Porsche zahlt wohl Millionen-Betrag für Artemis-Rückzug
Für den Rückzug aus dem Artemis-Projekt greift Porsche offenbar tief in die Tasche: Um das Modell nicht bei VW Nutzfahrzeuge in Hannover bauen zu müssen, zahlen die Stuttgarter laut einem Medienbericht einen „kleinen dreistelligen Millionenbetrag“, also mindestens 100 Millionen Euro.
Der Zuschlag, die Artemis-Modelle von Audi, Porsche und Bentley im Werk Hannover von VW Nutzfahrzeuge zu bauen, galt als großer Erfolg für die Zukunft des Werks. Doch bereits im Laufe des vergangenen Jahres hab es Widerstand bei zwei der drei Marken. Die Bestätigung gab es dann im Dezember bei der Planungsrunde des VW-Konzerns: Der Beschluss sieht vor, dass in Hannover nur noch das Audi-Modell vollständig gebaut wird. Für den entsprechenden Bentley wird dort nur die Karosserie gefertigt, die Endmontage findet aber in England statt. Und Porsche wird sein Modell in Eigenregie bauen.
Wie die „Automobilwoche“ nun ohne Angabe von Quellen berichtet, soll Porsche nun eine Ausgleichszahlung an VWN geleitet haben. Mit dem Betrag solle es VW Nutzfahrzeuge ermöglicht werden, die durch den Rückzug entstandene Lücke in Hannover mit eigenen Modellen zu schließen. Von Porsche waren angeblich ab 2025 rund 25.000 Artemis-Fahrzeuge pro Jahr aus Hannover eingeplant, ein wichtiger Bestandteil der für den Standort vereinbarten Beschäftigungssicherung bis 2029.
Porsche galt bereits in der Vergangenheit als kein Freund des Projekts – die Artemis-Modelle sollen sich unter anderem durch fortgeschrittene autonome Fahrfunktionen auszeichnen, Porsche sieht seine Modelle aber als Sportwagen für Selbstfahrer. Auch die Idee, einen Porsche in dem Nutzfahrzeug-Werk bauen zu lassen, stieß in Zuffenhausen wohl auf wenig Gegenliebe. Porsche-Chef Oliver Blume wurde die Aussage zugeschrieben, er sehe Artemis „als Baukasten, aus dem sich Porsche bedient“. Bei der Digitalisierung etwa, aber eben nicht bei den Antrieben oder den autonomen Fahrfunktionen.
Wie kurz vor Weihnachten bekannt wurde, plant Porsche stattdessen zwei weitere E-Modelle in Eigenregie zu fertigen. In Leipzig sollen ein rein elektrischer Panamera-Nachfolger sowie ein weiteres E-Modell zusätzlich zum elektrischen Macan-Nachfolger gebaut werden. Bei dem intern wohl als K1 bezeichneten Modell soll es sich um „ein Crossover in den Abmessungen des Panamera“ handeln. Also ähnlich zu jenem Modell, das im Zuge des Artemis-Projekts in Hannover gebaut werden sollte.
Als Basis für den K1 dient nun aber nicht mehr Audis Artemis-Baukasten, sondern die Plattform des zuvor geplanten Elektro-Panamera, der 2024 oder 2025 startet. Der K1 dürfte den früheren Informationen zufolge ab 2026 anlaufen – also ein Jahr nach dem geplanten Start in Hannover. Zusätzlich dürfte ein elektrischer Nachfolger des großen SUV Cayenne im Werk Bratislava gebaut werden.
automobilwoche.de
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