Zweite Deutschlandnetz-Ausschreibung gestartet
Der zweite Teil der Ausschreibung zum Deutschlandnetz ist gestartet. Nach der im Oktober begonnenen ersten Ausschreibung zu regionalen HPC-Ladeparks jenseits von Autobahnen geht es nun um 200 Schnellladestandorte an unbewirtschafteten Rastanlagen entlang der Bundesautobahnen.
Deren Errichtung und Betrieb wird in sechs bundesweiten Losen mit jeweils 32 bis 34 Standorten vergeben. Pro Los sollen zwischen 140 und 166 Schnellladepunkte entstehen – also im Schnitt rund fünf Schnellladepunkte pro Ladepark. Damit dürfte der Großteil der Autobahn-Standorte einen Ladepark der Größe S (4 Ladepunkte) erhalten.
Die Nationale Leitstelle Ladeinsfrastruktur betont, dass der bei der Ankündigung im August genannte Preis von 0,44 Euro pro Kilowattstunde nicht festgeschrieben sei. „Der Preiskorridor, wie ihn das Ausschreibungskonzept für das Deutschlandnetz vorsieht, ist flexibel und ‚atmet‘ mit Veränderungen in den variablen Kostenbestandteilen wie dem Strompreis, so dass Veränderungen zeitnah Berücksichtigung finden“, heißt es seitens der Leitstelle. „Der Preiskorridor wird unter Berücksichtigung der Vollkosten auf Basis realer Daten aus der bisherigen Förderung und eine Amortisierung dieser Kosten durch eine steigende Nachfrage in den nächsten Jahren ermittelt.“
In den 0,44€/kWh, die im Sommer genannt wurden, waren 20,23 Cent für den Strom kalkuliert, hinzu kamen eine „Ausgleichskomponente“, die an den Bund zurückfließt, in Höhe von 17,85 Cent und ein „Preissetzungsspielraum“ 5,95 Cent je kWh für die Betreiber. Der Einkaufspreis für Ökostrom ist zuletzt aber stark gestiegen – womit die Beispielrechnung aus dem Sommer nicht mehr zutrifft. Was die Kilowattstunde zur Eröffnung der ersten Deutschlandnetz-Ladeparks kosten wird, steht noch nicht genau fest.
Gesetzt sind CCS-Ladepunkte, die den Vorgaben des Mess- und Eichrechts sowie der Ladesäulenverordnung entsprechen. Der Spannungsbereich soll 200 bis 920 Volt abdecken, die Stromstärke (über 10 Minuten bei 25 Grad Außentemperatur) soll bei 500 Ampere liegen. So sollen je Ladepunkt sowohl bei den 920 Volt als auch bei 400 Volt (mit dann 500 Ampere) 200 kW Nenn-Ladeleistung je Ladepunkt möglich sein. Im Juni war noch von 150 kW als Anforderung die Rede.
Interessierte Unternehmen können bis zum 25. Januar 2022 Teilnahmeanträge einreichen. Die Vergabeunterlagen sind auf der Vergabeplattform TED, dem Supplement zum Amtsblatt der Europäischen Union, abrufbar. Für die Regional-Lose ist die Frist bereits abgelaufen, es sind mehr als 400 Teilnahmeanträge eingegangen. Mehr zum Ablauf der Förderung haben wir in diesem Artikel zusammengefasst.
Früher Zuschlag bei Autobahn-Losen möglich
Obwohl die Ausschreibung der Autobahn-Lose einige Monate nach den Regionallosen gestartet ist, ist es laut Johannes Pallasch, Sprecher des Leitungsteams der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur, möglich, dass hier die Zuschläge schneller erfolgen. „Bei den bundesweiten Losen an den Autobahnen ist der Vorteil, dass die Grundstücke bereits in der Hand des Staates sind. Hier prüfen wir derzeit noch mit der Autobahn GmbH, ob und wie ein Netzanschluss verfügbar oder möglich ist und ob das Design des Parkplatzes den Aufbau von Ladesäulen erlaubt“, sagte Pallasch im August im Interview mit electrive.net. „Da die Grundstücke bereits im Besitz des Bundes sind und auch Punkte wie der Netzanschluss vorab geklärt werden, kann es sein, dass es bei den Autobahn-Losen früher zu einem Zuschlag kommt als bei den Regional-Losen.“
Die Unterscheidung zwischen den Regionallosen und den Autobahn-Losen wurde im Juni angekündigt, als das Ausschreibungskonzept vorgestellt wurde. Während die Regionallose Suchräume enthalten, in denen die Bewerber dann ihre Flächen und Standorte finden müssen, umfassen die Autobahn-Lose konkrete Standorte – die unbewirtschafteten Parkplätze, die bereits dem Bund gehören.
Das Deutschlandnetz und das zugrunde liegende Schnellladegesetz wurde noch unter Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) entwickelt. Sein Nachfolger Volker Wissing (FDP) – nun offiziell als Bundesminister für Digitales und Verkehr – will den Kurs fortsetzen. „Der Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland ist ein wichtiges Anliegen für mich“, so Wissing. „Wir können die Menschen nur vom Umstieg auf die klimafreundliche Elektromobilität überzeugen, wenn wir sicherstellen, dass sie auch auf längeren Strecken überall laden können. Nur wenn Laden so einfach wie Tanken und zu einer alltäglichen Handlung wird, schaffen wir es, die Menschen auf dem Schritt in Richtung Mobilität der Zukunft und Klimaneutralität mitzunehmen.“
Der Minister betont, dass man mit der Ausschreibung der Autobahn-Lose auf 200 unbewirtschafteten Parkplätzen erreichen wolle, „dass auch im Mittel- und Langstreckenverkehr weiter überall Infrastruktur ausgebaut wird“. Über das Deutschlandnetz werden keine weiteren Ladepunkte an bewirtschafteten Raststätten entstehen – dort gibt es aber bereits deutlich mehr Ladepunkte, zudem wird dort bereits heute weiter ausgebaut.
Kurt-Christoph von Knobelsdorff, Geschäftsführer der NOW GmbH, spricht von einem „weltweit einzigartigem Infrastrukturprojekt“ und einem Paradigmenwechsel in der Ladeinfrastruktur-Förderung. „Der Bund setzt einen marktwirtschaftlichen Wettbewerb in Gang und für die Gewinner ist Aufbau und Gewährleistung des Betriebs der Ladepunkte verpflichtend“, so von Knobelsdorff. „Die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur wiederum sorgt mit ihren Planungsinstrumenten dafür, dass sie dort entstehen, wo sie benötigt werden.“
„Ein dichtes Schnellladenetz entlang der Autobahnen ist Voraussetzung dafür, dass die für den Klimaschutz essenzielle Elektrifizierung des Straßenverkehrs gelingt“, sagt Johannes Pallasch, Sprecher des Leitungsteams der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur. „Mit den 200 neuen Standorten des Deutschlandnetzes an unbewirtschafteten Autobahn-Parkplätzen schließen wir „weiße Flecken“ auf der Autobahn systematisch, flächendeckend und bedarfsgerecht. Schnelles Laden auf der Mittel- und Langstrecke wird so überall in Deutschland zur Selbstverständlichkeit.“
nationale-leitstelle.de (Mitteilung), nationale-leitstelle.de (Aussagen zum Preiskorridor)
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