Mercedes baut E-Antriebe ab 2024 selbst
Mercedes-Benz wird laut einem Medienbericht seine Wertschöpfungstiefe bei den Elektroautos der nächsten Generation deutlich erhöhen. Das soll unter anderem über eine eigene Fertigung der Elektroantriebe ab 2024 erfolgen.
Wie Daimler-Entwicklungschef Markus Schäfer der „Automobilwoche“ sagte, wird Mercedes den kompletten Antrieb für die angekündigten neuen Elektro-Architekturen MMA und MB.EA ab 2024 komplett selbst bauen. „Der erste Baukasten mit den Axial-Motoren von Yasa für eine höhere Leistung wird in Berlin angesiedelt sein“, so Schäfer. „Der zweite Baukasten mit den Radial-Motoren von Mercedes für die kompakteren Fahrzeuge wird in Untertürkheim gebaut.“
Die Fertigung von E-Komponenten im Motorenwerk Berlin-Marienfelde hatte Mercedes-Benz bereits im März 2021 angekündigt. Bereits damals hieß es, es gehe um die Endmontage elektrischer Komponenten für künftige kompakte EQ-Modelle sowie die Montage des sogenannten EE-Compartments zur Integration der Leistungselektronik für Batteriesysteme.
Die E-Antriebe hat Mercedes bisher von externen Partnern bezogen, vor allem von ZF. Der Zulieferer hat den Stuttgarter Hersteller unter anderem mit dem kompletten Antriebsmodul für den EQC beliefert. Die E-Motoren für den EQS stammen von Valeo Siemens eAutomotive. Der Fremdbezug der E-Antriebe bei gleichzeitigem Stellenabbau in den eigenen Werken war in der Vergangenheit immer wieder ein Streitpunkt zwischen dem Management und Betriebsrat.
Zur Begründung für den Strategiewechsel für Schäfer aber nicht die Auslastung der Werke an. „Wir wollen das Gesamtsystem von Elektromotor, Batterie und Leistungselektronik möglichst gut beherrschen, ähnlich wie das beim Verbrennungsmotor der Fall ist“, wird Schäfer zitiert. Für den Inverter fügte Schäfer hinzu, dass noch nicht entschieden sei, ob man dieses Bauteil selbst herstellen werde.
Dennoch geht der Entwicklungschef von einem Ausbau der Fertigung aus. „Wir werden sicher global über einen Kapazitätsausbau beim elektrischen Antriebsstrang diskutieren müssen, weil wir bei der Elektromobilität deutlich beschleunigen und 2025 bereits die Hälfte unserer Fahrzeuge rein elektrisch oder als Plug-in-Hybrid auf den Markt kommt“, so Schäfer – und nannte die eingangs erwähnten E-Antriebs-Produktionen in Berlin und Untertürkheim.
Acht Batterie-Werke mit Partnern geplant
Wie Schäfer nun – wenig überraschend – weiter ankündigt, sollen in den Batterien der Fahrzeuge zudem erstmals selbst entwickelte Zellen zum Einsatz kommen. Für die Produktion von Zellen setzt Daimler zum einen auf ACC. Neben den bekannten Fabriken im französischen Douvrin und in Kaiserslautern wird davon ausgegangen, dass es mindestens eine weitere Produktionsstätte in Deutschland geben soll. „Auch mit einem anderen Partner werden wir zeitnah den Bau einer Fabrik für Europa verkünden“, sagte Schäfer, ohne konkreter zu werden.
Nach Informationen der „Automobilwoche“ handelt es sich um den chinesischen Zellspezialisten Farasis. Dieser wollte in Bitterfeld eine Produktion für Europa aufbauen, hatte aber bei der Umsetzung bisher gezögert. Laut der „Automobilwoche“ dürfte die Hängepartie in den nächsten Wochen beendet sein.
Als Mercedes im Juli seine E-Strategie vorgestellt hatte, war bereits von acht Zellfabriken die Rede, die gemeinsam mit Partnern gebaut werden sollen. Ein Zieljahr für die acht Batterie-Werke wurde aber nicht genannt. In den Werken soll eine „hochgradig standardisierte“ Batteriezelle gebaut werden, die in 90 Prozent aller Mercedes-Modelle verbaut werden soll.
automobilwoche.de
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