Britishvolt erhält Millionenförderung und weitere Finanzierung für Batteriefabrik

Britishvolt hat für seine geplante Batteriezellfabrik in Blyth in der nordenglischen Grafschaft Northumberland eine Förderung in Höhe von 100 Millionen Pfund aus dem Automotive Transformation Fund der britischen Regierung gesichert. Zudem gibt es wohl einen ersten potenziellen Abnehmer.

++ Dieser Beitrag wurde aktualisiert. Sie finden die neuen Infos ganz unten. ++

Die staatliche Förderung von umgerechnet 120 Millionen Euro macht den Weg frei für eine private Finanzierung in Höhe von 1,7 Milliarden Pfund (rund zwei Milliarden Euro), welche die Investoren Tritax und Abrdn bereitstellen werden. Bei Tritax handelt es sich um einen auf Logistikimmobilien spezialisierten Investor, bei Abrdn um eine Investmentfirma.

Die Höhe der Förderung wurde allerdings weder von Britishvolt noch von der Regierung bestätigt, die Summe wird in verschiedenen Medien, darunter Reuters und „Autocar“, unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertrauten Quelle genannt. Trifft das zu, würde die Förderung geringer ausfallen als zunächst vermutet: Im November hatte die „Financial Times“ berichtet, dass Britishvolt mit einer Förderung von 200 bis 250 Millionen Pfund rechnen könne.

„Diese neue Batteriefabrik wird die Produktion von Elektrofahrzeugen in Großbritannien ankurbeln“, ließ der britische Premierminister Boris Johnson in einer Erklärung verlauten. Er fügte hinzu, dass sie hochqualifizierte Arbeitsplätze in den industriellen Norden bringen würde. Johnsons Regierung hat das Verbrenner-Aus bei Neuwagenverkäufen für 2030 beschlossen. Peter Rolton, Vorsitzender von Britishvolt, bezeichnete die Förderung und Investitions-Zusage als „wichtigen Schritt, um Großbritannien an die Spitze der globalen Energiewende zu bringen“.

Seit September laufen die Vorarbeiten für den Bau der Zellfabrik an der britischen Küste. Kurz vor Weihnachten wurde bekannt, dass Britishvolt Produktionsmaschinen beim deutschen Mittelständler Manz bestellt hat. Die Lieferung der Anlagen soll 2023 erfolgen, die Produktion soll gegen Ende des selben Jahres anlaufen. Die Besonderheit: Die Anlagen sollen flexibel verschiedene Zellformate und -geometrien fertigen können – also zylindrische und prismatische Zellen unterschiedlicher Größe.

Die Produktion soll zunächst im Umfang von vier GWh starten, später aber skaliert werden. Bisher war von rund 30 GWh die Rede, „Autocar“ berichtet nun von 48 GWh ab 2028. Allerdings geht „Autocar“ auch von 11 GWh in 2023 aus – wobei Manz klar bestätigt hat, dass die bestellten Anlagen bisher nur für vier GWh ausreichen.

Bisher hat das Unternehmen nicht angegeben, wer die Zellen aus britischer Produktion abnehmen wird. „In den kommenden Wochen“ werde man eine Reihe von Ankündigungen machen, von Forschungs- und Entwicklungskooperationen bis zu „Beziehungen zu erstklassischen britischen Automarken“.

Insidern zufolge, die etwa von Bloomberg und „Automotive News“ zitiert werden, soll es sich dabei um Lotus handeln. Die Geely-Tochter hat große Pläne, um eine Reihe von E-Autos – nicht nur Sportwagen – auf den Markt zu bringen. Sowohl Vertreter von Lotus als auch Britishvolt lehnten aber eine Stellungnahme ab.

Update 28.07.2022: Der angehende Batteriezellhersteller Britishvolt hat die Bestätigung von der britischen Regierung erhalten, dass das Unternehmen eine Finanzierung aus dem Automotive Transformation Fund (ATF) erhalten wird. Die genaue Höhe der Förderung wird in der Mitteilung aber nicht genannt – im Januar war von 120 Millionen Euro die Rede.

„Ich freue mich, bestätigen zu können, dass wir Britishvolt nun ein endgültiges Förderangebot über den Automotive Transformation Fund vorgelegt haben“, wird der britische Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng in der Unternehmensmitteilung zitiert. „Die Gigafactory von Blyth wird unsere Pläne, eine weltweit wettbewerbsfähige Lieferkette für Elektrofahrzeuge in Großbritannien zu etablieren, beschleunigen, und es ist fantastisch zu sehen, wie das Projekt voranschreitet.“

Britishvolt gibt an, dass die ATF-Finanzierung die eigenen Pläne unterstützen werde, für eine Gesamtinvestition von 3,8 Milliarden Pfund (derzeit 4,5 Milliarden Euro) die Batteriezellfabrik in der Grafschaft Northumberland zu bauen. „Während die überwältigende Mehrheit der Investitionen für das Projekt aus privaten Quellen kommen wird, ist die Zuschussfinanzierung der ATF sehr wichtig, um zu beweisen, dass die britische Regierung zuversichtlich ist, dass wir unsere Pläne umsetzen werden, und dies wird dazu beitragen, weitere private Investitionen zu generieren“, sagt Isobel Sheldon, Chief Strategy Officer bei Britishvolt.

Während die Fabrik selbst noch im Bau ist, bereitet sich das Unternehmen weiter auf den Produktionsstart vor. In einer weiteren Mitteilung kündigt Britishvolt an, mit BTR eine Absichtserklärung über die Lieferung von synthetischem Graphit und Siliziumoxid unterzeichnet zu haben. Das Anodenmaterial soll von BTR ausschließlich mit Wasserkraft verarbeitet werden und so zur Nachhaltigkeit der Batteriezellen von Britishvolt beitragen.

Noch ist es aber eine Absichtserklärung, Details zu Liefermengen oder dem Start der Belieferung werden in der Mitteilung nicht genannt. BTR plane zudem den Aufbau einer nachhaltigen Fertigungsbasis in Europa, um die Materialien nicht nur näher an der Britishvolt-Gigafactory zu fertigen, sondern auch die britische Lieferkette für die Materialien zu nutzen.
reuters.com, autocar.co.uk, theguardian.com, gov.uk (alle Finanzierung), autonews.com (Lotus-Gerüchte), britishvolt.com (Förderung, Update), britishvolt.com (BTR, Update)

0 Kommentare

zu „Britishvolt erhält Millionenförderung und weitere Finanzierung für Batteriefabrik“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch