VW führt Lade-Update in Produktion ein
In Kürze werden alle Elektromodelle der ID.-Reihe von VW mit neuem Softwarestand vom Band rollen, der beim Laden Vorteile bringt. Die meisten Updates werden bei bereits ausgelieferten Fahrzeugen per Software-Update „over the air“ aufgespielt.
Bei der 77-kWh-Batterie wächst die maximale Ladeleistung von 125 auf 135 kW (bzw. 150 kW beim ID.5 GTX). Bei einem Ladevorgang von 5 auf 80 Prozent soll dies bis zu neun Minuten einsparen können. Darüber hinaus werden alle ID.-Modelle mit der 77-kWh-Batterie künftig für bidirektionales Laden befähigt (Vehicle-to-Home). Hierfür wird jedoch eine spezielle DC-BiDi-Wallbox benötigt. Um die Batterie zu schonen, gibt es den neuen Battery Care Mode, der den Ladestand (SoC) nach oben auf 80 Prozent beschränkt. Für bereits ausgelieferte Fahrzeuge werden diese Funktionen sukzessive auch per Over-the-Air-Update verfügbar sein.
Gerüchte über eine höhere DC-Ladeleistung für die MEB-Modelle hatte es bereits länger gegeben, zeitweise war von bis zu 170 kW die Rede. Mit dem ID.5 wurde dann das Update auf 135 kW angekündigt, das neben der etwas höheren Spitzenleistung vor allem eine flachere Ladekurve bieten soll. Davon verspricht sich VW, dass die Ladezeit auf 80 Prozent von 38 Minuten auf 29 Minuten fällt. Zum Bestellstart des ID.5 wurde dann bekanntgegeben, dass der ID.5 GTX sogar mit bis zu 150 kW in der Spitze laden kann. Updates für die MEB-Modelle anderer Konzernmarken sind noch nicht angekündigt, werden aber wahrscheinlich folgen.
Während VW in der Mitteilung lediglich davon spricht, dass das Update „in Kürze“ in die Produktion starten soll, hat die „Auto, Motor und Sport“ erfahren, dass es konkret die Kalenderwoche 51 sein soll. Auch die bis zu 170 kW sollen demnach nicht ganz aus der Welt sein. „Unter Idealbedingungen, liest man vielleicht auch einmal 175 kW Ladeleistung an der Säule, die 135 kW sind für viele Kunden häufig zu erleben!“, zitiert das Fachmagazin Silke Bagschik, Vertriebs- und Marketing-Chefin der E-Mobility Baureihe bei VW. Mit einem späteren Update könne man auch noch standardmäßig mehr als die 135 und 150 kW möglich machen.
Die 150 kW Ladeleistung der GTX-Versionen zahlt sich aber wohl nicht in einer so großen Zeitersparnis aus wie vermutet: Da die Akkus – trotz gleicher Kapazität – Zellen eines anderen Zulieferers nutzen, kann der Peak wohl nur kurz gehalten werden. Statt auf 29 Minuten sinkt die Ladezeit bei den GTX laut der „AMS“ nur auf 36 Minuten.
Zudem sollen mit dem „E 3.0“-Softwarepaket bis zu 50 Kilometer mehr Reichweite möglich sein, wie Elli-Chefin Elke Temme gegenüber der „AMS“ sagte – und das „selbst bei winterlichen Temperaturen“. Diese Information ist aber nicht in der VW-Mitteilung zu dem Update enthalten.
Ein weiterer Inhalt des Updates betrifft die Routenplanung: Für lange Strecken soll die Multistopp-Routenplanung verbessert worden sein. Um möglichst schnell ans Ziel zu kommen, bezieht das System Verkehrs- und Streckendaten sowie den gewünschten Ladestand am Ziel ein. Mit der Live-Belegung und Leistung der Ladesäulen kann es so vorkommen, dass die Routenplanung zwei kurze Ladevorgänge anstatt eines einzelnen Ladevorgangs vorschlägt. Wie groß die Vorteile dieser Funktion im Alltag sein wird, werden erst Tests zeigen – mitunter plante die VW-Software bisher 50-kW-Lader ein, wenn in der Nähe auch HPC verfügbar waren.
Zudem kündigt VW an, dass die ID.-Modelle „im Laufe des Jahres 2022“ die Plug&Charge-Funktionalität erhalten sollen. Die Abrechnung nach der automatisierten Authentifizierung soll „wie gewohnt über den We Charge Vertrag“ laufen, so VW. Plug&Charge wird in den Netzen von Ionity, Aral, BP und E.ON zum Einsatz kommen. „Gespräche mit weiteren großen Partnern laufen“, heißt es in der Mitteilung.
VW erwähnt hier – anders als bei dem Update der Ladeleistung und des bidirektionalen Ladens – nicht explizit, dass auch Bestandsfahrzeuge per Update die Plug&Charge-Funktion erhalten. Erst auf Nachfrage bestätigte ein Sprecher, dass Plug&Charge per Over-the-Air-Update für bereits ausgelieferte ID.-Modelle zur Verfügung gestellt werden soll.
Damit waren die MEB-Modelle von Anfang an für Plug&Charge vorbereitet, bei anderen Herstellern geht das Update bereits ausgelieferter Fahrzeuge nicht: Bei Plug&Charge werden sogenannte Zertifikate genutzt, damit sich Auto, Ladesäule und der Lade-Anbieter gegenseitig zuverlässig authentifizieren können. Für diese Zertifikate muss im Fahrzeug ein besonders gesicherter Speicher verbaut sein – mehr zur Funktionsweise von Plug&Charge haben wir in diesem Artikel aufgearbeitet.
„Der flächendeckende Ausbau der Ladeinfrastruktur ist entscheidend für einen beschleunigten Hochlauf der E-Offensive. Laden muss noch einfacher und alltagstauglicher werden“, sagt Bagschik. „Mit der neuen Software in unseren ID. Modellen sowie Lösungen wie Plug & Charge leisten wir hier als Hersteller einen entscheidenden Beitrag.“
Elke Temme hebt das Update zum bidirektionalen Laden hervor. „Wir wollen die Batterien unserer E-Autos als flexible, mobile Speicher im Energiemarkt nutzbar machen“, so die frühere Innogy-Managerin. „Speicher sind zwingend erforderlich, um den Anteil der erneuerbaren Energien auszubauen. Zudem kann das Laden für Kunden so deutlich günstiger werden, da das Einspeisen des eigenen Stroms in das öffentliche Netz möglich wird.“
volkswagen-noewsroom.com, auto-motor-und-sport.de
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