Mercedes plant Batterie-Recycling auch in China und den USA
Mercedes-Benz hat seine weltweite Strategie für das Recycling von EV-Batteriesystemen vorgestellt. Diese beinhaltet zunächst den Aufbau der bereits bekannten eigenen Pilot-Batterierecyclingfabrik in Kuppenheim, aber auch Anlagen in China und den USA.
Die Recyclingfabrik im badischen Kuppenheim hatte der Konzern – damals noch als Daimler AG – bereits im November 2021 bestätigt, damals wurde als geplanter Produktionsstart 2023 genannt. Nun gibt es zu der Anlage einige Details, die Mercedes bisher nicht veröffentlicht hat.
So soll die Anlage ein hydrometallurgisches Verfahren nutzen und erproben, das eine Recyclingquote von 96 Prozent entspricht. Die Mercedes-Tochter Licular, die wie berichtet im vergangenen Jahr für den Aufbau der Kuppenheimer Recyclinganlage gegründet wurde, wird dabei mit Primobius als Technologiepartner kooperieren. Primobius ist seinerseits ein Joint Venture des deutschen Maschinenbauunternehmens SMS Group sowie des australischen Projekt-Entwicklers Neometals und soll laut Mercedes „das notwendige technologische Know-how inklusive entsprechender Voruntersuchungen in das Vorhaben“ einbringen.
Der Schritt zu einem hydrometallurgischen Verfahren ist wenig überraschend, da es deutlich höhere Recyclingquoten als die früheren pyrometallurgischen Verfahren bietet, bei der einige Materialien schlichtweg verbrannt sind. Auch Volkswagen setzt bei seiner Pilot-Recyclinganlage in Salzgitter auf die Hydrometallurgie.
Mercedes geht nach eigenen Angaben in Kuppenheim aber einen Schritt weiter: So soll die Pilotfabrik künftig die gesamte Prozesskette des Batterierecyclings abbilden: von der Entwicklung von Logistikkonzepten, über das nachhaltige Recycling der wertvollen Rohstoffe bis hin zur Reintegration von Rezyklat in die Herstellung neuer Batterien. In Salzgitter findet nur die mechanische Aufarbeitung der Altbatterien statt, die „schwarze Masse“ wird von Partnern hydrometallurgisch verarbeitet. Laut Mercedes ist die direkte Integration der Hydrometallurgie in das Gesamtkonzept einer Recyclingfabrik europaweit eine Premiere.
Zudem gibt es Details zum Ablauf: Bis 2023 entsteht – wie in Salzgitter – eine Anlage zur mechanischen Zerlegung. In einem zweiten Schritt sollen – vorbehaltlich der vielversprechenden Gespräche mit der öffentlichen Hand – die Anlagen zur hydrometallurgischen Aufbereitung der Batteriematerialien in Betrieb gehen. Eine Jahreszahl nennt Mercedes hier aber nicht. Dafür ist die Kapazität bekannt: Die Pilotanlage soll eine Jahreskapazität von 2.500 Tonnen umfassen, was für die Produktion von mehr als 50.000 Batterie-Modulen (wohlgemerkt nicht einbaufähigen Batterie-Packs) reichen soll.
Vorerst will Mercedes einen nicht näher genannten zweistelligen Millionenbetrag in Forschung und Entwicklung sowie den Aufbau der Pilotfabrik investieren. Dem Projekt wurde im Rahmen des Batterie-Innovationsförderprogramms des deutschen Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz eine Förderung in Aussicht gestellt.
Analog zu dem in Kuppenheim erprobten Verfahren will Mercedes nach eigenen Angaben mit weiteren Partnern in China und den USA zusammenarbeiten, um für das Batterierecycling einen geschlossenen Wertstoffkreislauf darzustellen – neben einer CO2-neutralen Produktion und der Umstellung auf ein vollelektrisches Fahrzeugportfolio sei für die Nachhaltigkeit auch ein geschlossener Wertstoffkreislauf zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs entscheidend, so Mercedes.
„Mercedes-Benz verfolgt mit Blick auf die Ressourcenschonung ein klares Ziel: Maximale Kreislaufwirtschaft bei allen verwendeten Rohstoffen“, sagt Jörg Burzer, Mitglied des Vorstands der Mercedes-Benz Group AG, Produktion und Supply Chain Management. „Das nachhaltige Batterierecycling ist dabei ein wesentlicher Faktor – und zwar weltweit. Mit unserer neuen Recyclingfabrik am Standort Kuppenheim steigern wir die Recyclingquote auf mehr als 96 Prozent und bauen unsere eigenen Kompetenzen im Bereich der Batteriewertschöpfung konsequent aus.“ Auch Burzer spricht die „Hightech-Partnern in China und den USA“ an, nennt aber keine Namen.
„Wir sind stolz einer der Ersten zu sein, die eine ressourcenschonende Recyclingtechnologie im Herzen Europas realisieren“, sagt Horst Krenn, Geschäftsführer der Primobius GmbH. „Das gemeinsame Projekt mit Mercedes-Benz zeigt, dass unser zweistufiger Recyclingprozess und insbesondere die hohen Rückgewinnungsquoten der Hydrometallurgie die Bedürfnisse der Branche schon heute erfüllt.“
mercedes-benz.com
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