Felix Horch vom Fraunhofer IFAM über hocheffizienten Antriebsstrang für Nutzfahrzeuge
Flexibilität ist bei der 15. Ausgabe unserer Online-Konferenz „electrive.net LIVE“ das Stichwort von Felix Horch, Abteilungsleiter Elektromobilität, Fraunhofer IFAM. Mit seinem Team und anderen Fraunhofer-Instituten forscht Horch an der Dekarbonisierung von Nutzfahrzeugen – etwa im Projekt „HANNAe“.
„Egal ob mittlere Nutzfahrzeuge ab 3,5 Tonnen oder schwere Nutzfahrzeuge ab 15 Tonnen: Die Variantenvielfalt im Antriebstrang ist höher als beim Pkw“, berichtete Horch. „Teilweise geht es um die Reichweite, aber auch die Leistung, eine Volumenbegrenzung oder je nach Einsatzzweck auch die Achslasten.“
Dazu kommt die Grund-Herausforderung der Logistik. „Minimale TCO sind entscheidend für Wettbewerbsfähigkeit“, so Horch. „Wer in der Lage ist, mit geringeren TCO eine Logistik-Dienstleistung anzubieten, wird am Markt erfolgreich sein.“ Ein neuer und anfangs teurerer Antrieb passt da nicht ins Konzept – weshalb der Experte bei der TCO-Parität zu Dieselfahrzeugen politischen Förderungen einen enormen Einfluss zuspricht.
Im Rahmen ihrer verschiedenen Projekte haben die Fraunhofer-Forscher nicht nur die Dekarbonisierung in Deutschland und Europa mit den Anforderungen an die hiesige Infrastruktur untersucht. „Der Trend bei Nutzfahrzeugen geht zu kürzeren Haltezeiten. Die Fahrzeuge werden nicht mehr bis an ihr Lebensende von ein und derselben Firma gefahren, um die Anschaffung maximal auszunutzen“, erklärt Horch. „Nach drei bis fünf Jahren werden die Fahrzeuge weiterverkauft. Man kann also sagen: Was vor zehn Jahren bei uns der Stand der Technik bei der Abgasnachbehandlung war, fährt inzwischen in anderen Ländern rum.“
Horch fordert daher unterschiedliche Lösungen für Industrie- und Schwellenländer bei der Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs. Dabei kann die Batterie eine Rolle spielen, aber auch Wasserstoff oder je nach Markt auch serielle Hybride mit Synfuels oder Syngas. Am Fraunhofer IFAM wurde auch ein E-Motor für Nutzfahrzeuge entwickelt, der 230 kW leistet.
Solche Antriebe wird die Branche brauchen, denn auf dem Weg in die Klimaneutralität sieht das EU-Zwischenziel für 2030 eine CO2-Reduktion von 30 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019 im Straßengüterverkehr vor. In Europa setzen die Hersteller dabei vor allem auf stark steigende E-Anteile. Nur: „Man kann viel rechnen, am Ende des Tages ist es aber anders als bei den Pkw, wo es in Richtung Batterie-elektrische Fahrzeuge geht“, sagt Horch. „Bei den Nutzfahrzeugen sind die Anwendungsfälle so vielfältig, dass es nicht die eine Lösung für alle gibt.“
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