Geplatzter Deal: Canoo lässt nicht bei VDL NedCar fertigen
Das US-amerikanische eMobility-Startup Canoo und das niederländische Unternehmen VDL haben ihre Gespräche über die geplante Auftragsfertigung von Canoos Debüt-Stromer Lifestyle Vehicle in den Niederlanden eingestellt. Das bestätigt Canoo nun offiziell per Pressemitteilung.
Hintergrund ist vermutlich, dass Rivian das niederländische Fertigungswerk VDL NedCar künftig nicht nur selbst zur Produktion nutzen, sondern komplett übernehmen könnte. Rivian soll den Standort laut dem niederländischen Wirtschaftsministerium als sein Europa-Werk in Erwägung ziehen – und zwar anstelle des britischen Bristol, das lange als Favorit galt. Stand Anfang Dezember laufen die Gespräche aber noch.
Eine erste Konsequenz haben die Verhandlungen aber offenbar bereits. Die von dem US-amerikanischen eMobility-Startup angestrebte Auftragsfertigung im Fertigungswerk VDL NedCar wird es nicht geben. Ursprünglich sollte dessen Debütmodell ab 2022 in den Niederlanden gebaut werden. Aber schon Anfang des Monats teilte Canoo gegenüber der US-Börsenaufsicht mit, dass man „aufgrund der Entwicklungen bei VDL Nedcar derzeit nicht davon ausgeht, mit VDL Nedcar eine endgültige Rahmenvereinbarung bzw. Vereinbarung für die Auftragsfertigung abzuschließen“.
In einer nun publizierten Stellungnahme verkauft Canoo diesen Schritt allerdings anders: „Wir wissen die monatelangen Bemühungen von VDL Nedcar zu schätzen, uns eine Option für die Auftragsfertigung zu bieten, aber wir sind zu dem Schluss gekommen, dass eine Fertigung in Amerika besser zu unserer Mission und unserem derzeitigen Schwerpunkt passt“, wird Tony Aquila, Investor, Chairman und CEO von Canoo, in einer offiziellen Mitteilung zitiert. Man werde nun „die beste Art und Weise und den besten Zeitpunkt für die Expansion von Canoo nach Europa mit weniger Risiko und unter Nutzung fortschrittlicher Fertigungstechnologien prüfen“. Mit VDL werde man weiterhin eine Partnerschaft anstreben.
Auch VDL Nedcar kommt in der Mitteilung zu Wort: „Wir freuen uns darauf, unsere Beziehung zu Tony und dem Canoo-Team fortzusetzen, während wir gemeinsam neue Möglichkeiten ausloten“, so Willem van der Leegte, President und CEO des Unternehmens. „Wir sehen Elektrofahrzeuge als einen bedeutenden Wirtschaftsmotor. Wir freuen uns, in Canoo zu investieren und sehen einer langen und für beide Seiten vorteilhaften Beziehung entgegen.“
Im Zuge des geplatzten Deals für die Auftragsfertigung in den Niederlanden kündigt Canoo unterdessen eine Erhöhung seiner Produktion in den USA an. In den geplanten Fertigungsstätten in Arkansas und Oklahoma sollen nun im Jahr 2022 zwischen 3.000 und 6.000 E-Fahrzeuge statt der bisher avisierten 500 bis 1.000 Einheiten gebaut werden. 2023 werde die Produktion in den USA auf 14.000 bis 17.000, 2024 auf 40.000 bis 50.000 und 2025 auf 70.000 bis 80.000 Fahrzeuge steigen, heißt es aus der Unternehmenszentrale.
Das Startup hat zurzeit Niederlassungen in Kalifornien und Texas. Canoos Kern der Geschäftstätigkeit war bisher die Entwicklung eines E-Skateboards mit verschiedenen Aufbauvarianten. Gemäß Aquilas Strategie will Canoo diese nicht mehr an andere Autobauer verkaufen, sondern sich künftig vorrangig auf den Vertrieb der eigenen Fahrzeuge an Flottenbetreiber konzentrieren. Erstes Modell wird ein Van namens Lifestyle Vehicle, dessen Markteinführung für das vierte Quartal 2022 geplant isst. Finale Daten zum Antrieb nennt Canoo noch nicht. Als „erwartete Spezifikationen“ gibt das Unternehmen weiterhin 220 kW Leistung, 450 Nm Drehmoment und eine Reichweite von 400 Kilometern an. Bekannt ist der Energiegehalt der Batterie: Er soll bei 80 kWh liegen.
press.canoo.com, press.canoo.com (US-Fertigung)
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