Ford trennt Elektroauto-Geschäft ab
Der US-Autobauer Ford hat angekündigt, sein Automobilgeschäft in zwei separate Unternehmen zu trennen. Elektrofahrzeuge werden künftig von „Ford Model e“ entwickelt und gebaut, die Verbrenner von „Ford Blue“. Zudem erhält Fords Europa-Chef Stuart Rowley im Zuge der Umstrukturierung eine neue Aufgabe.
Nun also doch: Ford spaltet sein Auto-Geschäft auf, obwohl das Unternehmen den Schritt bis zuletzt dementiert hatte. „Wir haben keine Pläne, unser Geschäft mit Batterie-elektrischen Fahrzeugen oder unser traditionelles Verbrenner-Geschäft auszugliedern“, hatte Ford-CEO Jim Farley noch Mitte Februar gesagt.
Wie der Autobauer nun im Rahmen seines überarbeiteten „Ford+“-Plans bestätigt, gibt es in der Auto-Sparte künftig zwei Divisionen. „Wir gehen aufs Ganze und schaffen separate, aber komplementäre Unternehmen, die uns Start-up-Geschwindigkeit und ungezügelte Innovation im ‚Ford Model e‘ geben, zusammen mit dem industriellen Know-how, dem Volumen und den Kultmarken von ‚Ford Blue‘ wie Bronco, von denen Start-ups nur träumen können“, wird Farley nun zitiert.
Es werden zwei Unternehmen geschaffen, „die bereit sind, sowohl gegen neue EV-Konkurrenten als auch gegen etablierte Autohersteller zu konkurrieren und zu gewinnen“, heißt es in der Mitteilung. „Ford Model e“ werde dabei „die Innovation und Bereitstellung bahnbrechender Elektrofahrzeuge in großem Maßstab beschleunigen und Software sowie Technologien und Dienstleistungen für vernetzte Fahrzeuge für ganz Ford entwickeln“. Obwohl „Ford Blue“ und „Ford Model e“ als eigenständige Unternehmen am Markt tätig sein sollen, werde man „relevante Technologien und Best Practices“ teilen.
Den Entscheidung zur Neustrukturierung begründet Ford mit der Erkenntnis, „dass unterschiedliche Ansätze, Talente und letztendlich Organisationen erforderlich sind, um die Entwicklung und Bereitstellung von elektrischen und digital vernetzten Fahrzeugen und Dienstleistungen von Ford voranzutreiben und die ikonische Familie von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor voll auszuschöpfen“.
Die E-Sparte soll laut Farley „Fords Zentrum für Innovation und Wachstum sein, ein Team der weltbesten Software-, Elektro- und Automobiltalente, die losgelassen werden, um wirklich unglaubliche Elektrofahrzeuge und digitale Erlebnisse für neue Generationen von Ford-Kunden zu schaffen“. Dafür solle „Ford Model e“ die besten Software-, Ingenieur-, Design- und UX-Talente gewinnen und halten – was sich Ford mit dem Verbrenner-Geschäft offenbar nicht mehr zugetraut hat.
Zudem soll die Sparte Schlüsseltechnologien für die E-Fahrzeuge entwickeln, etwa Plattformen, Batterien, E-Motoren, Wechselrichter, Ladesysteme und das Recycling. Und eben vernetzte Software- und Fahrzeugarchitekturen. Das Ziel: Nicht weniger als zwei Million verkaufte Elektroautos weltweit im Jahr 2026.
Geleitet wird „Ford Model e“ in Personalunion von Konzern-CEO Farley. Zu seinem Führungsteam wird Lisa Drake als Vice President für EV-Industralisierung gehören, aber auch Ex-Tesla-Ingenieur Doug Field als „Chief EV and Digital Systems Officer“– sprich als Leiter der Produktentwicklung. „Das Entwerfen wirklich unglaublicher elektrischer und softwaregesteuerter Fahrzeuge – mit Erfahrungen, die sich Kunden noch nicht einmal vorstellen können – erfordert einen sauberen Ansatz“, sagt Field. „Wir schaffen eine Organisation, die vom gesamten Know-how und den Fähigkeiten von Ford profitiert, sich aber mit Geschwindigkeit und uneingeschränktem Ehrgeiz bewegen kann, um revolutionäre neue Produkte zu entwickeln.“
Marin Gjaja wird Chief Customer Officer von Model e sein und die Bereiche Markteinführung, Kundenerlebnis und neue Geschäftsinitiativen der Division leiten. Darren Palmer wird Vice President für die Elektrofahrzeugprogramme. Nicht zum Führungsteam von „Ford Model e“ gehört Ted Cannis, der lange Zeit Director Global Electrification war: Cannis ist CEO des Software-Diensts Ford Pro, mit dem der Autobauer Erlöse aus dem Software-Geschäft erzielen will.
Im Zuge der Neuaufstellung erhält der bisherige Europa-Chef von Ford, Stuart Rowley, nun eine globale Aufgabe. Als „Chief Transformation and Quality Officer“ werde er „Qualität als Grund für die Wahl eines Ford etablieren und Fords Streben nach verbesserter Effizienz, reduzierter Komplexität und einer schlanken, vollständig wettbewerbsfähigen Kostenstruktur im gesamten Unternehmen vorantreiben“, wie es in der Mitteilung heißt. Ob seine Stelle bei Ford Europa direkt nachbesetzt wird, geht aus der Mitteilung nicht hervor.
ford.com
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