Praxistest für E-Logistik in Hessen

Als erstes Unternehmen im deutschen Baustoffhandel nimmt die Stark Deutschland GmbH in Kooperation mit der Hochschule Fulda an einem Praxistest für eLogistik teil. Im Zentrum dieses realen Einsatztests steht die Auslieferung von Baustoffen mit einem vollelektrischen Lkw von MAN Truck & Bus, dem MAN eTGM, in Kombination mit einem E-Mitnehmstapler.

Der MAN eTGM ist für den elektrischen Verteilverkehr gedacht, um Waren zwischen zwei Standorten zu transportieren – entweder in der Werkslogistik (Porsche setzt einen eTGM zwischen Zuffenhausen und Freiberg am Neckar ein) oder in der City-Logistik. Wie MAN nun mitteilt, soll im Rahmen des Praxistests ein eTGM erstmals Baustellen mit Baumaterial beliefern. Das sei aufgrund der weniger gleichförmigen Routen ein neues Einsatzgebiet für den elektrischen 26-Tonner.

Eingesetzt wird der eTGM im Rhein-Main-Gebiet, konkret zwischen Frankfurt und Darmstadt. In den dortigen Niederlassungen von Raab Karcher, einer Marke von Stark Deutschland, wurden für den Praxistest Ladestationen mit jeweils 55 kW Leistung errichtet. Dort startet und beendet der eTGM seine Touren, die ersten Fahrten sind bereits absolviert. „Nach zwei Wochen im Einsatz bestätigen uns die Reaktionen unserer Kunden, dass wir mit der Teilnahme an dem gemeinsamen Projekt mit der Hochschule Fulda eine richtige und vor allem wegweisende Entscheidung getroffen haben“, so Timo Kirstein, Geschäftsführer Vertrieb bei Stark Deutschland.

Die Reichweite des MAN TGM 26.360 E LL, so seine offizielle Typenbezeichnung, beträgt laut dem Hersteller je nach Einsatzgebiet, klimatischen und topographischen Bedingungen bis zu 200 Kilometer – zwischen Frankfurt und Darmstadt stehen zumindest kaum Steigungen an. Die Größe der Batterie gibt MAN nicht genau an, geladen wird der Akku aber mit 22 oder 44 kW AC oder bis zu 150 kW DC.

Der eTGM wird von einem 264 kW starken Elektromotor angetrieben, der ein Drehmoment von maximal 3.100 Nm bereitstellt. Nebenaggregate wie Servolenkung, Luftkompressor sowie die Klimaanlage werden elektrisch betrieben und über das Energiemanagement bedarfsabhängig und damit energiesparend gesteuert.  Der für den Versuch zusätzlich genutzte Elektro-Mitnahmestapler kommt auf eine Traglast von 2,5 Tonnen und wird von einem 13 kW starken E-Motor betrieben.

„Auf dem Weg hin zu einem nachhaltigen Güterverkehr ist es notwendig, dass alle Branchen mit an Bord sind“, sagt Nils Heine, der bei der MAN Truck & Bus SE den Sales-Bereich eMobilty Truck verantwortet. „Deshalb freut es mich sehr, dass wir mit Stark einen Kunden aus einem Anwendungsgebiet im Baubereich von der Leistungsfähigkeit unseres Elektro-Lkw überzeugen konnten.“

Im Rahmen des Praxistests sollen in den kommenden Monaten Daten gesammelt werden, um das Potential von E-Lkw im Lieferverkehr zu untersuchen. Hierfür ist die Hochschule Fulda Teil des Projekts. „Wir wollen Wege aufzeigen, wie Unternehmen schon jetzt damit beginnen können, auf E-Lkw umzustellen“, sagt Hochschul-Professor Boris Zimmermann, Er hat berechnet, dass beim derzeitigen Energiemix in Deutschland der Einsatz eines E-Lkw mit circa 26 Tonnen Gesamtgewicht den jährlichen CO2-Ausstoß um bis zu 40 Tonnen reduzieren kann.

Das Projekt läuft bis Oktober 2023 und wird vom Hessischen Wirtschaftsministerium mit rund 443.000 Euro gefördert. „Wenn wir die Klimaerwärmung begrenzen wollen, müssen wir auch unsere Mobilität CO2-neutral organisieren“, sagt Staatssekretär Jens Deutschendorf. „Doch während Pkw mit Elektroantrieb mittlerweile serienreif sind, liegen wir bei den Nutzfahrzeugen noch zurück. Was fehlt, sind praktische Erkenntnisse zur Alltagstauglichkeit von E-Lkw. Mit unserer Förderung wollen wir dazu beitragen, diese Lücke zu schließen und den Übergang zum klimafreundlichen Güterverkehr zu beschleunigen. Das Interesse der Branche zeigt, wie notwendig dies ist.“
mantruckandbus.com, hs-fulda.de

0 Kommentare

zu „Praxistest für E-Logistik in Hessen“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch