Redwood Materials plant zwei Recycling-Fabriken in Europa
Das von Ex-Tesla-CTO JB Straubel gegründete Unternehmen Redwood Materials hat seine Expansion nach Europa angekündigt. Während Redwood in einer entsprechenden offiziellen Mitteilung bezüglich der Pläne für Europa noch recht vage bleibt, äußerte sich JB Straubel gegenüber in einem Interview konkreter.
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Wie Straubel dem „Spiegel“ sagte, seien in Europa mindestens zwei Großfabriken für Recycling und die nachhaltige Produktion von Batteriematerialien geplant. Dazu werde er in den nächsten Jahren mehrere Milliarden Euro investieren. Sein Team sehe sich bereits nach Standorten um – Straubel hat dabei konkrete Vorstellungen: Die Werke sollen möglichst nahe an bestehenden Auto- und Batteriefabriken entstehen.
Infrage kommt laut Straubel neben Skandinavien, Großbritannien und Osteuropa auch Deutschland. In allen genannten Ländern und Regionen befinden sich große Batteriefabriken oder sind geplant – von Branchen-Größen wie LG Energy Solution in Polen über bekannte Unternehmen wie Envision AESC im britischen Sunderland oder junge Unternehmen wie Northvolt in Schweden oder Britishvolt in England. Hinzu kommen noch die im Bau befindlichen Batteriewerke von chinesischen Herstellern wie CATL nahe Erfurt oder SVOLT im Saarland sowie die Bemühungen der deutschen Autobauer mit VW in Salzgitter und Stellantis und Mercedes in Kaiserslautern. Die Liste potenzieller Partner in Europa ist lang. Nicht zu vergessen ist auch Straubels Ex-Arbeitgeber Tesla, der in Grünheide neben dem Fahrzeugwerk auch eine Batteriefabrik bauen will. Über Panasonic ist Tesla auch der erste Autobauer, der Batterien mit recyceltem Material von Redwood bauen wird.
Wie Straubel nun gegenüber dem „Spiegel“ angab, soll Redwood ab 2024 nachhaltige Rohstoffe für Batterien in Europa produzieren. Mit der Expansion will Redwood an dem Elektroauto-Markt in Europa teilhaben, wo sich der Markt zuletzt deutlich dynamischer entwickelt hat als in den USA. Dort beherrscht Tesla den EV-Markt, die großen US-Hersteller kommen aber erst jetzt nach und nach mit ihren E-Modellen. Mit Ford ist Redwood zwar schon eine Kooperation eingegangen. Eine eigene Batterie-Produktion, in der Ford die recycelten Materialen einsetzen könnte, baut der US-Autobauer aber gerade erst gemeinsam mit SK Innovation auf.
Aufgrund der Marktentwicklung in Europa sieht Straubel den nächsten Lieferengpass auf die Autoindustrie zukommen. „Nach der Chipkrise drohen als Nächstes massive Engpässe bei den Batteriematerialien“, sagte der Redwood-Chef dem „Spiegel“. Derzeit befinde man sich in Verhandlungen mit weiteren Partnern. Darunter sind laut Straubel auch deutsche Hersteller.
Über entsprechende Kontakte verfügt Straubel aus seiner Tesla-Zeit: Er führte einst VW-Chef Herbert Diess durch Teslas Gigafactory 1 in Nevada, zudem sitzt Staubel im Verwaltungsrat des US-Feststoffbatterie-Entwicklers QuantumScape, an dem VW beteiligt ist. Mit Northvolt-Chef Peter Carlsson ist Straubel seit der gemeinsamen Zeit bei Tesla bekannt.
Das 2017 gegründete Redwood Materials hatte erst im vergangenen Jahr angekündigt, seine Aktivitäten über das reine Recycling hinaus auszuweiten und auch selbst Batterie-Materialien aus den wiedergewonnenen Rohstoffen herzustellen. Dabei handelt es sich zunächst um Kupferfolien für die Anoden-Produktion. Die Anlage entsteht im selben Industriegebiet, in dem Teslas Gigafactory 1 liegt. Dort verbaut Panasonic die Folien in die 2170-Rundzellen für Tesla.
Mit der US-Produktion von Anodenfolien will Redwood auch die Nachhaltigkeit des Produkts erhöhen, nicht nur durch das Recycling. Die überwiegende Mehrheit der Anodenfolien wird derzeit in Asien hergestellt – mit entsprechend langen Transportwegen in die USA oder nach Europa. „Durch die Lokalisierung von Kupferfolie in den USA machen wir dieses Produkt nachhaltiger und senken gleichzeitig die Kosten und Risiken in der Lieferkette“, so das Unternehmen. „Allein durch die Lokalisierung dieses Produkts wird Redwood jedes Jahr mehr als 5.500 Tonnen CO2 einsparen.“
Ähnliches ist also nun für Europa geplant. Während das Unternehmen selbst in der Mitteilung noch sehr allgemeine Formulierungen gewählt hat, sind die Planungen laut dem „Spiegel“-bericht schon deutlich weiter. Ex-BASF-Manager Dirk Demuth soll demnach die Europa-Expansion leiten. Er verantwortete bei dem Chemiekonzern unter anderem Entwicklung, Vertrieb und Produktion von Katalysatoren für die Autoindustrie. Seine erste große Aufgabe: kurzfristig Dutzende Fach- und Führungskräfte anheuern.
Update 02.09.2022: Nachdem Redwood Materials im Februar seine Expansion nach Europa mit mindestens zwei Großfabriken für Recycling und die nachhaltige Produktion von Batteriematerialien angekündigt hatte, hat sich die Standortsuche hierfür inzwischen offenbar deutlich verengt. Ein Standort im Nordosten Deutschlands zähle zu den Favoriten, wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf drei mit den Vorgängen vertrauten Personen berichtet. Das Investment könnte jedoch noch an den hohen Energiekosten in Deutschland scheitern, weshalb auch ein skandinavischer Standort in Betracht komme, etwa in Mittel- oder Nordschweden.
Laut mehreren Insidern befinde sich das Unternehmen in detaillierten Standortgesprächen und erstelle derzeit die finalen Kostenschätzungen. Im Anschluss soll der Genehmigungsprozess gestartet und die abschließende Standortentscheidung gefällt werden. Redwood wolle nach aktuellem Plan in diesem Herbst entscheiden und habe bereits ein kleines Büro in Mannheim aufgebaut, von wo aus der Ex-BASF-Manager Dirk Demuth die Europa-Expansion leiten soll.
redwoodmaterials.com (Mitteilung), spiegel.de, handelsblatt.com (Update)
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