für die Messe EVS35 vom 11. bis 15. Juni 2022 in Oslo in Aussicht.

Wer bis dahin nicht warten will, kann sich bereits jetzt über erste Ladeanlagen-Layouts unter Verwendung des künftigen MCS-Standards informieren. CharIN veröffentlicht dazu verschiedene Szenarien anhand eines Beispiel-Areals in Portland im US-Bundesstaat Oregon. Dort kooperieren Portland General Electric und Daimler Trucks North America, um künftig eine der ersten MCS-Anlagen zu realisieren. Den Szenarien gemeinsam ist, dass die Schaltschränke ein wenig außerhalb untergebracht sind, um möglichst schlanke Ladesäulen zu ermöglichen, die zwischen bestehende Lkw-Stellplätze passen. Dabei muss bei jedem Stellplatz der Wendekreis für das größtmögliche Fahrzeug gewährleistet sein.
Quelle: Infos per E-Mail, charin.global

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